Mercedes-Benz verdoppelt Gewinn
jh München
Mercedes-Benz will auch im Fall einer nachlassenden Nachfrage die Umsatzrendite hoch halten. „Um unsere Margen zu schützen, werden wir eher mit Volumen reagieren als mit Rabatten“, sagte Finanzvorstand Harald Wilhelm in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Das bedeutet, dass das Unternehmen sein Angebot relativ knapp halten will.
Die Nachfrage sei nach wie vor höher als das Angebot. Wilhelm verwies auf den hohen Auftragsbestand – auch als Folge der Knappheit von Halbleitern. Der Auftragseingang sei „auf einem guten Niveau“. Zusammen ergebe dies eine solide Position für Mercedes-Benz.
Dank der guten Nachfrage, der Durchsetzung höherer Preise und einer Kostendisziplin steigerte der Autohersteller im dritten Quartal das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 83% auf knapp 5,2 Mrd. Euro. Der Nettogewinn verdoppelte sich auf rund 4 Mrd. Euro. Der Absatz nahm um 21% zu, der Umsatz um 19% auf 37,7 Mrd. Euro.
Deutlicher Anstieg erwartet
Die um Sondereffekte bereinigte Ebit-Marge des Segments Mercedes-Benz Cars (Pkw und Vans für private Kunden) erhöhte das Unternehmen auf 14,5% (siehe Grafik). Nach 15,0 (i.V. 12,2)% in den ersten neun Monaten hob der Vorstand die Prognose fürs gesamte Jahr 2022 um 1 Prozentpunkt an. Das Segment Mercedes-Benz Vans steigerte die Umsatzrendite ebenfalls: im Quartal auf 12,7 (5,3)% und von Januar bis September auf 11,8 (8,8)%. Für 2022 werden nun 9 bis 11% in Aussicht gestellt, jeweils 1 Prozentpunkt mehr als bisher. Damit verbessert sich auch die Prognose für das Konzern-Ebit, das deutlich wachsen soll. In den ersten neun Monaten legte es um 26% zu.
Mit einem besseren Ausblick fürs Ergebnis hatte der Aktienmarkt weitgehend gerechnet. Der Kurs von Mercedes-Benz arbeitete sich am Mittwoch in positives Terrain vor und beendete den Xetra-Handel mit einem Plus von 1,1% auf 58,94 Euro.
Zu weiteren Preiserhöhungen im kommenden Jahr äußerte sich Wilhelm nicht konkret: In diesem und im vergangenen Jahr habe das gut funktioniert. „Wir werden uns das sicherlich so auch für 2023 anschauen.“ Er betonte, der Preis hänge nicht nur von der Nachfrage ab, sondern auch von der Produktsubstanz. „Und da müssen wir nicht scheu sein“, fügte der Finanzchef hinzu. „Wir haben ein starkes und frisches Produktportfolio aus allen Rohren.“ Er erwähnte unter anderem die acht Elektroautomodelle im Angebot. „Wir haben nicht die Absicht, die Listenpreise zu senken und Rabatte in schwierigen Märkten zu erhöhen“, sagte Wilhelm.
Mit Blick auf das zunehmende Risiko einer Rezession sagte er, Mercedes-Benz sei widerstandsfähiger geworden. Der Break-even liege jetzt zwischen 1 und 1,5 Millionen Fahrzeugen im Jahr. Im vergangenen Jahr verkaufte das Unternehmen 2,33 Millionen Autos. „Wir haben am Preismix und an den Kosten gearbeitet und jetzt mehr Wasser unter dem Kiel“, berichtete Wilhelm. Ziel sei weiterhin, die Fixkosten bis 2025 im Vergleich mit 2019 um 20% zu senken. Angesichts der hohen Kosteninflation seien dafür „zusätzliche Effizienzmaßnahmen notwendig“. Nach einfacheren Ansatzpunkten wie Reisekosten folge nun mit den Prozessen der schwierigere Teil. Es gehe darum, mit Automatisieren, Standardisieren und Digitalisieren die Aufgaben mit weniger Kapazitäten zu erledigen.
Aus Russland will sich der Stuttgarter Konzern vollständig zurückziehen, wie Wilhelm berichtete. Geplant sei, die Anteile an den Tochtergesellschaften in dem Land an den russischen Investor Avtodom zu verkaufen. Das Geschäft stehe noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung von Behörden. Der Finanzvorstand erinnerte daran, dass Mercedes-Benz die Fertigung in Russland (im Montagewerk in Kaluga) und den Export dorthin im Frühjahr nach dem Überfall auf die Ukraine eingestellt habe.
Mercedes-Benz Group | ||
Konzernzahlen nach IFRS1 | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Absatz Cars (Stück in Mill.) | 1,52 | 1,62 |
Umsatz | 109 014 | 98 653 |
Cars | 81 044 | 71 332 |
Vans | 12103 | 10613 |
Mobility | 20096 | 20 695 |
Ebit | 15 047 | 11913 |
Konzernergebnis | 10782 | 8 573 |
Ergebnis je Aktie ( Euro) | 9,83 | 7,76 |
Freier Cashflow2 | 5649 | 66453 |
Nettoliquidität2 | 23 303 | 23458 |
1) fortgeführtes Geschäft; 2) Industriegeschäft; 3) inkl. Daimler Truck bis 9.12.Börsen-Zeitung |