Analyse

Maschinenbau muss bei Nachhaltigkeit umdenken

Der Maschinenbau ist im Vergleich zur Chemie- oder Energieerzeugerbranche zwar nicht der allergrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen. Dennoch gibt es bei den Nachhaltigkeitsambitionen der Unternehmen laut einer Studie noch viel Luft nach oben. Vor allem die Scope-3-Emissionen müssten Verantwortliche noch stärker in den Blick nehmen.

Maschinenbau muss bei Nachhaltigkeit umdenken

kro Frankfurt

Maschinenbauer im deutschsprachigen Raum haben laut einer Studie beim Thema Nachhaltigkeit noch viel zu tun. Zwar gibt es mittlerweile kaum noch Unternehmen, die sich in der Außendarstellung nicht mit den Umweltauswirkungen ihres Geschäfts befassen, wie Strategy&, die Strategieberatung von PwC, in einer Analyse von 35 führenden Maschinenbau-Unternehmen mit Sitz in Deutschland, Österreich oder der Schweiz ermittelt hat. Bei 91 % der Firmen wird das Thema auf der Website oder in den Jahresberichten erwähnt. Allerdings haben sich gerade mal 43 % spezifische Ziele zur Reduktion ihres CO2-Ausstoßes ge­setzt. Bei nur 14 % lautet das Ziel „Netto null“, also die Reduktion der Treibhausgasemissionen gemäß dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens.

„Der Großteil der Unternehmen hat erkannt, dass es in Sachen Nachhaltigkeit Handlungsbedarf gibt“, sagt Studienautor Hans-Jörg Kutschera im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Ich glaube aber auch, dass es einige gibt, die das Thema noch nicht konsistent genug angehen.“ So würden sich die Unternehmen derzeit vornehmlich noch damit be­schäftigen, ihren eigenen CO2-Fußabdruck zu verkleinern − der Studie zufolge zielen 43 % der 200 untersuchten Maßnahmen auf die sogenannten Scope-1 und Scope-2-Emissionen ab. Diese Emissionen fallen etwa bei der Entwicklung und Herstellung der Produkte an. „Darauf hat man noch einen sehr guten Einfluss“, erklärt Kutschera.

Das Problem ist jedoch, dass der Großteil der im Maschinenbau entstehenden Emissionen dem Geltungsbereich Scope 3 zuzuordnen ist. 95 % entstehen demnach in der vorgelagerten sowie in der nachgelagerten Wertschöpfungskette, also bei den Lieferanten und bei den Kunden, Wirtschaftswissenschaftler sprechen hier auch von „Upstream“ und „Downstream“. Laut der Studie fällt das Meiste dieser indirekten Emissionen mit 65 % im Downstream-Bereich an, also dann, wenn die Produkte von den Kunden, zum Beispiel in der Automobil- oder der Chemiebranche, weiterverarbeitet werden. Gerade diese Emissionen sind allerdings laut Kutschera deutlich komplizierter zu ermitteln und zu beeinflussen. „Die Unternehmen müssen genau verstehen, wie die Maschine, die sie gebaut haben, genutzt wird“, sagt er. Das sei alles andere als trivial, würden die Produkte doch über ihre Laufzeit hinweg von den Kunden oftmals auch umgewidmet.

Nachhaltigkeit ist Chefsache

Wie in allen anderen Bereichen gelte auch hier, dass mit einem höheren Digitalisierungsgrad mehr Transparenz geschaffen werden könne. „Wenn Unternehmen schon weiter digitalisiert sind und zum Beispiel Predictive-Maintenance-Lösungen an­bieten, haben sie eher einen Einblick in die Nutzungsdaten ihrer Anlagen beim Kunden und können gegebenenfalls Energiemanagement-Lösungen anbieten, um den CO2-Verbrauch zu reduzieren.“

Egal auf welchem Weg sich der Maschinenbau dem Thema annähert − wichtig ist aus Sicht der Studienautoren, dass die Strategie zur Minderung der ökologischen Folgekosten im Top-Management eines jeden Unternehmens ausgearbeitet wird. „Wir sehen tatsächlich, dass das Thema Chief Sustainability Officer zunehmend an Bedeutung gewinnt“, sagt Kutschera. Demnach haben weltweit von 1 640 Konzernen fast 30 % ein solches Amt auf der ersten oder zweiten Führungsebene be­setzt, wie die Unternehmensberatung in einer Studie von Anfang April ermittelt hat. Weitere 49 % beschäftigen zudem einen CSO, der unterhalb der oberen beiden Führungsebenen positioniert ist.

Allerdings hat sich gezeigt, dass vor allem solche Branchen Nachhaltigkeits-Chefs einsetzen, die bereits einen höheren Druck durch regulatorische Anforderungen, durch Investoren und durch die Öffentlichkeit erfahren. Vorreiter sind demnach verbrauchernahe Sektoren wie Konsumgüterunternehmen oder die Chemiebranche. „Der Maschinenbau ist hingegen ein klassisches B2B-Segment“, sagt Kutschera. Es sei dennoch „unabdingbar“, dass die Firmen nicht einfach nur einen Umweltschutzbeauftragten installieren, sondern dass Nachhaltigkeit „dauerhaft im Board besprochen wird“.

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