Mercedes-Benz erhöht Nervosität der Autoaktionäre
Mercedes-Benz erhöht Nervosität der Autoaktionäre
Nach BMW senken auch die Stuttgarter ihre Prognose – Autogipfel am Montag
jh München
Nebenstehender Kommentar Bericht Seite 9Nach schlechten Nachrichten von Volkswagen und BMW hat nun Mercedes-Benz die Investoren beunruhigt. Die deutschen Autohersteller zählten zum Wochenschluss zu den größten Verlierern im Dax. Die Kurse gaben im Xetra-Handel zwischen 2,9% (Porsche) und 6,8% (Mercedes-Benz) nach. Wegen der Branchenkrise hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck für Montag zum virtuellen Autogipfel eingeladen.
Mercedes macht wie den Konkurrenten die Absatzschwäche in China, dem größten Automarkt der Welt, zu schaffen. Der Vorstand senkte die Prognose für die Profitabilität drastisch. Für das Pkw-Segment erwartet er 2024 nur noch eine Umsatzrendite vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten von 7,5 bis 8,5%. Bisher konnten Aktionäre mit 10 bis 11% rechnen. Verglichen mit 12,6% im vergangenen Jahr und 14,6% 2022 war ohnehin ein Rückgang einkalkuliert.
Schwacher Konsum in China
„Unsere Kunden in China sind derzeit sehr vorsichtig“, sagte Vorstandschef Ola Källenius in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Der Grad der Vorsicht sei gewaltig, „um es diplomatisch auszudrücken“. Er bleibe deshalb auch vorsichtig für die absehbare Zukunft. In China habe das Wirtschaftswachstum weiter an Dynamik verloren. Der Konsum sei schwächer, und der Abschwung auf dem Immobilienmarkt setze sich fort.
Hinzu kommt, dass sich der Produktmix von Mercedes-Benz in diesem Halbjahr nicht, wie vom Vorstand erhofft, zugunsten profitablerer Modelle entwickelt. Das Top-End-Segment werde wie in den ersten sechs Monaten etwa 14% des gesamten Absatzes ausmachen, kündigte Källenius an. „Das ist weniger, als wir ursprünglich geplant hatten.“
Dennoch Marktanteile gewonnen
Im ersten Halbjahr waren die Verkäufe dieser Kategorie mit den größten Gewinnbeiträgen um 22% gesunken. Zu den Top-Modellen von Mercedes-Benz gehören S- und G-Klasse, die stark motorisieren Autos von AMG und die Luxusmarke Maybach. Källenius betonte, Mercedes-Benz gewinne trotz der Rückgänge Marktanteile. Allerdings rechnet das Management nur noch mit einem Absatz weit unter 300.000 Autos im Top-End-Segment. Im vergangenen Jahr war die Zahl mit 328.000 stabil geblieben.
Angesprochen auf die Folgen eines niedrigeren Konzernergebnisses für die Aktionäre, sagte CFO Harald Wilhelm, für die Ausschüttungsquote von 40% des Nettogewinns gelte eine gewisse Flexibilität. In den beiden vergangenen Jahren habe der Wert leicht unter 40% gelegen. Vielleicht gebe es nun die Möglichkeit, mehr als 40% als Dividende auszuzahlen. Weitere Aktienrückkäufe will sich Mercedes auf der Hauptversammlung im nächsten Jahr genehmigen lassen.