Lanxess sieht Talsohle erreicht
Chemie setzt zur Erholung an
Lanxess startet dennoch mit Quartalsverlust – Evonik hat Talsohle durchschritten
ab Düsseldorf
Die weltweite Chemienachfrage nimmt langsam wieder Fahrt auf. Zwar ist Lanxess auch in das neue Geschäftsjahr mit roten Zahlen gestartet, doch „es scheint, dass wir die konjunkturelle Talsohle in der Chemie erreicht haben“, sagte Vorstandschef Matthias Zachert bei der Präsentation des Zwischenberichts.
Andernorts, namentlich bei Evonik, hat die Erholung schon eingesetzt. Von einem „Aufschwung auf breiter Front“ will jedoch auch Vorstandschef Christian Kullmann nicht sprechen. Evonik hatte Mitte April vorläufige Zahlen vorgelegt, die jetzt bestätigt wurden.
Lagerabbau beendet
Alles dreht sich um die Absatzmengen, die im vorigen Jahr industrieweit dramatisch zurückgegangen waren, nicht zuletzt aufgrund eines drastischen Lagerabbaus bei den Kunden. Doch während Evonik und Covestro mit sichtlichen Mengensteigerungen im ersten Quartal aufwarteten, gingen die Verkaufsmengen bei Lanxess erneut um mehr als 5 Prozentpunkte zurück.
Dennoch gibt sich Zachert zuversichtlich: Mit Ausnahme der Agrochemie sei der Lagerabbau zu einem Ende gekommen, sagte er. Aus dieser Industrie sei erst in der zweiten Jahreshälfte mit einer Belebung zu rechnen. Insgesamt lagen die Absatzmengen im Berichtsquartal Zachert zufolge bereits über den Mengen der vorherigen Quartale. Bevor die Chemienachfrage wieder auf normalen Niveaus ankomme, werde allerdings noch einige Zeit vergehen.
Gleichwohl haben sich die Kölner ein anspruchsvolles Gewinnziel gesteckt, soll das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) im Gesamtjahr doch um 10% bis 20% wachsen. Allerdings gilt es dabei zu berücksichtigen, dass sich diese Ergebnisgröße im vorigen Jahr auf 512 Mill. Euro nahezu halbiert hatte. Zur Ergebnissteigerung sollen neben einer besseren Anlagenauslastung auch Kosteneinsparungen beitragen. Für den laufenden Turnus taxiert Lanxess Einsparungen aus dem im Vorjahr aufgelegten Effizienzprogramm „Forward!“ auf 90 Mill. Euro. 2025 sollen weitere 60 Mill. Euro dazukommen.
Portfolioumbau läuft
Im Berichtsquartal brach das bereinigte Ebitda um über 46% auf 101 Mill. Euro ein, die Marge erreicht nur schmale 6,3%. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern landete mit −57 (i.V. 34) Mill. Euro in den roten Zahlen. Die negativen Sondereinflüsse summierten sich auf 19 Mill. Euro und entfielen nach den Angaben auf Aufwendungen für das Effizienzprogramm sowie Aufwendungen im Zusammenhang mit IT- und Digitalisierungsprojekten und M&A-Aktivitäten. Derzeit läuft der Verkaufsprozess für Urethane Systems. Das Geschäft entwickle sich im bisherigen Jahresverlauf positiv. In den kommenden Wochen werde der Bieterkreis eingeengt, kündigte Zachert an. Nach früheren Angaben steht das Geschäft für einen Umsatz von um die 200 Mill. Euro.
Envalior-Beteiligung belastet
Mit dem Verkauf wäre der Rückzug aus dem Polymergeschäft abgeschlossen. Zwar verfügt Lanxess noch über eine 40-prozentige Beteiligung an Envalior, dem Gemeinschaftsunternehmen mit Advent, hier dürfte der vollständige Rückzug aber einzig eine Frage der Zeit sein.
Die Beteiligung an dem Hersteller von Hochleistungskunststoffen, die im Finanzergebnis auftaucht, hat Lanxess im Auftaktquartal deutlich belastet. Die at Equity bilanzierten Beteiligungen bescherten im Berichtsquartal einen Verlust von 46 Mill. Euro. Auch dadurch stand unter dem Strich ein Quartalsverlust von 98 Mill. Euro. Zugleich flossen aus dem operativen Geschäft 48 Mill. Euro ab. Die Nettoverschuldung belief sich auf 2,6 Mrd. Euro.
Auch Evonik hat ein Effizienzprogramm aufgelegt, das vom Jahresende an Einsparungen bringen soll. Bis zum dritten Quartal soll die organisatorische Neuaufstellung ausgearbeitet sein, heißt es.