Lieferkettenprobleme treffen Airbus
sck München – Die angespannte Lage bei den Zulieferern schlägt nunmehr bei Airbus im Fertigungsplan und bei den Erfolgszahlen voll durch. Zur Vorlage seiner Halbjahreszahlen gab der Boeing-Rivale bekannt, das mittelfristige Ziel von monatlich produzierten 65 Maschinen der Verkaufsschlagermodellreihe A320 Anfang 2024 anzustreben. Das seien sechs Monate später als ursprünglich geplant, räumte die Konzernführung ein. Airbus berichtete von entsprechenden „Anpassungen“ im laufenden und im kommenden Jahr. Aufgrund der Verzögerungen reduzierte Konzernchef Guillaume Faury sein Auslieferungsziel für 2022 um 20 Stück auf 700 Flugzeuge.
Trotz dieses Rückschlags hält der CEO an seinem Plan fest, bis 2025 die monatliche Fertigungsrate für die Kurz- bis Mittelstreckenflugzeuge auf 75 Stück sukzessive zu erhöhen. Derzeit liegt die größte Unternehmenssparte bei rund 50 Einheiten.
Der Franzose ist bestrebt, die Produktion der stark gefragten Flugzeugmodelle rasch auszuweiten, um mit der Nachfrage der Airlines Schritt zu halten. Denn die A320-Baureihe ist der wichtigste Ergebnisbringer und die Cashcow von Airbus. In der holprigen Erholung der Luftfahrtbranche vom Corona-Schock 2020 sind Mittelstreckenmaschinen begehrt. Denn dieses Segment läuft derzeit viel besser als der Langstreckenbereich, der nach der Krise nur sehr langsam den Rückstand zum Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie (2019) aufholt.
Derweil gehen die Verhandlungen zwischen Airbus und ihren Zulieferern weiter. Denn nicht alle können nach derzeitigem Stand Faurys ambitionierte Zeitvorgabe erfüllen. Der US-Triebwerksbauer Pratt & Whitney, der bedeutendste Kooperationspartner des deutschen Komponentenherstellers MTU Aero Engines, räumte zuletzt ein, das Ziel von 75 Airbus-Maschinen nicht erreichen zu können.
Aktie verliert 3,6 Prozent
Da Airbus ihre Ad-hoc-Meldung zu dem Zwischenbericht erst kurz nach Xetra-Handelsschluss veröffentlichte, konnte in Europa ein Großteil der institutionellen Investoren zur Wochenmitte auf die schlechten Nachrichten aus der Konzernzentrale in Toulouse nicht mehr reagieren. Auf Tradegate drehte die Airbus-Aktie kurz nach der Bekanntgabe des Zahlenwerks deutlich ins Minus. Der Titel büßte am Mittwochabend auf der Berliner Börsenplattform bis zu 3,6% auf 100,80 Euro ein.
Der Rückschlag beim kritischen Thema Produktionshochlauf und schwächer als vom Markt erwartet ausgefallene Quartalszahlen vergrätzten manche Kleinanleger. Bei einer auf 297 Stück stagnierten Anzahl von Flugzeugauslieferungen im ersten Halbjahr 2022 verbuchte der Konzern nach sechs Monaten einen Umsatzzuwachs von nur 1% auf 24,8 Mrd. Euro. Das zweite Quartal verlief mit einem Erlösrückgang von 10% auf 12,8 Mrd. Euro deutlich schwächer als der Dreimonatsabschnitt zum Jahresauftakt.
Erwartungen verfehlt
Airbus lag damit unter den Erwartungen der Analysten. Diese rechneten im Schnitt mit einem Konzernumsatz von 13,7 Mrd. Euro, wobei sie der Flugzeugsparte 10 Mrd. Euro zutrauten. Der größte Bereich des Konzerns flog im Frühjahrsabschnitt nur 9 Mrd. Euro (−15%) ein.
Ähnlich verhielt es sich beim Ergebnis. Das (berichtete) Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach im zweiten Quartal um fast die Hälfte auf 1,15 Mrd. Euro ein. Analysten erwarteten im Schnitt 1,35 Mrd. Euro. Der Dämpfer führte dazu, dass nach sechs Monaten die Airbus-Gruppe einen Ebit-Rückgang von 5% auf 2,6 Mrd. Euro verbuchte.
Airbus | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 24810 | 24 637 |
Flugzeugsparte | 17533 | 17 813 |
Ebit | 2579 | 2 727 |
Flugzeugsparte | 2478 | 2 387 |
F&E-Aufwand | 1256 | 1 262 |
Nettoergebnis | 1901 | 2 231 |
Freier Cashflow *) | 1955 | 2 051 |
Nettoliquidität | 7214 | 6 485 |
Mitarbeiterzahl (Tsd.) | 128,9 | 126,1 |
*) vor Fusionen und Übernahmen sowie KundenfinanzierungenBörsen-Zeitung |