Autopilot

Mercedes-Benz bringt autonomes Fahren voran

Das Kraftfahrt-Bundesamt erteilt die weltweit erste Genehmigung für einen Autohersteller. Die Markteinführung der S-Klasse mit Drive Pilot ist für das erste Halbjahr 2022 geplant.

Mercedes-Benz bringt autonomes Fahren voran

jh München

Als erster Autohersteller in der Welt hat Mercedes-Benz eine Genehmigung für das automatisierte Fahren erhalten. Zugleich wird das zuerst in Deutschland möglich sein. In der ersten Hälfte des nächsten Jahres kommt die S-Klasse mit der als Drive Pilot bezeichneten Sonderausstattung auf den Markt, auch das Elektromodell EQS, wie das Stuttgarter Unternehmen ankündigte. „Als erster Hersteller geht bei uns hochautomatisiertes Fahren in Deutschland in Serie“, sagt Markus Schäfer, der im Vorstand der Daimler AG und von Mercedes-Benz für Entwicklung und Einkauf verantwortlich ist.

Hochautomatisiert gefahren werden kann dann auf den 13200 Autobahnkilometern in Deutschland – bei hohem Verkehrsaufkommen und in Stauungen sowie mit einer Ge­schwindigkeit bis 60 Stundenkilometer. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erteilte Mercedes-Benz eine Systemgenehmigung, die auch als Voraussetzung dient, um in den 57 ECE-Vertragsstaaten, unter anderem den Ländern der EU, Großbritannien, Japan, Südkorea und Australien eine Erlaubnis zu erhalten. Grundlage dafür ist eine technische Zulassungsvorschrift (UN-Regelung Nr. 157), die Anfang dieses Jahres in Kraft getreten ist. Seitdem kann diese in Europa umgesetzt werden.

Tests in den USA und China

Sobald es in zusätzlichen Märkten einen nationalen Rechtsrahmen für den hochautomatisierten Betrieb gebe, erfolge schrittweise die internationale Einführung, kündigt Mercedes-Benz an. Umfangreiche Testfahrten mit dem Drive Pilot gebe es zum Beispiel in den USA und in China.

Die vom KBA erteilte Genehmigung gilt für Level 3, das hochautomatisierte Fahren. Das bedeutet, dass sich der Fahrer vorübergehend von der Fahraufgabe und dem Verkehr abwenden kann, bei Bedarf aber kurzfristig das Steuern übernehmen muss. Mercedes-Benz wirbt für den Drive Pilot mit der Möglichkeit für Nebentätigkeiten auf dem Zentraldisplay wie Onlineshopping und das Schreiben von E-Mails. Die nächsten Stufen sind das voll automatisierte (Level 4) und schließlich das autonome Fahren (Level 5), bei dem es nur Passagiere ohne Fahraufgabe gibt und auch Fahrten ohne Insassen möglich sind. Daimler-Vorstand Schäfer erwartet, dass diese letzte Stufe zur Mitte oder am Ende dieses Jahrzehnts erreicht wird.

Nach der Meinung von KBA-Präsident Richard Damm ist die an Mercedes-Benz erteilte Genehmigung „ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zur Automatisierung“. Das KBA wende dabei einen strengen Maßstab an. „Das ist der zentrale Punkt, denn es bedarf des Vertrauens der Verbraucherinnen und Verbraucher in die Sicherheit der neuen Technologien“, betont Damm.

Zusätzliche Sensoren

Mercedes-Benz erinnerte am Donnerstag daran, schon seit vielen Jahren daran zu arbeiten, die Vision vom automatisierten Fahren zu verwirklichen. Der Drive Pilot baue auf der Fahrassistenztechnik auf und umfasse zusätzliche Sensoren. Dazu gehörten Lidar, die dem Radar verwandte Methode zur optischen Messung von Abstand und Geschwindigkeit, eine Kamera in der Heckscheibe und Mikrofone, die vor allem Blaulicht und andere Sondersignale von Einsatzfahrzeugen erkennen, sowie ein Nässesensor im Radkasten.