Autozulieferer

Mehrkosten wegen Neuerwerb schlagen bei Schaeffler ins Kontor

Schaeffler ist auf der Zielgeraden mit der angestrebten Übernahme von Vitesco. Kosten im Zusammenhang mit dem Erwerb des Regensburger Antriebsspezialisten schlugen allerdings beim Auto- und Industriezulieferer aus Herzogenaurach ins Kontor. Der Konzerngewinn brach 2023 um fast die Hälfte ein.

Mehrkosten wegen Neuerwerb schlagen bei Schaeffler ins Kontor

Schaeffler verzeichnet Gewinneinbruch

Kosten für die Übernahme von Vitesco sorgen im Schlussquartal 2023 für Verlust

sck München

Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler hat im vergangenen Jahr trotz wachsender Geschäfte einen Gewinneinbruch verbucht. Der Überschuss des im SDax notierten Unternehmens schrumpfte um fast die Hälfte auf 310 Mill. Euro. Grund dafür waren u.a. gestiegene Aufwendungen im Zusammenhang mit der angestrebten Übernahme des Regensburger Antriebsspezialisten Vitesco. Neben erhöhten Zinsaufwendungen aufgrund gewachsener Finanzschulden und Absicherungsgeschäften schlugen auch Bewertungseffekte für angediente Vitesco-Aktien ins Kontor. Dabei handelte es sich laut Geschäftsbericht um Derivate aus einem Swap-Geschäft mit einer Gläubigerbank. Diesen Swap setzte Schaeffler unterstützend ein für ihr Erwerbsangebot an die Aktionäre von Vitesco.

Diese Belastungen führten dazu, dass das Finanzergebnis 2023 einen Verlust von 259 Mill. Euro auswies – 138 Mill. Euro mehr als im Jahr zuvor. Schaeffler bezifferte die gesamten Zusatzaufwendungen im Zusammenhang mit der Übernahme von Vitesco auf 313 Mill. Euro (Sondereffekte). Aufgrund dieser Mehrkosten fiel der Konzern aus Herzogenaurach im Schlussquartal netto tief in die Verlustzone. Von Oktober bis Dezember verbuchte Schaeffler ein Defizit von 107 Mill. Euro. Ein Jahr zuvor erwirtschaftete der Konzern einen Quartalsgewinn von 82 Mill. Euro.

Dividende stagniert

Nach diesem Dämpfer schlagen Vorstand und Aufsichtsrat eine unveränderte Dividende von 0,44 Euro je Stammaktie und 0,45 Euro je Vorzugsaktie vor. Die Ausschüttungsquote in Bezug auf das den Anteilseignern zurechenbare Konzernergebnis vor Sondereffekten reduziert sich um einen Prozentpunkt auf 47,3%.

Die Anleger reagierten auf die Nachrichten vergrätzt. Die stimmrechtlose Vorzugsaktie von Schaeffler büßte im Xetra-Handel zeitweise 4,6% auf 6,27 Euro ein.

Trotz der Mehrbelastungen sprach Vorstandschef Klaus Rosenfeld zur Bilanzvorlage von einem „guten“ Ergebnis. In einem „herausfordernden Umfeld“ habe sich die diversifizierte Aufstellung des Unternehmens als „Wettbewerbsvorteil“ erwiesen.

Deutliches Umsatzplus im Visier

Die Konzernführung erwartet, dass die Verschmelzung mit Vitesco bis Ende des laufenden Jahres abgeschlossen ist. Schaeffler und die Beteiligungsholding der Unternehmerfamilie kontrollieren zusammen knapp 80% der Stimmrechte von Vitesco. Mit dem Neuwerb will Schaeffler ihre Position unter den führenden deutschen Autozulieferern festigen. Der Konzern verspricht sich dadurch Vorteile im Transformationsprozess der Branche zur Elektromobilität.

Auf dieser Basis rechnen Rosenfeld und Finanzvorstand Claus Bauer damit, dass der Konzern 2024 den Umsatz „deutlich“ steigert. Die dem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (vor Sondereffekten) zugrundeliegende operative Rendite (Ebit-Marge) soll eine Spanne von 6 bis 9% erreichen. Für den freien Cashflow peilen sie eine Bandbreite von 300 Mill. bis 400 Mill. Euro an.

Freier Cashflow über Erwartung

Im vergangenen Jahr erhöhte Schaeffler den Konzernumsatz um 3% auf 16,3 Mrd. Euro. Wachstumstreiber war das Automotive-Geschäft, während die Industriesparte ein nur geringfügiges Plus von 0,4% erzielte. Das um Sondereffekte bereinigte Ebit wuchs überproportional um 14% auf 1,2 Mrd. Euro.  Die operative Marge legte um 0,7 Punkte auf 7,3% zu.

Derweil steigerte der Konzern seinen freien Mittelzufluss (ohne Aktivitäten für Zukäufe und Fusionen) um die Hälfte auf 421 Mill. Euro. Damit übertraf Schaeffler ihre eigene Prognose. Das Unternehmen traute sich bis zu 400 Mill. Euro zu.

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