Mehr Firmengründungen erwartet
kro Frankfurt − Die Existenzgründungsberater der Industrie- und Handelskammern in Deutschland rechnen im laufenden Jahr mit einem Nachholeffekt bei Unternehmensgründungen. Von den rund 350 Experten gehen insgesamt 43% davon aus, dass es in diesem Jahr mehr Gründungen geben wird als im Vorjahr, wie aus dem Report Unternehmensgründung 2021 des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervorgeht. 36% erwarten zumindest eine gleich hohe Zahl an Gründungen, und etwa ein Fünftel denkt, dass das Gründungsgeschehen in Deutschland weiter nachlassen dürfte.
„Viele stehen jetzt in den Startlöchern, die im Vorjahr ihre Vorhaben zurückstellen mussten“, sagte DIHK-Präsident Peter Adrian. „Damit besteht die Chance, zumindest einen Teil des herben pandemiebedingten Einbruchs wieder aufzuholen.“ Tatsächlich hatte die Corona-Pandemie das Gründungsgeschehen in Deutschland im vergangenen Jahr spürbar ausgebremst. Laut dem KfW-Gründungsmonitor von Ende Juni gab es 537000 Existenzgründungen, womit im Vergleich zum Vorjahr 11% weniger Menschen den Schritt in die Selbständigkeit gewagt haben. Dabei verringerte sich die Zahl der Vollerwerbsgründungen um 12% auf 201000 − so wenig waren es noch nie seit Beginn der KfW-Erhebung im Jahr 2000. Die Nebenerwerbsgründungen entwickelten sich etwa im gleichen Maße rückläufig.
Weniger Gespräche geführt
Auch was das Interesse an entsprechender Beratung angeht, vermeldete die DIHK den stärksten Rückgang seit Beginn der IHK-Statistik im Jahr 2003. So wurden insgesamt 34% weniger Gespräche zum Thema Unternehmensgründung geführt als noch im Jahr 2019. Vor allem Einstiegsgespräche zur Existenzgründung, in denen die IHKs Basisinformationen zur unternehmerischen Selbständigkeit vermitteln, waren deutlich seltener gefragt. Bei den Gesprächen mit Gründern, die bereits ein konkretes Konzept entwickelt und dazu Beratungsbedarf hatten, belief sich der Rückgang auf rund ein Viertel.
Zu den von dem gesunkenen Interesse am stärksten betroffenen Branchen zählten vor allem der Handel, die Gastronomie und Dienstleistungen − bislang waren das eher klassische Gründungsbereiche. In bestimmten IHK-Regionen sei die Gründungsaktivität in Branchen mit hohem Publikumsverkehr wie in der Veranstaltungsbranche, bei Schaustellern, bei persönlichen Dienstleistern oder im Messebau nahezu vollständig zum Erliegen gekommen, so der DIHK. Einen klaren Trend nach oben registrierten die IHKs hingegen bei den Online-Gründungsveranstaltungen. Hier stiegen die Teilnehmerzahlen um etwa ein Viertel.
Die Zuversicht für das Gründungsjahr 2021 teilt auch die KfW, der zufolge die Gründungspläne 2020 schon weiter fortgeschritten waren als üblich. Bei der Umsetzung hapert es aber gerade in Deutschland noch oft an der Bürokratie, die in der Start-up-Szene mit als größtes Hindernis wahrgenommen wird. Unter anderem deshalb wird der Gründungsstandort Deutschland von den meisten Gründern in der IHK-Umfrage lediglich mit der Note „befriedigend“ beurteilt. „Da ist bei den Rahmenbedingungen für Unternehmen noch viel Luft nach oben“, sagte Adrian. Eine Vereinfachung der Gründungsformalitäten steht somit an oberster Stelle der Forderungen an die Politik. Ziel solle etwa sein, dass eine digitale Gründung binnen 24 Stunden möglich ist. Gut die Hälfte der Gründer plädiert zudem für ein einfacheres Steuerrecht und 38% für einen einfacheren Zugang zu öffentlichen Fördermitteln. Mittlerweile wünschen sich auch mehr Gründer einen besseren Zugang zu Beteiligungskapital als zu klassischem Fremdkapital.
In der KfW-Umfrage waren die Gründer denn auch mit Blick auf das Bildungssystem mit dem Gründungsstandort Deutschland hart ins Gericht gegangen. Zu den Rahmenbedingungen befragt, hatten sie für die Vermittlung von unternehmerischen Kenntnissen und Fähigkeiten im Bildungssystem besonders schlechte Noten verteilt.