Rolls-Royce

Luftfahrtkrise schlägt ins Kontor

Der Triebwerkshersteller Rolls-Royce hat bei der Vorlage der Jahreszahlen keine weiteren bösen Überraschungen geliefert. Analysten hoffen, dass die Ziele des Managements erreichbar sind.

Luftfahrtkrise schlägt ins Kontor

hip London

Rolls-Royce hat im vergangenen Jahr ihren Vorsteuerverlust verdreifacht. Die Zivilluftfahrtsparte, die fast die Hälfte zum Erlös des britischen Technologiekonzerns beisteuert, hatte die Auswirkungen der Reisebeschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie unmittelbar zu spüren bekommen. „Wir haben als Antwort darauf sofort gehandelt, um unsere Kostenbasis anzugehen, und das größte Restrukturierungsprogramm unserer jüngeren Geschichte begonnen“, sagte CEO Warren East. Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilt, schwoll der Vorsteuerverlust auf 2,91 (i.V. 0,89) Mrd. Pfund an. Der Umsatz brach um mehr als ein Viertel ein. Das am Markt viel beachtete bereinigte operative Ergebnis lag bei minus 1,97 Mrd. Pfund. Analysten hatten im Schnitt – 1,66 Mrd. Pfund angesetzt. Vor einem Jahr stand bei dem Rivalen von General Electric und Pratt & Whitney auf dieser Ebene noch ein Plus von 0,81 Mrd. Pfund „Die Jahreszahlen waren brutal“, urteilte die Analystin Laura Hoy von Hargreaves Lansdown. „Kostensenkungen und Restrukturierung reichten nicht aus, um den gewaltigen Einbruch bei Civil Aerospace auszugleichen.“

Die nahezu vollständige Einstellung des internationalen Flugverkehrs traf den Konzern, als er gerade die erforderlichen kostspieligen Nachbesserungen von Triebwerken des Typs Trent 1 000 abgearbeitet hatte. Rolls-Royce ist auf Antriebe für Großraumflugzeuge spezialisiert. Genau diese Maschinen bleiben seit Ausbruch der Pandemie am längsten am Boden und dürften in naher Zukunft absehbar am wenigsten gebaut und nachgefragt werden. An den Maschinen fallen auch weniger Wartungsarbeiten an. Der Umsatz in diesem Geschäft wird nach Flugstunden berechnet. Für 2021 erwartet das Management, dass sich die Mittelabflüsse fortsetzen. Für den Free Cash-flow wird nach dem Minus von 4,2 Mrd. Pfund im vergangenen Jahr ein Minus von 2 Mrd. Pfund angesetzt, vorausgesetzt, dass die Flugstunden 55 % des Niveaus von 2019 erreichen. Die Wende ins Plus wird irgendwann im zweiten Halbjahr verortet. Im Januar und Februar lagen die Flugstunden jedoch unter dem erhofften Wert. Sollten die Flugstunden für 12 Monate über 80 % des vor der Krise erreichten Niveaus liegen, sei ein Free Cash-flow von „mindestens“ 750 Mill. Pfund erreichbar. „Es ist noch ein langer Weg, aber die Möglichkeit, bis Ende 2023 bei der Nettoverschuldung einen moderaten Wert zu erreichen, ist da“, schrieb der Jefferies-Analyst Sandy Morris. Das Cash-flow-Ziel für 2021 hält er für glaubwürdig.

East sagte, die geplanten Teilverkäufe seien gut gestartet. Man wolle dies im laufenden Jahr fortsetzen. Bis Anfang 2022 sollen auf diese Weise 2,0 Mrd. Pfund zusammenkommen. Man führe mit mehreren Interessenten Gespräche über die spanische Tochter ITP Aero. Am Markt wird auch die Münchner MTU als möglicher Käufer gehandelt.

Unterdessen machte die norwegische Regierung Bedenken gegen den geplanten Verkauf des Motorenherstellers Bergen Engines an die russische Transmashholding (TMH) geltend, der 178 Mill. Dollar in die Unternehmenskasse spülen sollte. Man sehe sich „nicht wünschenswerte Technologie- und Wissenstransfers“ an, sagte der norwegische Verteidigungsminister Frank Bakke-Jensen. Angeblich prüft der Geheimdienst NSM die Transaktion. Vier russische Staatsbürger halten vier Fünftel an TMH, darunter Iskander Makhmudov, der Besitzer des Bergbauunternehmens Uralskaya Gorno-Metallurgicheskaya Kompaniya (UGMK).

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.