Metallpreise legen zum Jahresende hin kräftig zu
Von Hubertus Bardt, Köln*
Das abgelaufene Jahr hat auf den internationalen Metallmärkten mit einem kräftigen Endspurt geendet. Nur durch die Erholung des Dollar, der Ende 2021 zum Euro noch bei 1,14 und ein Jahr darauf bei 1,07 lag, wurde der Anstieg des Kostenniveaus für die weiterverarbeitende Industrie in Deutschland begrenzt. Im Vergleich zu Ende 2021 sind die Metallkosten damit nur leicht gestiegen, dahinter verbirgt sich aber ein Jahr voller Turbulenzen.
Zwei starke Vorjahre
Nachdem das Metallpreisniveau auf Euro-Basis in den beiden Vorjahren um 21% sowie um 15% zugelegt hatte, fällt die Jahressteigerung 2022 bescheiden aus. Der Industriemetallpreis-Index des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln lag im Dezember nur um 1,2% über dem Vorjahreswert. Der Index misst die in Euro umgerechneten Preise der wichtigsten Importmetalle und ist entsprechend der Importverhältnisse gewichtet (siehe Tabelle). Damit wird die Perspektive der in Euro abrechnenden metallverarbeitenden Unternehmen abgebildet.
Euro-Erholung entlastet
Zum Jahresende hin stiegen die Preise deutlich an. Der IMP-Index legte 3,2% zu und schloss das Jahr über der 500-Punkte-Marke ab. Mit 510,8 Zählern liegt er auf dem Niveau vom August und nur leicht über dem Jahresende 2021 (504,5 Punkte). In Dollar gerechnet wäre das Plus im Dezember mit 7,1% mehr als doppelt so stark ausgefallen. Der Anstieg des Euro gegenüber dem Dollar in den vergangenen Wochen hat dazu geführt, dass die deutschen Metallkunden zumindest relativ entlastet wurden.
Hinter dem scheinbar stabilen Jahr 2022 verbergen sich aber einige turbulente Verläufe. Zeitweise lag der IMP-Index über der 600-Punkte-Marke und damit fast 20% über dem Jahresendwert 2021. Die Knappheitssorgen mit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine und die anschließende Abschwächung der weltweiten Wachstumsaussichten sorgten für Bewegung auf den Metallmärkten.
Besonders stark ist im vergangenen Jahr der Preis für Nickel gestiegen: Im Vergleich zu Dezember 2021 legte das Metall um 54,4% zu. Im letzten Monat betrug das Plus 9,1%, dennoch notierte Nickel damit 11% unter dem Jahreshoch. Auch die Edelmetalle Silber und Gold legten mit 10,5% und 7,2% im Jahresvergleich deutlich zu. Während Gold im Dezember stabil blieb, gewann Silber 6,9% an Wert.
Während Blei weitgehend stabil blieb (plus 2,8% im Jahresvergleich, plus 1,7% von November auf Dezember), setzte Eisenerz seine Achterbahn fort. Verglichen mit dem Jahresendwert von 2021 ging es zwar nur um 2,1% nach oben, doch allein im Dezember betrug das Plus 15,4%. Damit liegt der Stahlgrundstoff immer noch fast 25% unter dem Jahreshöchststand.
Steil nach unten – und damit gegen der Aufwärtstrend des Marktes – ging es 2022 für Zinn, dessen Preis sich im Vorjahr aber auch mehr als verdoppelt hatte. Im Jahresverlauf gab der Rohstoff um 34,5% nach, im Dezember ging es aber um 9,6% aufwärts.
Schwergewichte leichter
Auch die Indexschwergewichte Kupfer (Gewichtung: 29%) und Aluminium (21%) sind günstiger als vor Jahresfrist. Kupfer blieb im Dezember stabil, verbilligte sich aber im Jahresvergleich um 6,4% und lag zuletzt fast 16% unter dem Höchststand der vergangenen zwölf Monate. Aluminium gab seit Ende 2021 um 4,9% und im Dezember um 1,6% nach. Mit einem Abstand von fast 29% zum Jahreshoch zeigen sich aber auch hier hohe Schwankungen. Ähnlich ist die Situation bei Zinn, das im Dezember zwar um 2,6% zulegte, sich im Gesamtjahr mit einem Minus von 1,7% aber kaum veränderte – zeitweilig hatte Zinn jedoch mehr als ein Drittel mehr gekostet.
*) Der Autor ist Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln und Leiter des Wissenschaftsbereichs.
Bestandteile des IMP-Index | ||
Performance auf Basis der Euro-Preise | ||
Metall | Veränderung zum Vorjahr (%) | Gewichtung im Index (%) |
Kupfer–6,4 | 29 | |
Aluminium–4,9 | 21 | |
Eisenerz2,1 | 17 | |
Gold | 7,2 | 16 |
Nickel | 54,4 | 5 |
Silber | 10,5 | 4 |
Zink | –1,7 | 4 |
Blei | 2,8 | 2 |
Zinn | –34,5 | 1 |
Quelle: IW KölnBörsen-Zeitung |