Chemieindustrie

Lanxess beziffert Gasembargo-Effekt

Lanxess schlüpft in die Vorreiterrolle und beziffert als erstes Unternehmen die Belastungen aus einem möglichen Gasembargo. Das operative Ergebnis würde mit 80 bis 120 Mill. Euro belastet.

Lanxess beziffert Gasembargo-Effekt

ab Köln – Lanxess ist mit Schwung in das neue Geschäftsjahr gestartet und bestätigt vor diesem Hintergrund die qualitative Prognose für das Gesamtjahr. Zugleich aber warnte Vorstandschef Matthias Zachert vor den Folgen eines möglichen Gasembargos. Lanxess habe die Analyse der Lieferketten und Energieversorgung in den vergangenen Wochen abgeschlossen und zumindest einen Plan samt Prüfung der technischen Machbarkeit für den Worst Case erarbeitet, sagte der Lanxess-Chef. „Wir wissen genau, was wir tun müssten.“

Für den Fall, dass Gas massiv kontingentiert würde, müsste Lanxess gasintensive Produktionen komplett herunterfahren. Zugleich würde die Produktion in anderen Betrieben gedrosselt. Lanxess setzt Gas vornehmlich zur Dampferzeugung ein. Auf das Jahr gerechnet ergebe sich eine Belastung für das operative Ergebnis (Ebitda) von 80 bis 120 Mill. Euro. Darin nicht enthalten seien indirekte Effekte, die sich aus den Folgen in der industriellen Wertschöpfungskette ergäben. „Diese sind nicht kalkulierbar“, sagte Zachert und ergänzte: „Wenn die Chemieindustrie steht, steht die gesamte Industrie still.“ Analysten begrüßten die klaren Worte, die Aktie gab jedoch um 7,2% nach und verließ den Handel mit 35,34 Euro.

Doch auch jenseits des befürchteten Gasembargos sei die Situation mit Blick auf die Energiepreise alarmierend. Langfristig beeinträchtigten die hohen Preise die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. Zwar sei es Lanxess im Auftaktquartal gelungen, die gestiegenen Kosten weiterzugeben. Da die Chemie am Anfang der Wertschöpfungskette stehe, sei es jedoch nur eine Frage der Zeit, wann die Preissteigerungen beim Verbraucher ankämen. Gleichwohl sorgt sich der Lanxess-Chef nicht um die Nachfrage, denn die Nachholeffekte im Gefolge der Pandemie seien immer noch immens. Auch dürften die Lieferkettenprobleme die Industrie noch eine Weile begleiten.

Wenn sich die Energiepreise auf dem gegenwärtigen Niveau stabilisierten, wäre Lanxess 2022 mit einer auf 1 Mrd. Euro verdoppelten Energierechnung konfrontiert. Da die Weitergabe der gestiegenen Preise nur mit Zeitverzug gelinge, dürften die Kosten im zweiten Quartal „voll durchschlagen“. Dennoch geht Lanxess davon aus, im laufenden Quartal operativ 280 bis 350 Mill. Euro und damit mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres (277 Mill. Euro) zu verdienen. Aufgrund der hohen Unsicherheiten bleibt es bei der Aussage, im Gesamtjahr ein „signifikant“ über dem Vorjahreswert liegendes Ebitda anzustreben.

Im Berichtsquartal stieg der Konzernumsatz um fast 44% auf 2,43 Mrd. Euro und das bereinigte Ebitda um ein Drittel auf 320 Mill. Euro. Die gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten spiegeln sich in der Kapitalflussrechnung. Der operative Cashflow drehte im Berichtsquartal auf – 177 (33) Mill. Euro. Den zusätzlichen Liquiditätsbedarf habe Lanxess im März mit der Emission einer Anleihe von 600 Mill. Euro gedeckt.

Lanxess
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal       
in Mill. Euro20222021
Umsatz2 4321 693
Bereinigtes Ebitda320242
Ebit15698
Periodenergebnis9863
Operativer Cashflow−17733
Nettoverschuldung2 5012 345*
*) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung