Im GesprächConstantin Mang, CEO von MBB

MBB nimmt Akquisitionen in den Blick

Die lange hohen Multiples im Übernahmemarkt sind gesunken. Das hat Folgen für die Investmentstrategie von MBB. Statt Aktien zurückzukaufen hält die Beteiligungsgesellschaft verstärkt nach Firmenübernahmen Ausschau.

MBB nimmt Akquisitionen in den Blick

Im Gespräch: Constantin Mang

MBB nimmt Akquisitionen in den Blick

Der CEO der Beteiligungsgesellschaft zu den gesunkenen M&A-Multiples, dem Rückkauf von Aktien und den Unternehmen des Portfolios

Von Helmut Kipp, Frankfurt

Megatrends und Mittelstand – dieser Kombination hat sich MBB verschrieben. Die Beteiligungsgesellschaft investiert in mittelständische Unternehmen, die eine Nachfolgelösung suchen. Dabei stehen Firmen im Fokus, deren Wachstum durch nachhaltige Trends getrieben wird. Auch MBB selbst befindet sich in Familienhand. Den Gründern Christof Nesemeier und Gert-Maria Freimuth, die das Unternehmen 1995 auf die Schiene setzten, gehören 66% der Aktien. Sie mischen nach wie vor im Verwaltungsrat mit: Nesemeier als Executive Chairman und Freimuth als stellvertretender Vorsitzender.

„Für Unternehmer, die ihr Lebenswerk verkaufen, ist Familienidentität unverzichtbar“, betont der geschäftsführende Direktor Constantin Mang, der das operative Geschäft leitet. Für ihn sind Vorwerk und Aumann, beide mit eigener Börsennotierung, sowie die IT-Firma DTS die „Zugpferde“ des Portfolios. Vorwerk profitiere vom Umbau der Energieinfrastruktur, Aumann vom Trend zur E-Mobilität und DTS von der gestiegenen Aufmerksamkeit für IT-Sicherheit. Aumann und DTS seien seit 2021 um 16% im Jahr gewachsen, Aumann um 34%, berichtet Mang im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Multiples im Übernahmemarkt gesunken

„Seit 2023 haben wir mehr als 100 Mill. Euro in Aktien eigener Unternehmen gesteckt“, sagt der CEO. Demnach flossen 37 Mill. Euro in Vorwerk-Anteile, 23 Mill. Euro in Aumann-Papiere und 45 Mill. Euro in MBB-Aktien. Mang begründet die Rückkäufe mit der attraktiven Bewertung insbesondere im Vergleich zum M&A-Markt. „Die Chancen im eigenen Portfolio waren so groß, dass wir lieber hier investiert haben.“ Der Streubesitz sinke zwar infolge der Anteilskäufe, doch es sei kein Delisting angedacht.

Nun aber rückt für Mang der Erwerb neuer Unternehmen stärker in den Fokus. Denn die lange sehr hohen Multiples im Übernahmemarkt seien gesunken. „Das hat sich gedreht. Viele Unternehmen, die vor zwei Jahren noch mit einem Ebitda-Multiple von acht oder neun bewertet wurden, sind heute eher wieder für sieben zu haben.“ Somit kämen zunehmend mehr private Unternehmen zu attraktiven Bewertungen auf den Markt.

Dividende steigt kontinuierlich

Bei potenziellen Akquisitionen geht es zunächst um eine Erweiterung bestehender Tochtergesellschaften. So hat Aumann den Laminier- und Beschichtungsspezialisten Lacom übernommen. „Wir denken aber auch an ganz neue Beteiligungslinien“, sagt Mang. Dazu gebe es eine „interessante Pipeline“ mit Schwerpunkten wie Konsum oder Dienstleistungen. Die Zielunternehmen müssten nachhaltig profitabel sein und strukturell wachsen. Ihr Umsatz soll zwischen 50 Mill. und 200 Mill. Euro liegen.

