Panzerallianz gescheitert

Leonardo macht Rheinmetall schöne Augen

Die geplante Panzer-Allianz zwischen Leonardo und dem deutsch-französischen Konsortium KNDS ist gescheitert. Nun sucht Leonardo einen neuen Partner. Das dürfte Rheinmetall sein.

Leonardo macht Rheinmetall schöne Augen

Leonardo macht Rheinmetall schöne Augen

Der italienische Rüstungskonzern sucht nach dem Scheitern der Panzer-Allianz mit KNDS einen neuen Partner

bl Mailand

Die im Dezember 2023 angekündigte Panzer-Allianz zwischen der deutsch-französischen KNDS (Krauss-Maffei-Wegmann/Dexter) und dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo zur Entwicklung und zum Bau einer neuen Kampfpanzergeneration ist gescheitert. „Trotz intensiver Bemühungen“ sei es nicht gelungen, sich auf ein gemeinsames Projekt zu einigen“, teilte der zu 30% staatliche italienische Konzern mit. Im Gespräch war auch eine prozentuale Beteiligung von Leonardo an dem deutsch-französischen Projekt von bis zu 33%. Nach Informationen der Börsen-Zeitung strebt Leonardo nun ein Bündnis mit Rheinmetall an.

Betroffen von dem Stopp des Projekts mit KNDS ist relativ kurzfristig auch die geplante Lieferung von bis zu 250 Panzern vom Typ Leopard 2 A8 mit einem Auftragsvolumen von 8 Mrd. Euro. Die Italiener drangen auf einen hohen italienischen Fertigungsanteil von bis zu 50%, etwa mit einem Geschütz-Turm der Leonardo-Tochter Oto Melara und Rüstungselektronik ihrer deutschen Beteiligung Hensoldt. Das haben die Deutschen mit Hinweis darauf abgelehnt, „die Standardkonfiguration des Leopard 2 sichern“ zu wollen. Die italienischen Streitkräfte wollen den in den 80er Jahren von Fiat, Oto Melara und Iveco Defence Vehicles entwickelten Schützenpanzer Dardo 2025 ausmustern und brauchen dafür sowie für den Kampfpanzer Ariete Ersatz. Leonardo und KNDS hatten im Dezember 2023 eine Absichtserklärung zur Bildung einer weitreichenden und dauerhaften Allianz veröffentlicht.

Leonardo bestätigte in einer Pressemitteilung, intensiv an einer „leistungsfähigen, interoperativen und modernen Lösung“ für die italienischen Streitkräfte zu arbeiten, die „die künftigen Herausforderungen eines Kampfpanzersystems“ erfüllt. Es ist klar, dass Leonardo dazu allein nicht in der Lage ist. Man suche deshalb „Kooperationen mit anderen qualifizierten internationalen Partnern“.

Die Wahl ist dem Vernehmen nach auf Rheinmetall gefallen. Im Mittelpunkt des Interesses der Italiener steht der Fachzeitschrift „Rivista Italiana Difesa“ (RID) zufolge das 2022 vorgestellte neue Rheinmetall-Kampfpanzerkonzept Panther sowie kurzfristig der Schützenpanzer Lynx statt des bisher favorisierten Leopard 2 A8. Leonardo wäre – soweit bekannt – der erste große Kunde für den Panther.

CEO Armin Papperger will die Position des deutschen Rüstungskonzerns in Italien seit Jahren ausbauen. Der Konzern hat fünf Werke im Land und will ein „Netzwerk mit italienischen Unternehmen schaffen“. Rheinmetall-Italien-Chef Alessandro Ercolani hatte vor einigen Monaten bei einer Anhörung vor dem Parlament in Rom angeboten, „zusammen mit den nationalen Champions der Verteidigungsindustrie das größte europäische Landzentrum zu errichten, das es Italien ermöglichen wird, nicht nur im Bereich der Avionik und der Marine, sondern auch im Bereich der Landtechnik eine führende Rolle zu spielen“.

Während ein Bündnis mit Leonardo für Rheinmetall-CEO Papperger ein Erfolg wäre, ist das Scheitern des Projekts mit KNDS für Leonardo-CEO Roberto Cingolani, der auf die Bildung großer europäischer Allianzen im Rüstungssektor setzt, kurzfristig sicher ein Rückschlag. Sollte aber ein Bündnis mit Rheinmetall zustande kommen, wäre das eine Genugtuung für ihn – obwohl damit eine Zersplitterung des europäischen Know-hows in diesem Sektor einherginge. Kurzfristig bemüht sich Leonardo um eine Übernahme der Iveco-Rüstungssparte Iveco Defence Vehicles in Bozen, um die Kompetenzen auf nationaler Basis zu bündeln.

Börsenstar

Die Leonardo-Notierung gab am Mittwoch nach. Auch Rheinmetall verzeichnete Verluste. Doch der deutsche Rüstungskonzern, der auf einem Auftragsbuch von 43 Mrd. Euro sitzt, gehört zu den großen Gewinnern am Aktienmarkt. Seit Ende 2021 hat das Papier um mehr als 400% zugelegt.

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