Industriegase

Linde erhöht zum dritten Mal die Gewinn­prognose

Für das Ergebnis je Aktie erwartet der Vorstand jetzt einen Anstieg um knapp 30% in diesem Jahr. Der Anlagenbau erhält einen Rekordauftrag von Gazprom.

Linde erhöht zum dritten Mal die Gewinn­prognose

jh München

Der Vorstand von Linde bleibt sich treu und schraubt die Jahresziele weiter nach oben. Schon zum dritten Mal in diesem Jahr erhöhte das Management des ame­rikanisch-deutschen Industriegase­konzerns die Prognose für das Ergebnis je Aktie. Für 2021 werden nun 10,52 bis 10,62 Dollar erwartet. Das wären 28 bis 29% mehr als im vergangenen Jahr und im Vergleich mit 2019 sogar 43 bis 45%. Chief Executive Officer Steve Angel sagte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, manche meinten mit Blick auf die Geschäftsentwicklung und Profitabilität, Linde laufe wie eine Maschine. „Das will ich nicht bestreiten“, fügte Angel hinzu, der zum letzten Mal die Quartalszahlen präsentierte. Am 1. März des nächsten Jahres übernimmt Chief Operating Officer Sanjiv Lamba Angels Aufgabe (vgl. BZ vom 26. Oktober). Angel wird dann Nachfolger von Wolfgang Reitzle als Vorsitzender des Verwaltungsrats.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres erzielte Linde plc einen Gewinn je Aktie von 7,92 Dollar (siehe Tabelle). Der Aktienkurs des Unternehmens drehte am Donnerstag nach Veröffentlichung der Quartalszahlen kurzzeitig leicht ins Plus, schloss aber im Xetra-Handel 1,1% tiefer bei 271,80 Euro.

Auch Air Liquide wächst

Den Umsatz im dritten Quartal steigerte Linde um 12% auf 7,7 Mrd. Dollar (6,6 Mrd. Euro). Dazu hätten ein höherer Absatz 8 Prozentpunkte und höhere Preise 3 Punkte beige­tragen, berichtete Finanzvorstand Matt White. Der größte Konkurrent Air Liquide meldete vor kurzem ein Erlöswachstum von 17% auf 5,8 Mrd. Euro.

Das operative Ergebnis von Linde nahm um 19% auf 1,8 Mrd. Dollar zu. Bilanzierungseffekte des Zu­sammenschlusses der Linde AG mit Praxair und Kosten für Effizienzprogramme sind in diesem Wert nicht enthalten. Zusammen betrugen diese in den ersten neun Monaten 1,69 (1,89) Mrd. Dollar. Die Unternehmen sind seit Herbst 2018 fusioniert.

Der Auftragsbestand von Linde machte im vergangenen Quartal einen Sprung auf 13,4 Mrd. Dollar. Das waren 80% mehr als drei Monate zuvor. Besonders stark legten die Aufträge des Anlagenbaus zu. Der Bestelleingang in diesem Segment stieg auf 6,6 (0,5) Mrd. Dollar. Lamba begründete dies mit einem Rekordauftrag vom russischen Erdgaskonzern Gazprom, für den Linde eine Gasverarbeitungsanlage und eine Anlage für Flüssiggas bauen werde.

Die Marge im Anlagenbau steigerte Linde abermals (siehe Grafik). Mit 17,6% lag sie über dem Ziel des Konzerns, im Konjunkturzyklus etwa 15% zu erzielen. Die Linde AG hatte in guten Zeiten etwa 10% erzielt. Lamba begründete die Verbesserung vor kurzem zum einen mit dem Zeitpunkt des Abschlusses von Projekten, zum anderen mit strukturellen Veränderungen nach der Fusion. Die anfänglichen Bedenken der amerikanischen Seite scheinen zerstreut zu sein. Lamba, früherer Vorstand der Linde AG, sagte: „Linde profitiert jeden Tag vom Anlagenbau.“ Dahinter steckten viel Erfahrung und Technikwissen.

Linde
Konzernzahlen nach US-GAAP*
9 Monate
in Mill. Dollar20212020
Umsatz2249519971
Operativer Gewinn53354184
 Marge (%)23,721,0
Nettoergebnis41483154
Ergebnis je Aktie (Dollar)7,925,93
Nettoschulden1195412469
*) bereinigt, fortgeführtes GeschäftBörsen-Zeitung
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