Mercedes-Benz geht Effizienz und Kosten an
Mercedes-Benz geht Effizienz und Kosten an
Finanzvorstand Wilhelm: Wir drehen jeden Stein um – Konzerngewinn sinkt im dritten Quartal um mehr als die Hälfte
jh München
Nach dem kräftigen Ergebnisrückgang im dritten Quartal verstärkt Mercedes-Benz die Anstrengungen für mehr Effizienz und geringere Kosten. „Wir drehen jeden Stein um“, sagte Finanzvorstand Harald Wilhelm in einer Telefonkonferenz für Analysten und Journalisten. Er begründete dies mit dem schwierigen Marktumfeld für die Branche, vor allem in China. Ansatzpunkte für Verbesserungen seien sowohl die fixen als auch die variablen Kosten sowie Investitionen. Alle Hebel, die schon seit Jahren betätigt würden, nutze das Unternehmen. Um einen Abbau von Arbeitsplätzen geht es nach Wilhelms Worten zumindest im Moment nicht.
Auf die Frage nach der Premiumstrategie von Mercedes antwortete der Finanzchef, das sei die richtige. Mit einer Ausweitung des Volumens auf eine schwächere Nachfrage zu reagieren, wäre falsch – vor allem im unteren Pkw-Segment. „Wir haben die richtigen Produkte“, sagte er. „Davon sind wir sehr fest überzeugt.“ Das Unternehmen arbeite an einer „beispiellosen Produktoffensive für die nächsten Jahre.“ Wilhelm fügte hinzu: „Wir wollen mehr Potenzial aus den begehrenswertesten Fahrzeugen, die wir bauen, schöpfen.“
„Nicht akzeptabel“
Im dritten Quartal fiel das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 48% auf 2,52 Mrd. Euro. Unter dem Strich fiel der Gewinn sogar um knapp 54% auf 1,72 Mrd. Euro. „Diese Ergebnisse erfüllen nicht unsere Ambitionen“, sagte Wilhelm. "Das Ergebnis ist nicht akzeptabel.“ Außer der schwächeren Nachfrage hätten Modellwechsel die Entwicklung beeinflusst.
Renditeziele wackeln
Die vielbeachtete Ebit-Marge (ohne Sondereffekte) des Pkw-Geschäfts stürzte von 12,4% im Vorjahr auf 4,7% ab. Der Stuttgarter Autohersteller hatte schon am 19. September die Jahresprognose für diesen Wert von 10 bis 11% auf 7,5 bis 8,5% gesenkt. Für das vierte Quartal peilt der Vorstand 6 bis 7% an. Für die ersten neun Monate ergeben sich 8,0 (i.V. 13,6)%. Die vor zwei Jahren verkündeten Renditeziele für unterschiedliche Marktszenarien wird Mercedes-Benz womöglich ändern. Wilhelm sagte, die Lage sei derzeit viel schlechter als damals angenommen.
Das Ebit des Segments Cars stürzte im dritten Quartal um fast zwei Drittel auf 1,2 Mrd. Euro ab. Als Gründe dafür nannte der Finanzvorstand außer dem gesunkenen Volumen und einem ungünstigeren Produkt- und Preismix zusätzliche Effekte, die sich nach seinen Angaben auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag summierten. Dazu gehörte außer Garantieleistungen finanzielle Unterstützung für Zulieferer sowie für Händler in China. Sonderkosten entstanden zudem, da sich produzierte Elektroautos nicht so schnell wie erwartet verkaufen.
Freier Cashflow steigt
In den anderen beiden Segments verringerte sich die Profitabilität vergleichsweise moderat um jeweils 1,5 Prozentpunkte: die Transporter (Vans) erzielten eine bereinigte Ebit-Marge von 13,5%, die Finanzdienstleistungen (Mobility) eine Eigenkapitalrendite von 8,9%. Analysten von UBS und Jefferies erwähnten auf der Positivseite zudem einen soliden beziehungsweise starken freien Cashflow im Industriegeschäft (ohne Finanzdienstleistungen). Diese Größe stieg um 2% auf knapp 2,4 Mrd. Euro. In den ersten neun Monaten fiel der freie Mittelzufluss jedoch um ein Fünftel. Für das gesamte Jahr rechnet der Vorstand seit September mit einem Rückgang um mehr als 25%.
Die Prognose für den Konzernumsatz wurde jetzt von „auf Vorjahresniveau“ auf „leicht unter Vorjahresniveau“ gesenkt. Im dritten Quartal fiel der Erlös um 6,7% auf 34,5 Mrd. Euro. Für die ersten neun Monate steht ein Minus von 4,7% in der Zwischenbilanz. Der Aktienkurs von Mercedes-Benz rutschte am Freitag zunächst um 3,4% ab. Zum Xetra-Schluss reduzierte sich der Tagesverlust auf knapp 1%.
Aktienrückkauf geht weiter
Wilhelm kündigte an, Mercedes-Benz wolle den Rückkauf eigener Aktien fortsetzen. Von der Hauptversammlung im nächsten Jahr will sich der Vorstand ein Volumen von nochmals 10% des Grundkapitals genehmigen lassen.
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