Metro bläst in Indien zum Rückzug
ab Düsseldorf – Nach 19 Jahren verabschiedet sich Metro aus dem Großhandelsgeschäft in Indien. Das operative Geschäft mit 31 Märkten sowie sechs Immobilien gehen an die indische Reliance Retail Ventures Limited (RRVL), wie der Großhändler mitteilt. In der Transaktion, über die seit dem Frühsommer spekuliert wurde, wird Metro Indien mit umgerechnet 300 Mill. Euro (aktueller Wechselkurs) bewertet, entsprechend einem Vielfachen des Enterprise Value in Relation zum Umsatz von 0,6. Metro erwartet aus dem Verkauf einen Gewinn von 150 Mill. Euro. Bis Ende März 2023 wird mit dem Vollzug gerechnet.
In dem im September abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftete die indische Metro-Tochter einen Umsatz von umgerechnet 926 Mill. Euro. Daraus wurde nach den Angaben ein operatives Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) im niedrigen zweistelligen Millionenbetrag gezogen. Damit habe die Gesellschaft ihren bisher höchsten Umsatz erreicht und gehöre zu den wenigen profitablen Akteuren in der Branche, heißt es. „Mit Metro Indien verkaufen wir ein wachsendes und profitables Großhandelsgeschäft zum richtigen Zeitpunkt“, wird Metro-Chef Steffen Greubel zitiert.
Die indische Handelsbranche erlebe aktuell eine starke Konsolidierung und ein überproportionales Wachstum im E-Commerce. Um mithalten zu können, wären erhebliche Investitionen erforderlich geworden, heißt es. Dazu waren die Deutschen offenbar nicht bereit, zumal das Geschäft aufgrund der sich ändernden Rahmenbedingungen nicht mit mehr in die sCore-Strategie passte. Dank des Rückzugs könne sich Metro auf die Beschleunigung des Wachstums im übrigen Länderportfolio konzentrieren, sagt Greubel.
Mit Reliance Retail sei ein Partner gefunden worden, der in der Lage sei, Metro Indien in diesem Marktumfeld erfolgreich in die Zukunft zu führen. RRVL ist die Holdinggesellschaft der Reliance Group in Indien, die Tochter Reliance Retail ist nach den Angaben der größte Omnichannel-Einzelhändler, der mehr als 16 500 Geschäfte betreibt und dabei eine breite Palette von Lebensmitteln über Mode & Lifestyle und Unterhaltungselektronik bis hin zu Pharma & Healthcare abdeckt.
Mit Ausnahme von Pakistan hat Metro den Rückzug aus Asien abgeschlossen. Den Anfang hatte der Handelskonzern noch unter Greubels Vorgänger, Olaf Koch, mit dem Rückzug aus dem größten Einzelmarkt China 2019 eingeleitet.