Autoindustrie

Mercedes-Benz erkennt keine Anzeichen für eine Absatzschwäche

Der Vorstand des Stuttgarter Mercedes-Konzerns erwartet für dieses und das kommende Jahr einen stabilen Absatz. Die Preise für Autos mit dem Stern sollen weiter steigen.

Mercedes-Benz erkennt keine Anzeichen für eine Absatzschwäche

Vorstand von Mercedes ist auch für 2024 optimistisch

Weiterhin stabiler Absatz und steigende Preise erwartet – Ergebnis der Van-Sparte überrascht

jh München

Der Vorstand von Mercedes-Benz sieht trotz der Konjunkturschwäche keine Anzeichen für sinkende Verkaufszahlen. „Der Absatz sollte 2024 nicht unter dem von diesem Jahr liegen“, sagte Finanzvorstand Harald Wilhelm in Telefonkonferenzen zur Vorlage der Halbjahreszahlen des Stuttgarter Autoherstellers. Er begründete seine Zuversicht mit einem stabilisierten Auftragseingang und neuen Produkten wie der E-Klasse und dem GLC Coupé, die in dieser Jahreshälfte auf den Markt kommen. Zudem wachse das Luxussegment von Mercedes-Benz in diesem Jahr weiter, und das Angebot batterieelektrischer Autos werde 2024 vergrößert.

Wilhelm wies zudem darauf hin, dass der Absatz mit jeweils zwei Millionen Fahrzeugen im Segment Cars (Pkw und Vans für Privatkunden) in diesem und im kommenden Jahr historisch gesehen am unteren Ende bleibe. Dass die Produktionszahlen im zweiten Quartal „um wenige 1.000 Einheiten“ unter dem Absatz lagen, begründete der Finanzchef mit einer „Optimierung der Bestandsposition“, nachdem die Produktion in den ersten drei Monaten den Verkauf „um ein ganzes Stück“ übertroffen hatte.

Höhere Kosten ausgeglichen

Mercedes-Benz will die Verkaufspreise im kommenden Jahr hoch halten, wie Wilhelm ankündigte. Das Management stützt sich auf die Qualität und bessere Ausstattung der Autos mit dem Stern. Der Preiseffekt sei verglichen mit dem zweiten Quartal 2022 und auch mit dem ersten in diesem Jahr positiv gewesen. Vor allem dank der höheren Preise stieg das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) des Segments Cars im zweiten Quartal leicht auf 3,85 (i.V. 3,79) Mrd. Euro. Mit dem um 6% gestiegenen Absatz konnte der Konzern so negative Währungseffekte, höhere Preise für Rohstoffe und Material sowie gestiegene Investitionen in Zukunftstechnik mehr als ausgleichen.

Kaufanreize in China

Angesichts der Konjunkturschwäche und der Preissenkungen von Wettbewerbern wie Tesla und Volkswagen sprach Wilhelm von einem sehr wettbewerbsintensiven Umfeld. „Dieser Marktpraxis entziehen wir uns nicht komplett“, sagte er und erwähnte Kaufanreize von Mercedes-Benz aus taktischen Gründen in bestimmten Regionen. Als Beispiel nannte er Elektrofahrzeuge in China. Vorstandschef Ola Källenius hob jedoch hervor, das Unternehmen baue in China die Position für seine E-Autos vorsichtig aus und nicht mit irrationalen Aktionen. Für diese Strategie werde Geduld gebraucht.

Den Anstieg des Konzern-Ebit im zweiten Quartal auf knapp 5 (4,6) Mrd. Euro begründet der Vorstand vor allem mit dem höheren Ergebnis des Van-Segments, das sich auf 806 Mill. Euro mehr als verdoppelt hat. Wilhelm erklärte dies mit günstigen Marktbedingungen und höheren Preisen. Der Absatz der Transporter nahm um 19% auf 119.500 Einheiten zu, der Umsatz um ein Viertel auf 5,1 Mrd. Euro und die um Sondereffekte bereinigte Ebit-Marge auf 15,5% (10,1%). Fürs gesamte Jahr werden nun 13 bis 15% erwartet.

Prognose für 2023 erhöht

Nach dem starken Abschneiden der Van-Sparte erhöhte Mercedes-Benz am Abend vor Bekanntgabe der Quartalszahlen die Prognose fürs gesamte Jahr 2023. Für den Konzern wird nun mit einem Ebit auf dem Niveau des Vorjahres gerechnet. Ende April hieß es, das Ergebnis werde um 5 bis 15% sinken, aber nah an den 20,5 Mrd. Euro des vergangenen Jahres liegen. Für den freien Cashflow des Industriegeschäfts wird nun ein Anstieg um 10 bis 25% in Aussicht gestellt. Bisher war das Vorjahresniveau von 8,1 Mrd. Euro angepeilt worden. Der Aktienkurs lag am Donnerstag in der Spitze mit mehr als 4% im Plus.