Marke Volkswagen braucht drei Jahre mehr
Marke Volkswagen braucht drei Jahre mehr
Renditeziel von 6,5 Prozent soll 2029 erreicht werden – Autobauer setzt auf markenübergreifende Kooperationen
Die Marke Volkswagen Pkw benötigt für ihr Renditeziel mehr Zeit. Nun soll es 2029 drei Jahre später als zuvor geplant erreicht werden. Dazu soll der Ende 2024 vereinbarte verschärfte Sparkurs beitragen. In Wolfsburg setzt man aber auch auf verstärkte Zusammenarbeit der Volumenmarken im Konzern.
ste Hamburg
Europas größter Fahrzeugbauer Volkswagen gibt seiner kriselnden Kernmarke VW Pkw drei Jahre mehr Zeit, um das im Frühjahr 2023 ausgegebene Renditeziel von 6,5% zu erreichen. Die Führung der Markengruppe Core, zu der neben VW Pkw die Marken Skoda, Seat/Cupra und VW Nutzfahrzeuge gehören, skizzierte anlässlich einer Ergebnispräsentation am Donnerstag erstmals einen konkreten Zeitplan, wie die Vorgabe bis 2029 erreicht werden soll.
Ergebnis bricht ein
Vorgesehen ist, dass durch ein erweitertes Produktangebot und durch Fokussierung auf Einsparungen die operative Umsatzrendite in diesem Jahr ein Niveau über 4% erreicht. 2027 soll die Marge bei 5,5% liegen und zwei Jahre später den Zielwert erreichen, um Investitionen nachhaltig aus eigener Kraft finanzieren zu können. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte die Marke den Umsatz zwar um 2,2% auf 88,3 Mrd. Euro gesteigert – damit steht Volkswagen für mehr als ein Viertel der Erlöse im VW-Konzern. Das operative Ergebnis wurde jedoch unter anderem durch verschärften Wettbewerb, das Tempo der Elektro-Transformation und durch Aufwendungen für Restrukturierungsmaßnahmen belastet und fiel um 27% auf 2,6 Mrd. Euro zurück. Die operative Rendite landete bei 2,9 (i.V. 4,1)%.
Dass die Markengruppe Core insgesamt auf eine Marge von 5,0 (5,3)% kam, lag vor allem an Skoda, die 2024 ihr bislang bestes Finanzergebnis erreichte. Die tschechische Marke verbuchte einen Rekordumsatz von 27,8 (26,5) Mrd. Euro, ein operatives Ergebnis von 2,3 (1,8) Mrd. Euro und 8,3 (6,7)% Umsatzrendite. Zugleich stieg der Netto-Cashflow um mehr als das Doppelte über die Marke von
2 Mrd. Euro.
Sparkurs verschärft
Auf den Gegenwind durch schrumpfende Nachfrage, einen verlangsamten Hochlauf der Elektromobilität, neue Wettbewerber vor allem in China und Klimaschutzvorgaben reagierte VW mit einer Verschärfung des Sparkurses. Nach wochenlangem Ringen verständigten sich Vorstand und Arbeitnehmervertreter im Dezember auf Maßnahmen.

Das „Performance-Programm“ sieht eine jährliche Arbeitskostenreduzierung bis 2029 von 1,5 Mrd. Euro bei der Volkswagen AG vor, davon allein rund 700 Mill. Euro bei der Marke Volkswagen. In den deutschen VW-Werken sollen die technischen Produktionskapazitäten wettbewerbsfähig ausgerichtet und bis 2029 dauerhaft um gut 730.000 Fahrzeuge reduziert werden. Zudem ist vorgesehen, dass an den deutschen VW-Standorten bis 2030 rund 35.000 Arbeitsplätze wegfallen.
Effizienter in Markengruppe
Ihre Wettbewerbsfähigkeit will die Markengruppe Core stärken, indem Batteriekosten bis 2027 verglichen mit 2023 halbiert, Software-Varianten bis 2026 ohne Verzicht auf Ausstattungsoptionen um 99% reduziert sowie Entwicklungszeiten für neue Fahrzeugmodelle auf 36 Monate verkürzt werden. Thomas Schäfer, CEO von Volkswagen Pkw und Leiter der Markengruppe Core, sprach in einer Pressekonferenz am Donnerstag in Anlehnung an den Kurs von Volkswagen in China von „Markengruppe-Core-Speed“. Größenvorteile sollen verstärkt durch markenübergreifende Zusammenarbeit zu mehr Effizienz und Skaleneffekten führen. So sei geplant, das globale Produktionsnetzwerk der Markengruppe, das – China außen vor – aus 22 Standorten besteht, künftig in fünf Produktregionen zu steuern. Auch die Anzahl der Ländercluster für die Technische Entwicklung werde markenübergreifend reduziert.
Mit Blick auf den Plan, unter der Leitung von Seat/Cupra ab 2026 erschwinglichere Elektroautos mit Preisen um 25.000 Euro auf den Markt zu bringen, sagte Schäfer, die markenübergreifende Zusammenarbeit an diesem Projekt senke die Kosten über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg um 650 Mill. Euro. Geplant sind vier Modelle – zwei von der Marke Volkswagen und je ein Modell von Cupra und Skoda –, die an den spanischen Standorten Martorell und Pamplona gefertigt werden.
Einstiegsstromer 2027
Von 2027 an will VW mit der Serienversion eines elektrischen Einstiegsmodells zu rund 20.000 Euro an den Markt kommen. Das Modell werde als Teil des Fahrzeugportfolios das Margenziel von VW Pkw nicht gefährden, zeigte sich der für Finanzen zuständige Markenvorstand David Powels überzeugt.