Lufthansa dringt auf rasche Integration
Lufthansa dringt auf rasche ITA-Integration
CEO Spohr erwartet vollständige Synergien erst nach 18 Monaten – Rom soll vorerst mit an Bord bleiben
Lufthansa-CEO Carsten Spohr dringt auf eine rasche Integration der neuen Tochter ITA Airways. Bis zur vollständigen Hebung von Synergien veranschlagt er aber etwa 18 Monate. Dabei soll der italienische Staat vorerst mit an Bord bleiben. Spohr peilt eine Rendite von 8% für ITA an. Nachhaltiges Wachstum erwartet er ab 2026.
bl Mailand
Die Lufthansa will die Integration der ITA Airways schnell vorantreiben. Teilweise sofort bzw. in den nächsten Wochen sind eine Integration der Frequent-Flyer-Programme Volare bzw. Miles & More, erste Code-Sharing-Vereinbarungen, die Nutzung der Lounges an den Flughäfen und die Verlegung der ITA-Flüge an die Lufthansa-Terminals in Frankfurt und München geplant. Der Wechsel von ITA von dem Bündnis Sky Team in die Star Alliance um die Lufthansa werde jedoch noch 12 bis 18 Monate dauern, so Lufthansa-CEO Carsten Spohr bei einer Pressekonferenz in Rom.
Die Lufthansa hat für 325 Mill. Euro zunächst 41% an der italienischen Fluglinie erworben. Ziel ist es, die Gesellschaft im Laufe der nächsten Jahre ganz zu übernehmen. Laut Spohr soll der italienische Staat, der drei der fünf Verwaltungsratsmitglieder stellt, vorerst an Bord bleiben. Er nannte kein Datum für den Erwerb weiterer Anteile. „Um die Synergien vollständig heben zu können“, wolle man aber in einigen Jahren eine vollständige Kontrolle von ITA Airways. Insgesamt wird die Lufthansa für die Akquisition 829 Mill. Euro zahlen. Spohr erinnerte daran, dass es sich um die größte Übernahme in der Geschichte der Lufthansa handelt. Diverse italienische Regierungen suchten rund 20 Jahre Partner für ITA bzw. zuvor Alitalia.
Jahr der Konsolidierung
Jörg Eberhard, früherer Lufthansa-Strategiechef, Ex-CEO der italienischen Tochtergesellschaft Air Dolomiti, und neuer ITA-CEO, sieht 2025 als Jahr der Konsolidierung. Eine größere Zahl von Neueinstellungen bei der italienischen Gesellschaft sei nicht geplant. Auch die Zahl der Flugzeuge soll in diesem Jahr bei etwa 100 verbleiben. Nach Erreichen eines nachhaltigen Break-even soll die Flotte zwischen 2026 und 2028 deutlich wachsen und dann seien auch Neueinstellungen geplant. Dabei prüfe man auch die Übernahme früherer Mitarbeiter der Alitalia, die heute in Kurzarbeit sind. Für dieses Jahr wird bereits ein operativer Break-even erwartet. Im Übrigen will Eberhart zu einem späteren Zeitpunkt auch den Markennamen Alitalia nutzen. ITA hatte die entsprechenden Rechte dafür erworben.
Angriff auf Ryanair
Bis zur Hebung der gesamten Synergien aus der Übernahme veranschlagt Spohr 18 Monate. 2027 werde das erste Jahr sein, in dem diese Synergien vollständig erreicht werden könnten. Der Fokus liegt laut ITA-CEO Eberhart auf der Erhöhung der Marktanteile in Italien, wo Ryanair die klare Nummer 1 ist. Ausgebaut werden soll insbesondere der Flughafen Rom-Fiumicino, der zum sechsten Drehkreuz der Lufthansa-Gruppe werden soll. Schwerpunkt sollen dabei vor allem Verbindungen nach Südamerika, Afrika und zum Teil Asien sein. Die Air Dolomiti soll ab Winter mehr Strecken aus Deutschland nach Norditalien anbieten, so Eberhart.
Spohr machte deutlich, dass es nicht genüge, einen Break-even bei ITA zu erreichen. Die Gesellschaft, deren Gründung nach dem Ende der Alitalia 2021 erfolgte, hat seither immer Verluste eingeflogen. Spohr peilt eine Marge von 8% bei ITA an. Er rechnet im Übrigen wegen steigender Kosten generell mit steigenden, nicht sinkenden, Flugpreisen.
Der neue ITA-Präsident Sandro Pappalardo machte einige Angaben zur derzeitigen Situation bei ITA. Die Einnahmen aus dem Passagiergeschäft 2024 seien demnach um 26% auf 2,7 Mrd. Euro gewachsen. Die Zahl der transportierten Passagiere wuchs um 20% auf 18 Millionen, die durchschnittliche Auslastung stieg auf 81 (i.V. 78,3)%. 2023 hatte die Gesellschaft einen Verlust von 5 Mill. Euro ausgewiesen. Zwischen Januar und November kam sie auf ein Betriebsergebnis von 20 Mill. Euro.
Weitere Konsolidierung
Spohr hält eine weitere Konsolidierung der Luftfahrtbranche in Europa aus Wettbewerbsgründen für nötig. Der deutsche Carrier hat gerade 10% an der lettischen Airline Air Balitic erworben. Die Lufthansa ist auch an der portugiesischen TAP interessiert, steht aber in Konkurrenz zu Air France-KLM und IAG (British Airways/Iberia).