Lockdown in China trifft Covestro
ab Köln
Covestro ist mit Umsatz- und Ergebnissteigerungen in den neuen Turnus gestartet. Doch mit dem Lockdown in Schanghai hat sich das Bild eingetrübt. Covestro musste am Montagabend die Prognose kappen und hat die Aktie damit auf Talfahrt geschickt. Mit einem Verlust von 8 % in der Spitze führte der Wert am Dienstag die Verlierer im Dax an. Insbesondere im zweiten Quartal werden sich die Lockdown-Folgen in der Gewinnrechnung des Kunststoffkonzerns niederschlagen.
Nachdem im ersten Quartal mit 806 Mill. Euro ein Zuwachs im operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) um 8,5 % gelang, wird das Ebitda im zweiten Quartal nur noch zwischen 430 und 530 Mill. Euro erwartet. Für das Gesamtjahr haben die Leverkusener die ursprüngliche Prognose um 500 Mill. Euro auf 2 bis 2,5 Mrd. zurückgenommen. Die Kapitalrendite (Roce) wird nur noch in einer Range von 1 bis 5 (bislang: 5 bis 9)% gesehen. Zugleich soll sich der freie Cashflow auf 400 bis 900 Mill. Euro belaufen. Das entspricht einer Kappung um 600 Mill. Euro. Dahinter stehen in erster Linie die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise, die zu einer deutlich erhöhten Mittelbindung im Working Capital führen. Das zeigte sich bereits im ersten Quartal, in dem der freie operative Cashflow (FOFC) auf schmale 17 (i.V. 318) Mill. Euro zusammenschnurrte. In der Prognose nicht berücksichtigt sind Folgen eines potenziellen Versorgungsengpasses.
„Wir sind erfolgreich in das neue Geschäftsjahr gestartet. Insbesondere vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine sehen wir aber auch, dass die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten zunehmen“, fasste Covestro-Chef Markus Steilemann die Lage zusammen.
Trotz der hohen Nachfragedynamik hätten sich seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs die Aussichten für die Weltwirtschaft eingetrübt. Mit der Prognoserevision trage Covestro auch dieser Entwicklung Rechnung. Zudem seien die Risiken mit Blick auf Energieversorgung und Lieferketten deutlich gewachsen. Da Covestro in der vom Krieg betroffenen Region kaum vertreten ist – Russland, Belarus und die Ukraine stehen zusammen für weniger als 1 % des Konzernumsatzes –, wird nicht mit direkten Auswirkungen gerechnet
Margendruck
Die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten drückten bereits im ersten Quartal auf die Margen, ließen sich die höheren Inputkosten doch nicht mehr in vollem Umfang weiterwälzen. Auf Konzernebene kletterte der Umsatz im Auftaktquartal um fast 42 % auf 4,7 Mrd. Euro. Das lag in erster Linie an kräftig gestiegenen Absatzpreisen. Das operative Ergebnis kam im Vergleich dazu nur um 8,5% voran. Dabei war die Entwicklung der einzelnen Divisionen unterschiedlich. Im Segment Performance Materials stieg der Umsatz um gut 37 % auf 2,4 Mrd. Euro, während das Ebitda um 1,6 % auf 620 Mill. Euro nachgab. Der FOCF verringerte sich auf 112 (259) Mill. Euro. Im Gesamtjahr wird in diesem Segment mit einem „deutlich“ unter dem Vorjahresniveau liegenden Ebitda und FOCF kalkuliert.
Im Segment Solutions & Specialties fiel der Umsatzzuwachs mit 45 % auf 2,2 Mrd. Euro nicht zuletzt konsolidierungsbedingt noch höher aus. Zugleich verbesserte sich das Ebitda um fast 24 % auf 224 Mill. Euro. Allerdings sah sich Covestro in diesem Segment mit einem Mittelabfluss von 146 Mill. Euro konfrontiert. Ein Jahr zuvor waren noch 11 Mill. Euro zugeflossen. Diese Entwicklung soll sich im Gesamtjahr umkehren. Der FOCF wird im Segment Solutions & Specialties „deutlich“ über dem Vorjahreswert gesehen.
Covestro | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 4 683 | 3 307 |
Ebitda | 806 | 743 |
Performance Materials | 620 | 630 |
Solutions & Specialties | 224 | 181 |
Ebitda-Marge (%) | 17,2 | 22,5 |
Ebit | 589 | 556 |
Konzernergebnis | 416 | 393 |
Free Operating Cashflow | 17 | 318 |
Nettofinanzschulden | 1 468 | 1 405 |
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