M&A

Merck & Co schluckt Acceleron

Der US-Pharmakonzern will mit einer Übernahme für 11,5 Mrd. Dollar sein Geschäft auf dem Gebiet seltener Erkrankungen stärken.

Merck & Co schluckt Acceleron

swa Frankfurt –  Der US-Pharmakonzern Merck & Co. verstärkt sich im Geschäft mit Medikamenten gegen seltene Krankheiten und will zu diesem Zweck den US-Arzneimittelhersteller Acceleron für 11,5 Mrd. Dollar übernehmen. Je Aktie des US-Wettbewerbers bietet Merck 180 Dollar in bar, heißt es in einer Mitteilung. Merck sichert sich damit den Zugriff auf ein innovatives Medikament gegen Lungenhochdruck (PAH), das sich in der zulassungsrelevanten letzten Phase der klinischen Entwicklung befindet. Der Abschluss des Deals wird für das vierte Quartal erwartet.

IPO im Jahr 2013

Acceleron wurde 2003 gegründet und absolvierte zehn Jahre später das IPO an der US-Technologiebörse Nasdaq. Das Biopharmaunternehmen erzielt erste Umsätze aus Produktverkäufen in einer Kooperation mit Bristol Myers Squibb (BMS), an die Acceleron das Medikament Reblozyl gegen chronische Anämie auslizenziert hat, das die Partner gemeinsam vertreiben. Die Allianz war ursprünglich mit Celgene geschlossen worden, bevor BMS diese Biotechfirma übernahm. Weitere Medikamentenprojekte hat Acceleron in klinischer Entwicklung. Gestützt von der Allianz zeigte Acceleron 2020 einen Jahresumsatz von 93 Mill. Dollar. Der Verlust für den Turnus wurde mit 166 Mill. Dollar ausgewiesen. Die liquiden Mittel beliefen sich Ende des Jahres auf 860 Mill. Dollar. Im Markt war spekuliert worden, dass der langjährige Kooperationspartner Bristol Myers Squibb sich Acceleron einverleiben könnte.

Der Markt für Therapien gegen seltene Erkrankungen gilt für die Pharmabranche als attraktiv, da für diese Arznei hohe Preise erzielt werden können. Der britische Pharmakonzern AstraZeneca hatte Ende 2020 in dem Segment für 39 Mrd. Dollar Alexion Pharmaceuticals gekauft.

Wie Acceleron entwickelt auch Merck ein PAH-Mittel, das sich gegenwärtig in der zweiten Phase der klinischen Erprobung befindet. Der PAH-Markt hatte nach Angaben von Merck 2019 ein Volumen von 5,7 Mrd. Dollar. Bis 2026 werde eine Ausweitung auf 7,5 Mrd. erwartet. Im Jahr 2017 hatte sich der US-Rivale Johnson & Johnson auf dem Therapiegebiet Lungenhochdruck verstärkt und für 30 Mrd. Dollar die Schweizer Biotechfirma Actelion gekauft. Merck ist bestrebt, mit neuen Produkten die Lücke zu schließen, die ein Patentablauf beim Krebsmittel Keytruda künftig mit sich bringen wird. Mit dem größten Produkt Keytruda setzte Merck zuletzt weltweit 14,4 Mrd. Dollar um bei einem Konzernumsatz von 48 Mrd. Dollar.

Auf Einkaufstour

Die Pharmaindustrie ist derzeit aktiv auf Einkaufstour im Biotech-Segment. Vor wenigen Wochen kündigte Pfizer die Übernahme des Krebs-Immuntherapie-Spezialisten Trillium für 2,3 Mrd. Dollar an, und Sanofi bietet 1,9 Mrd. Dollar für die US-Gesellschaft Kadmon, die auf Immunerkrankungen nach Transplantationen fokussiert ist.