Sparprogramm wirkt

Lanxess zieht sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf

Das Sparprogramm zeigt Wirkung: Lanxess hat das operative Ergebnis im zweiten Quartal signifikant ausgebaut. Von einer breiten Markterholung kann jedoch keine Rede sein. Vor allem die Schwäche in der Agrochemie ist hartnäckig.

Lanxess zieht sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf

Lanxess spart sich gesund

Markterholung lässt auf sich warten – Fortschritte beim Abarbeiten der Verkaufsliste

ab Köln

Nach sechs schwierigen Quartalen in Folge macht Lanxess nun erstes Licht am Ende des Tunnels aus. Allerdings: „Eine Erholung auf breiter Front ist weiter nicht in Sicht“, sagte Vorstandschef Matthias Zachert bei der Vorlage des Zwischenberichts. Vielmehr sei es Lanxess dank rigoroser Sparmaßnahmen gelungen, die Kostenbasis zu verbessern. Nach früheren Angaben sollen im laufenden Turnus 90 Mill. Euro aus dem im Vorjahr aufgelegten Effizienzprogramm „Forward!“ eingespart werden und bis 2025 weitere 60 Mill. Euro.

Die Wirkung zeigte sich im zweiten Quartal in einem um fast 70% auf 181 Mill. Euro verbesserten operativen Ergebnis (Ebitda), obwohl der Umsatz um 5,6% auf 1,7 Mrd. Euro abbröckelte. Vorläufige Eckdaten hatten die Kölner schon Mitte Juli vorgelegt und dabei die Prognose bestätigt. Wie sich jetzt in der Segmentdarstellung zeigt, haben alle drei Divisionen die Markterwartungen übertroffen. Das mündete in einem Kurssprung um in der Spitze 7,4%. Allerdings hatte der MDax-Wert in den vergangenen drei Wochen auch reichlich Boden verloren.

Höhere Kapazitätsauslastung

Leichte Volumenzuwächse im Berichtsquartal sorgten bei Lanxess für eine besser Kapazitätsauslastung, die sich laut Zachert zwischen 70 und 71% bewegt. Damit sei das Normalniveau, das bei 78 bis 82% liege, zwar noch nicht erreicht. Lanxess erlaube dieses Niveau jedoch, wieder Geld zu verdienen. Das lasse sich an der Entwicklung im freien Mittelzufluss ablesen. Mit 83 Mill. Euro fiel der Free Cashflow im Berichtsquartal atypisch positiv aus. Üblicherweise sei das zweite Quartal von einem Mittelabfluss geprägt, führte der Lanxess-Chef aus.

Dadurch konnte auch die Nettoverschuldung im Vergleich zur Jahresmitte 2023 um 11% auf 2,5 Mrd. Euro gedrückt werden. Lanxess hatte sich vor der Krise mit einigen Akquisitionen gestärkt, die die Verschuldung in die Höhe getrieben hatten.

Seit es konjunkturell abwärts geht, hat sich der Verschuldungsgrad entsprechend erhöht. Moody’s senkte die Bonitätseinstufung auf „Baa3“ und beließ den Ausblick auf negativ.

Nettoverschuldung sinkt

Finanzchef Oliver Stratmann gab nun Entwarnung. Wenn die Entwicklung wie erwartet eintrete, werde das Verhältnis der Nettoschulden zum operativen Ergebnis deutlich zurückkommen. Ende 2023 hatte die Verschuldung fast das 5-Fache des bereinigten Ebitda ausgemacht. Wenn es gut laufe, könne vielleicht sogar eine 3 vor dem Komma stehen, sagte der Finanzchef. „Dann sollte das Thema Verschuldung kein Thema mehr sein.“

Unterstützung könnte es dabei von Verkäufen einzelner Geschäfte geben. Bekanntermaßen sucht Lanxess einen Käufer für das Urethane-Geschäft, das nicht recht ins Portfolio passt. Er gehe davon aus, noch im dritten Quartal Vollzug melden zu können, sagte Zachert. Auch die Trennung von der Chromoxid-Produktion steht offenbar kurz vor dem Abschluss. „Hier sind wir auf der Zielgeraden“, fasste sich der Lanxess-Chef kurz.

Lanxess ist vor allem von der Schwäche im Geschäft mit Agrochemikalien und in der Bauindustrie betroffen. Ersteres schlug sich in der Division Consumer Protection nieder – die einzige Sparte, die im Berichtsquartal einen kleinen Ergebnisrückgang verzeichnete. Im Vergleich zum ersten Quartal hätten jedoch alle drei Segmente ihre Ergebnisse verbessert. Das liege aber weniger an einer breiten Erholung, die Rahmenbedingungen blieben herausfordernd.