Markt für Managementberater sortiert sich neu
Managementberater sortieren sich neu
Marktforscher von Lünendonk veröffentlichen Umsatzranking – Liste zeigt Konsolidierung
Fusionen und Übernahmen sorgen für Bewegung am Markt für Managementberater. Die Branche ist noch stark fragmentiert: Nur Branchenprimus Roland Berger erreicht einen Milliardenumsatz, die meisten Beratungshäuser sind Mittelständler. Bei der Konsolidierung mischen auch Private-Equity-Investoren mit.
sar Frankfurt
Der Markt für Managementberatungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr ordentlich durcheinandergewirbelt worden. Das zeigt die jährliche Analyse der nach Umsatz größten Consulting-Häuser in Deutschland des Marktforschungshauses Lünendonk & Hossenfelder, deren erste Ergebnisse am Donnerstag in Frankfurt vor Journalisten präsentiert wurden.
Fragmentierter Markt
Die Liste zeigt, wie stark fragmentiert der Markt immer noch ist: Spitzenreiter Roland Berger liegt mit einem Umsatz von 1 Mrd. Euro vorn, mit einem eindrucksvollen Abstand zur Nummer zwei. Dort konnte Simon-Kucher sich trotz geringen Wachstums im Vorjahresvergleich mit einem Umsatz von 540 Mill. Euro behaupten. Eine weitere Lücke klafft zur Nummer drei der Managementberater, wo Horváth mit 306 Mill. Euro rangiert. Ein Umsatz von 86 Mill. Euro reicht der Ulmer Beratung Ingenics für den Sprung in die Top Ten. Die Liste umfasst Unternehmen, die mehr als 60% des Umsatzes mit klassischer Unternehmens-, Strategie- und Prozessberatung erzielen. Die Rangfolge basiert auf kontrollierten Selbstauskünften der Unternehmen und Schätzungen durch Lünendonk & Hossenfelder, zwischen Februar und Mai wurden die Daten von 67 Managementberatungen erfasst.
Mittelbau unter Druck
„Der Markt ist sehr mittelständisch geprägt, doch der Mittelbau gerät zunehmend unter Druck“, beobachtet Lünendonk-Geschäftsführer Jörg Hossenfelder. Im Vergleich zum Vorjahr sind zudem einige größere Häuser ausgeschieden, kleinere Managementberatungen sind nachgerückt. Das Beratungshaus KPS wird künftig als IT-Berater gewertet, für Goetzpartners lagen keine validen Daten für das Geschäftsjahr 2023 vor.
Auch M&A-Aktivitäten haben die Liste geprägt: Die vormalige Q-Perior, in der Vorjahresliste noch die drittgrößte Beratung hierzulande, ist nach der Fusion mit dem französischen Wettbewerber Wavestone, dessen Namen sie mittlerweile auch trägt, nicht mehr im Ranking vertreten. Die im Vorjahr in den Top 15 vertretene SKS gehört mittlerweile zu Accenture.
Weitere Veränderungen sind bereits absehbar: Die aktuelle Nummer 13 der Liste, Berylls, wurde vor kurzem an Alix Partners verkauft. Die Münchener Strategieberatung H&Z, zurzeit auf Rang 9, zielt mit Unterstützung des französischen Investors EMZ ebenfalls auf Zukäufe und übernahm Anfang dieses Jahres die Digitalberatung Transform8. Horváth verstärkte sich im Februar mit der Interimsberatung Interim-X.
Managementberater wollen zweistellig wachsen
Im Schnitt stieg der Umsatz deutscher Managementberatungen 2023 um 12,5% und damit weniger als im Vorjahr (18,5%). Für 2024 erwarten die deutschen Top 20 im Schnitt ein Plus von 10,9%. Ausreißer durch Zukäufe sind bei den Umsatzsteigerungen herausgerechnet.
Ein solcher ist Horn & Company, die den niederländischen Private-Equity-Investor Waterland an Bord hat und für das Jahr 2023 ein Umsatzwachstum von fast 70% ausweist. Zuletzt kaufte Horn & Company die Strategieberatung GEM Consulting sowie die Münchener Con Moto und steht mittlerweile auf Rang 15 der Lünendonk-Liste.
Die M&A-Aktivität sorgt allerdings bei manchen Häusern auch für Unruhe. „Wir profitieren davon mitunter“, berichtet Andreas Hoberg von der mittelständischen Unternehmensberatung Ingenics. Mitunter hätten sich ganze Teams beworben, deren Arbeitgeber im Umbruch sind. Aufgrund dieser „Walking Assets“ waren Beratungshäuser bei Private-Equity-Investoren lange Zeit nur mäßig beliebt. Mittlerweile überwiegt bei den Investoren die Wachstumsfantasie der fragmentierten Branche. Auch bei IT-Beratern wie Valantic sowie bei Kommunikationsberatungen ist Private Equity inzwischen aktiv.