Kyocera nennt Standort China „nicht tragfähig“
mf Tokio
Der japanische Elektronikkonzern Kyocera investiert wegen der US-Beschränkungen für die Halbleiterindustrie stärker in Japan. „Das Geschäftsmodell, in China zu produzieren und ins Ausland zu exportieren, ist nicht mehr tragfähig“, sagte Kyocera-Chef Hideo Tanimoto. Neben den gestiegenen Löhnen sei die Ausfuhr in bestimmte Regionen „offensichtlich schwierig bei allem, was zwischen den USA und China passiert“. Ohne fortgeschrittene Chiptechnologie könne man in China nicht mehr fertigen.
Mit einem Weltmarktanteil von 70% ist Kyocera der wichtigste Zulieferer von keramischen Elektronikkomponenten für die Werkzeugmaschinen zur Herstellung von Chips und daher von den US-Exportkontrollen für die Halbleiterindustrie direkt betroffen. Japan und die Niederlande schlossen sich den Beschränkungen an. Wegen der verringerten Lieferungen von Chipanlagen nach China erwartet Kyocera bereits im auslaufenden Geschäftsjahr knapp ein Drittel weniger Betriebsgewinn als vorhergesagt.
Vor diesem Hintergrund kündigte das Unternehmen aus Kyoto im November eine Verdopplung der Investitionen bis 2025 auf 900 Mrd. Yen (6,3 Mrd. Euro) an, um die Produktion von Chipkomponenten und Smartphone-Kondensatoren auszuweiten. Nach fast 20 Jahren errichtet Kyocera dafür wieder eine Fabrik in Japan, die 2026 in Nagasaki in Betrieb gehen soll.
Ein bestehendes Werk in Kagoshima wurde bereits für 62,5 Mrd. Yen (434 Mill. Euro) ausgebaut. Schon 2019 verlagerte das Unternehmen, das auch Smartphones und Solarzellen herstellt, die Produktion von Kopierern für den US-Markt nach Vietnam, als die Trump-Regierung Zölle gegen China verhängte. Fahrzeugkameras laufen nicht mehr in China, sondern in Thailand vom Band.
Ein neuer Schwerpunkt wird die Massenfertigung von „halbfesten“ Batterien mit hoher Kapazität mit einer von 3M lizenzierten Technologie ab dem Jahr 2025. Kleinere Akkus produziert Kyocera schon in Japan. Im Gegensatz zu Lithium-Ionen-Akkus sind „halbfeste“ Batterien schwerer entzündlich, lassen sich häufiger laden und halten länger. Dadurch sinkt der „CO2-Fußabdruck“ ihrer Produktion. Damit eignen sie sich für den Export in die EU. Brüssel will die Einfuhr von Akkus mit hohen Emissionen ab 2027 einschränken.