Französische Automobilbranche

Mehr Gegenwind für Frankreichs Autobranche

Stellantis leidet unter übervollen Beständen in den USA, Michelin unter der Konkurrenz von Billigreifen aus Asien, während der Anteilsverkauf an Nissan das Ergebnis von Renault belastet.

Mehr Gegenwind für Frankreichs Autobranche

Mehr Gegenwind für Frankreichs Autobranche

Investoren strafen Stellantis und Renault ab – Michelin will die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Werke steigern

wü Paris

Die französische Automobilbranche spürt stärkeren Gegenwind. Die Opel-Mutter Stellantis bekommt das schwächere Geschäft in den USA zu spüren, Renault die Reduzierung der Beteiligung an Nissan und Michelin die Konkurrenz von Billiganbietern aus China. Sowohl Stellantis als auch Renault wurden Donnerstag nach der Vorlage der Halbjahresergebnisse an der Börse von Paris von Investoren stark abgestraft, so dass sie zu den größten Verlierern im CAC40 gehörten. Die Aktie von Renault gab zeitweise 8,6% auf 43,47 Euro nach, die von Stellantis 8,8% auf 16,66 Euro. Dagegen legte Michelin 5,1% auf 36,20 Euro zu.

Der Umsatz von Stellantis ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14% auf 85 Mrd. Euro eingebrochen. Schuld daran ist die Erneuerung der Modellpalette, die Volumen und Preise belastet hat. Der 2021 aus der Fusion von PSA und Fiat Chrysler entstandene Konzern will in diesem Jahr 20 neue Modelle auf den Markt bringen. In den ersten sechs Monaten haben die 14 Marken der Gruppe 2,9 Millionen Fahrzeuge verkauft, 10% weniger als ein Jahr zuvor.

Michelin beklagt Überkapazitäten in Europa

Dagegen hat sich der Umsatz von Renault mit 26,96 Mrd. Euro minimal um 0,4% verbessert. Der Autobauer steigerte im Gegensatz zu Stellantis auch seinen Absatz. So verkaufte er mit 1,16 Millionen Fahrzeugen 1,9% mehr. Bei Michelin wiederum ging der Umsatz um 4,2% auf 13,48 Mrd. Euro zurück, während das Nettoergebnis nahezu stabil blieb. In Europa leidet die Nachfrage des Reifenherstellers unter dem verstärkten Angebot von Billigreifen aus Asien, dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld und hohen Kosten.

Konnte Michelin dies bisher noch durch Exporte ausgleichen, ist das dies diesmal nicht gelungen. Wegen der strukturellen Problemen Europas sei es nicht länger möglich von dort aus zu exportieren, sagte Michelin-Chef Florent Menegaux. Hohe Gehälter sowie hohe Kosten für Energie und Logistik lasteten auf der Wettbewerbsfähigkeit. Nachdem Michelin die Schließung der Produktion von Lkw-Reifen in Polen und Restrukturierungen in Deutschland angekündigt hat, will der Reifenhersteller aufgrund der Überkapazitäten nun nach weiteren Lösungen suchen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Werke in Europa zu steigern.

Übervolle Bestände in den USA

Stellantis-Chef Carlos Tavares wiederum kündigte an, dass er in den nächsten Wochen in die USA reisen werde, um dort zusammen mit den amerikanischen Teams das Problem der übervollen Bestände zu lösen, das der Konzern in Europa bereits behoben habe. Der nordamerikanische Markt bedarf derzeit nach Angaben von Finanzchefin Nathalie Knight die meiste Arbeit.

Tavares zeigte sich unzufrieden, da sich Stellantis deshalb im ersten Halbjahr nicht so gut wie erwartet entwickelt hat. So ist der Nettogewinn der Automobilgruppe um 48% auf 5,6 Mrd. Euro eingebrochen.

Dank Kosteneinsparungen und Stellenkürzungen wies Stellantis trotz eines Rückgangs noch immer eine höhere Marge als viele Konkurrenten aus. Für das Gesamtjahr peilt Tavares nach wie vor eine zweistellige Marge an. Durch die Stellenkürzungen und Abschreibungen bei Maserati fielen jedoch jetzt auch Sonderkosten in Höhe von 1,8 Mrd. Euro an.

Renault wiederum hat seine Marge auch dank der Dekonsolidierung von Horse verbessert, dem zusammen mit Geely aus China lancierten Gemeinschaftsunternehmen für Verbrennermotoren.

Belastet von den durch den Verkauf von Nissan-Anteilen verursachten Wertverlusten verringerte sich das Nettoergebnis jedoch um 38% auf 1,29 Mrd. Euro.

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