Lufthansa verhandelt in Rom über ITA Airways
bl Mailand
Vertreter der Lufthansa sind nach Informationen der Zeitung „Corriere della Sera“ in Rom, um sowohl über technische Aspekte einer Übernahme der staatlichen italienischen Fluggesellschaft ITA Airways zu sprechen als auch Regierungsvertreter zu treffen. Dem Vernehmen nach ist Lufthansa der einzige verbliebene Interessent für die angeschlagene Airline. Zu den entscheidenden Punkten gehört neben der Bewertung des Unternehmens die Frage, ob Lufthansa einen Partner mit ins Boot nimmt.
Als mögliche Interessenten gelten neben der Staatseisenbahn Ferrovie dello Stato (FS) der Infrastrukturkonzern Atlantia, der beispielsweise die beiden römischen Flughäfen kontrolliert, und die mehrheitlich staatliche Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP). Offenbar gibt es auch Bemühungen, den ursprünglichen Lufthansa-Partner MSC, eine Reederei, die ihr Angebot vor einer Woche zurückgezogen hat, umzustimmen. Im Fall einer Partnerschaft mit den FS ist von einem Lufthansa-Anteil von 51 % die Rede, während die FS 29 % übernähmen und der Staat 20 % behielte. Die italienische Regierung würde gern die „italianità“ des Unternehmens sicherstellen. Die Lufthansa legt dagegen Wert darauf, dass der Staat keinen Einfluss auf die Geschäftspolitik hat. Die Zeit drängt. Denn ITA Airways geht das Geld aus und der Wert des Unternehmens ist in den letzten Monaten bereits deutlich zurückgegangen. Während die Regierung Draghi ursprünglich mit einem Verkaufserlös von etwa 1,2 Mrd. Euro rechnete, sprechen Finanzkreise inzwischen nur noch von maximal 450 Mill. Euro. Es kommt hinzu, dass die Gesellschaft in Rechtsstreitigkeiten mit einigen Ex-Managern verstrickt ist, allen voran Ex-Präsident Alfredo Altavilla, der gehen musste.
ITA Airways soll in den nächsten Tagen noch einmal 400 Mill. Euro von der italienischen Regierung erhalten, die vor allem dem Kauf neuer Flugzeuge dienen sollen. Weitere 250 Mill. Euro sind bis März 2023 vorgesehen. Diese Zahlungen sind von der EU genehmigt, würden aber nicht ausreichen, um Liquiditätsengpässe letztlich zu vermeiden, sollte es keine Einigung über einen Verkauf geben.