Studie

Längere Nutzung fordert Handybauer

Dass Verbraucher immer länger an ihren Smartphones festhalten, ist gut für die Umwelt, aber schlecht für das Geschäft der Hersteller. Laut einer Studie von Euler Hermes drohen der Branche dadurch Umsatzeinbußen von insgesamt 134 Mrd. Dollar bis zum Jahr 2025.

Längere Nutzung fordert Handybauer

kro Frankfurt

Das wachsende Umweltbewusstsein privater Verbraucher setzt Smartphonehersteller zunehmend unter Innovationsdruck. Laut einer Studie des Kreditversicherers Euler Hermes drohen bis zum Jahr 2025 durch die immer längere Nutzungsdauer der Geräte Umsatzeinbußen von weltweit insgesamt 134 Mrd. Dollar.

„Verbraucher sind in den letzten Jahren nachhaltiger geworden und halten inzwischen wesentlich länger an ihren Smartphones fest“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Demnach würden Europäer ihre Geräte aktuell durchschnittlich nach rund 40 Monaten tauschen, während es im Jahr 2016 noch 32 Monate waren. In den USA legen sich die Verbraucher derzeit nach rund 24 Monaten ein neues Handy zu, womit sich die Nutzungsdauer im Vergleich zu 2016 dort um 30 % verlängert hat. „Die Austauschzyklen werden sich auch in den kommenden Jahren verlängern“, sagt Aurélien Duthoit, Branchenexperte bei Euler Hermes. Treiber dieser Entwicklung seien nicht nur die Verbraucher selbst, sondern auch gesetzliche Vorgaben, die Hersteller − vor allem in Europa − zunehmend dazu verpflichten, die Reparaturfähigkeit ihrer Geräte zu verbessern.

Unter der Annahme, dass sich die Austauschzyklen somit im gleichen Maße verlängern wie bisher, könnte die Nutzungsdauer von Smartphones im Jahr 2025 weltweit bei durchschnittlich 72 Monaten liegen. Aktuell sind es noch 55 Monate. Laut Duthoit geraten die Hersteller dadurch unter Zugzwang und müssten sich an die neuen Gegebenheiten anpassen. „Auch die Branchenkonsolidierung wird hier eine Rolle spielen, insbesondere in China und Vietnam“, so der Experte. Besonders betroffen seien dabei Hersteller aus der zweiten Reihe, die sich schon jetzt auf günstige Geräte spezialisieren − denn mit der sinkenden Nachfrage werden sie ihre Preise als Erste noch weiter drücken müssen. Im vergangenen Jahr hatte bereits die südkoreanische LG vor dem Hintergrund das Handtuch geworfen und sich aus dem verlustreichen Smartphonegeschäft zurückgezogen. Un­ternehmen wie die beiden Marktführer Apple und Samsung könnten es mit ihren hochpreisigen State-of-the-Art-Geräten hingegen schaffen, die niedrigeren Verkaufsvolumen zu kompensieren, wie es in der Studie heißt. Schon jetzt sei der Marktanteil von Smartphones, die mehr als 800 Dollar kosten, auf über 10 % gestiegen. Vor fünf Jahren waren es noch weniger als 5 %.

Viele Hersteller würden sich vor allem auch mit Blick auf den neuen Mobilfunkstandard 5G Hoffnungen auf anziehende Verkäufe machen, heißt es in der Studie. Jedoch hätten erste Erfahrungen in China gezeigt, dass sich Verbraucher nach dem Start nicht unbedingt auf 5G-fähige Geräte gestürzt haben. „Bisher fehlt die absolute ‚Killer-Funktion‘ bei den 5G-Geräten“, sagt Duthoit. Hier böten sich für die Hersteller noch Chancen, sich mit einer solchen Funktion ganz nach vorn zu katapultieren.