MDax-Konzern lässt Optionen prüfen
scd Frankfurt
Reichlich Übernahmefantasie hat dem Aktienkurs der Software AG vor dem Wochenende neues Leben eingehaucht. Die Anteilscheine des Darmstädter Softwareunternehmens, die in den vergangenen drei Monaten etwa ein Fünftel ihres Wertes eingebüßt hatten, legten am Freitag um 9,4% auf 37,96 Euro zu. Am Donnerstagabend hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg aus London berichtet, dass der MDax-Konzern derzeit verschiedene Optionen prüfe – darunter auch einen Verkauf. Wie die Börsen-Zeitung aus informierten Kreisen erfahren hat, ist tatsächlich bereits eine Investmentbank mit dem Thema betraut worden. Für einen Verkauf bräuchte es allerdings die Zustimmung der Software AG – Stiftung. Diese hält einen Anteil von rund 31% und damit eine Sperrminorität (siehe Grafik). Entsprechend zeigten sich einige Marktbeobachter überrascht von der Nachricht. DZ-Bank Analyst Armin Kremser tippt eher auf einen Interessenten aus dem Private-Equity-Umfeld, da die Aktie für strategische Investoren bereits recht teuer sei.
Die Stiftung und das Unternehmen selbst hielten sich vor dem Wochenende bedeckt. Auf Anfrage wollte sich eine Sprecherin der Stiftung nicht äußern und verwies an Vertreter des Unternehmens. Auch eine Sprecherin der Software AG wollte die Gerüchte nicht kommentieren. Von anderer Seite war zumindest zu erfahren, dass es wohl eine sehr verschlossene Gruppe innerhalb des Unternehmens gibt, die sich mit verschiedenen Optionen befasse. Allerdings sei hier noch lange kein Entscheidungsstadium erreicht.
Die Software AG hatte ein halbes Jahr nach der Übernahme der Konzernführung durch Sanjay Brahmawar im August 2018 eine strategische Neuausrichtung vorgenommen. Die Strategie „Helix“, die in der Zwischenzeit mit einem noch stärkeren Fokus auf die Cloud angepasst worden ist, zeitigt bislang aber nicht den gewünschten Erfolg. Die Aktie hat große Teile ihrer zeitweiligen Zugewinne wieder abgegeben. Zuletzt hatte die Software AG im Juli den Vorstand um Chief Revenue Officer Scott Little und Chief Customer Success Officer Benno Quade erweitert, um den Vertrieb und die Kundenorientierung zu stärken.
Mehr Zeit benötigt
Im dritten Quartal war die Entwicklung des Unternehmens vor allem im Auftragseingang aber einmal mehr hinter den Markterwartungen zurückgeblieben. „Wir haben kein Problem mit unserem Strategieprogramm, Transformationen brauchen Zeit – mehr als ein Quartal“, hatte Finanzchef Matthias Heiden im Oktober gesagt. Die Konzernstrategie „Helix“ sei auf fünf Jahre angelegt. 2021 entwickelt sich derweil das Datenbankgeschäft Adabas & Natural (A&N) – von dem erwartet wird, dass es langfristig schrumpft – erneut besser als vom Konzern angenommen, während die Wachstumsrate im Digitalgeschäft den eigenen Ansprüchen wie schon oft hinterherhinkt. Statt des avisierten Anstiegs der Bookings von 15 bis 25% werden für dieses Jahr nun nur noch 13 bis 17% in Aussicht gestellt. In den Monaten Juli bis September waren diese nur noch um 6% gestiegen. Im Schlussvierteljahr braucht es ein deutlich prozentual zweistelliges Plus, um auch nur das reduzierte Ziel zu erreichen.
Wertberichtigt Seite 6