Energiekrise

Mehr Einsparungen bei Gas nötig

Um nicht nur über diesen Winter, sondern auch über die kalte Jahreszeit 2023/24 zu kommen, müssen die Sparanstrengungen in der EU beim Erdgas nach einer wissenschaftlichen Analyse erhöht werden.

Mehr Einsparungen bei Gas nötig

ab Düsseldorf – Um die Versorgungssicherheit mit Gas nicht nur in diesem, sondern auch im Winter 2023/24 zu gewährleisten, muss die EU ihre Sparbemühungen erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt das Energiewirtschaftliche Institut (EWI) an der Uni Köln in einer Kurzanalyse des Gasmarktes. Dabei wird unterstellt, dass vom 1. September an kein russisches Gas mehr in Europa ankommt und die schwimmenden Flüssiggasterminals in Deutschland, den Niederlanden und Italien plangemäß in Betrieb genommen werden.

Unter diesen Bedingungen und der Annahme eines durchschnittlich kalten Winters 2022/23 sollte in Europa ausreichend Gas zur Verfügung stehen. „Lokal könnte es dennoch zu Engpässen in der Versorgung kommen, da das europäische Gasverbundnetz möglicherweise nicht in der Lage wäre, die Gasmengen gleichmäßig über alle Länder zu verteilen“, sagt Eren Cam, Manager und Leiter des Bereichs Energierohstoffe am EWI. Im Falle eines kälteren Winters reichen die Gasimporte und Speichervorräte jedoch nicht aus.

Doch selbst wenn der Winter mild genug ausfällt, um europaweit nicht in eine Gasmangellage zu laufen, würden die Gasspeicher nach den EWI-Berechnungen bis Ende April 2023 auf ein historisches Minimum von 13 % entleert werden. Das wiederum wäre eine Bürde für den darauffolgenden Winter. „Die niedrigen Füllstände des kommenden Winters würden eine Wiederbefüllung bis zum Beginn des Winters 2023/24 vor große Herausforderungen stellen“, warnt David Schlund, Senior Research Associate am EWI. Erforderlich sei daher eine zusätzliche Nachfragereduzierung in diesem Winter und dem kommenden Sommer. Die zusätzlichen Einsparungen taxiert das EWI auf 170 Terawattstunden (TWh).

Die von der EU gemachte Vorgabe zur Befüllung der Gasspeicher – bis zum 1. November 2022 sollen die Speicher zu 80 % befüllt sein, ein Jahr später zu 90 % – wird in diesem Jahr gemäß der Analyse mit hoher Wahrscheinlichkeit erreicht. Ende August waren die europäischen Gasspeicher aggregiert zu 80 % gefüllt. Allein die deutschen Speicher weisen nach Angaben der Bundesnetzagentur aktuell einen Füllstand von mehr als 86 % auf. Basierend auf historischen Daten zur Ein- und Ausspeicherung in den Monaten September und Oktober ist der Analyse zufolge bis 1. November 2022 voraussichtlich ein Füllstand von 90 % erreichbar. Rein rechnerisch decken die Speicher ein Drittel der aggregierten europäischen Gasnachfrage eines normalen Winters.

Im bisherigen Jahresverlauf liege der monatliche Gasverbrauch im Schnitt 13 % unter dem Verbrauch des Vorjahres. Da alternative Bezugsquellen erschöpft seien, müsse die Nachfrage weiter verringert werden, um die Versorgungssicherheit für Gas auch in ungünstigen Szenarien zu gewährleisten, resümieren die Studienautoren.

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