LVMH stärkt Position in Italien
Italiens Luxusmodebranche
vor weiterer Konsolidierung
Einstieg von LVMH bei Moncler und Tod's
bl Mailand
Italiens Luxusmodebranche ist in Bewegung. Sowohl beim Schuhhersteller Tod's als auch beim Daunenjacken-Produzenten Moncler ist die französische LVMH-Gruppe eingestiegen. Damit setzt sich die Konsolidierung in der fragmentierten Branche fort.
Italien ist die weltweite Nummer eins im Luxusmodesektor. Doch das Wachstumstempo hat sich verlangsamt. Für 2024 wird nur noch ein Zuwachs von 3% auf einen Gesamterlös von 94 Mrd. Euro erwartet. Die im alljährlichen Branchenbericht der Mediobanca verzeichneten 175 italienischen Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 100 Mill. Euro erwirtschaften mit fast 300.000 Beschäftigten etwa 1,5% des Bruttoinlandprodukts des Landes. Besonders stark sind sie im Luxussegment (Alta Gamma): Dort sind die Betriebsmargen (Ebit) mit 16,4% auch besonders hoch. Produziert wird dort zu fast 90% in Italien. Die Exportquote liegt bei 65%. Doch auch viele Käufe in Italien erfolgen durch Ausländer: nämlich in den Luxusboutiquen von Rom, Mailand oder Florenz, in denen Touristen einkaufen. Wichtigste Branchen sind Bekleidung und Lederwaren (inclusive Schuhe).
Prada bringt es nur auf ein Zehntel
Anders als in Frankreich, das mit dem Branchenführer LVMH und Kering über zwei große Luxuskonzerne verfügt, zu denen italienische Marken wie Acqua di Parma, Berluti, Fendi, Bulgari, Loro Piana und Emilio Puccci (LVMH) bzw. Brioni, Gucci, Valentino und Bottega Veneta (Kering) gehören, sind die italienischen Unternehmen der Branche klein. Während LVMH allein im ersten Halbjahr auf einen Umsatz von 41,7 Mrd. Euro kam, erlöste die italienische Nummer eins, die in Hongkong börsennotierte Prada, im Gesamtjahr 2023 gerade einmal 4,2 Mrd. Euro.
Bei der Börsenkapitalisierung liegt unter den Italienern Moncler mit 14,7 Mrd. Euro vorn. Dass LVMH (Kapitalisierung: 326,3 Mrd. Euro) an dem Unternehmen, das auf einen Umsatz von 3 Mrd. Euro kommt, eine zunächst indirekte Beteiligung übernommen hat, bewerten Beobachter als Vorstufe zu einer möglichen späteren Übernahme.
Private Equity greift zu
Erst im Sommer hatte sich die dem LVMH-Großaktionär Bernard Arnault gehörende Private-Equity-Gesellschaft L Catterton mit 36% am Schuhhersteller Tod's beteiligt, zu dem auch die Marken Hogan, Fay und Roger Vivier gehören. Tod's war im Juni von der Börse genommen worden. Auch der Schuhproduzent dürfte über kurz oder lang bei LVMH landen. Mediobanca erwartet eine Konsolidierung in der Branche. Noch offen ist, wie es mit Giorgio Armani weitergeht. Der gleichnamige Firmengründer und CEO des Unternehmens ist 90. Er hat eine Stiftungslösung eingefädelt.
Französische Unternehmen kontrollieren fast ein Viertel des Umsatzes italienischer Modekonzerne. Im Luxussegment liegt der Anteil gar bei 60%. Das sorgt in Italien immer wieder für Kritik. Doch ist der Einstieg der Franzosen eher segensreich gewesen. Sie haben massiv in die Schuh- und Schmuckproduktion investiert. Viele italienische Unternehmen hätten nicht die Mittel für eine internationale Expansion, eine Ausweitung ihrer Produktion und die Digitalisierung. Außerdem stehen sie oft vor Nachfolgeproblemen.