Für Firmenkäufe kann die Gruppe auf üppige Nettoliquidität zurückgreifen, die Ende März bei fast 400 Mill. Euro lag. Davon entfielen 277 Mill. Euro auf die Muttergesellschaft MBB. Die Eigenkapitalquote bewegt sich bei hohen 66%, was darauf hindeutet, dass gegebenenfalls auch auf der Schuldenseite Finanzierungsspielraum besteht. Die Dividende steigt laut Mang seit 14 Jahren auf zuletzt 1,01 Euro je Aktie. In Deutschland gebe es nur zwei Unternehmen mit einer längeren Anhebungshistorie, nämlich Cewe und Fuchs, zeige eine Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Milliarden-Marke im Blick

Für das laufende Jahr peilt MBB 1 Mrd. Euro Umsatz und eine Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 10% an. Zum Vergleich: 2023 kam die Gruppe auf Erlöse von 955 Mill. Euro und 8,4% Ebitda-Marge.

Während Vorwerk für 373 Mill. Euro, Aumann für 290 Mill. Euro und DTS für immerhin noch 108 Mill. Euro Umsatz stehen, bewegen sich andere Beteiligungen im zweistelligen Mill.-Euro-Bereich. Der Sperrholzhersteller Delignit (86 Mill. Euro Umsatz 2023) hatte laut Mang ein herausforderndes erstes Halbjahr 2024. Denn das Caravan-Geschäft, das stark von der Corona-Pandemie profitierte, steckte in der Flaute. „Der Corona-Effekt drehte sich um“, sagt Mang. „Im zweiten Halbjahr sollte sich das Geschäft aber erholen.“ MBB hält 60,4% der Delignit-Aktien, der Rest befindet sich im Free Float. Ungeachtet der überschaubaren Börsenkapitalisierung von rund 35 Mill. Euro will Mang am Listing der Tochter festhalten. Der Streubesitz sei erst im vergangenen Jahr im Zuge einer Kapitalerhöhung ausgeweitet worden.

Verkaufen ist nicht Teil unserer DNA.

Constantin Mang

Vor einem Erlös- und Gewinnrückgang steht auch der kleine Online-Matratzen-Anbieter CT Formpolster, der 2023 auf 34 Mill. Euro Umsatz kam. Der Tissue-Produzent Hanke will den Umsatz 2024 bei 64 Mill. Euro halten. Auf der Ergebnisseite kommt Hanke zugute, dass die hohen Strompreisbindungen auslaufen, die das Ergebnis im vergangenen Jahr belastet hatten. Die strategische Bedeutung dieser beiden Unternehmen habe nachgelassen, räumt Mang ein. Weder CT Formpolster noch Hanke entsprächen hundertprozentig dem heutigen Suchprofil für neue Akquisitionen. Die Gesellschaften hätten aber eine langfristige Perspektive: „Daher besteht kein Grund, sich von ihnen zu trennen.“ Hinzu kommt: „Verkaufen ist nicht Teil unserer DNA. Wir wollen Firmen langfristig entwickeln.“

Einen deutlichen Anstieg von Umsatz und Ebitda stellt DTS in Aussicht. Als Treiber gelten neue Regulierungen und geopolitische Bedrohungen. Neue IT-Security-Produkte würden das Wachstum beschleunigen. Mit 14% Marge im vergangenen Jahr ragt DTS im Portfolio bei der Profitabilität heraus. Aumann, die Spezialmaschinen und Automatisierungslösungen für die Elektromobilität verkauft, peilt 10% Marge für 2024 an (2023: 7,3%). Die im Pipeline- und Anlagenbau für Gas, Strom und Wasserstoff tätige Vorwerk steht laut Mang nach dem „Übergangsjahr 2023“ vor einem „starken 2024“ mit einem erwarten Margenanstieg auf 11 bis 13 (2023: 8,6)%. Treiber seien unter anderem die neuen Stromautobahnen und das Wasserstoffnetz.

Die jahrelang hohen Multiples im Übernahmemarkt sind gesunken. Das hat Auswirkungen auf die Investmentstrategie von MBB. Die Beteiligungsgesellschaft hält verstärkt nach Firmenkäufen Ausschau, der Erwerb von Aktien eigener Unternehmen tritt in den Hintergrund. Auch neue Beteiligungslinien sind ein Thema.

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