Milliardärsbrüder Strüngmann übernehmen Schülke von EQT
Private-Equity-Deals kommen in Schwung
Milliardärsbrüder Strüngmann kaufen Schülke von EQT – KKR steigt bei OHB ein
cru Frankfurt
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt
Private-Equity-Deals kommen nach langer Flaute wieder in Schwung. KKR steigt bei der Bremer Raumfahrtfirma OHB ein, die dabei mit rund 1 Mrd. Euro bewertet wird. Gleichzeitig bekommt die EQT-Portfoliofirma Schülke die Milliardärsbrüder Andreas und Thomas Strüngmann als neue Eigentümer. Sie waren durch ihr Investment in den Impfstoffhersteller Biontech 2021 zumindest vorübergehend zu den reichsten Deutschen geworden. Jetzt übernehmen die Zwillinge die Handdesinfektionsfirma Schülke & Mayr GmbH von EQT.
Fünfter Exit für EQT
Der jetzt erfolgende Verkauf an ein Konsortium unter Führung des Family Office der Strüngmanns, Athos Service, wurde am Montag bekannt gegeben. Finanzielle Details wurden nicht genannt. Zu den Co-Investoren zählt die Bitburger Holding. Laut Finanzkreisen wird Schülke bei dem Deal mit etwa 1,4 Mrd. Euro bewertet. EQT hatte Schülke 2020 von Air Liquide für 900 Mill. Euro erworben. Der französische Konzern hatte die Firma per Carve-out ausgegliedert. Die Transaktion unterliegt den üblichen behördlichen Genehmigungen und wird voraussichtlich im vierten Quartal 2023 abgeschlossen sein. EQT wurde von Bank of America, Freshfields Bruckhaus Deringer, Deloitte sowie Bain & Company beraten.
Für die Private-Equity-Firma handelt es sich bereits um den fünften Ausstieg aus einer Beteiligung in diesem Jahr – darunter der Exit beim Berliner Autoteile-Onlineshop Kfzteile24. Laut Matthias Wittkowski, Partner im Advisory Team von EQT, war schon bei der Übernahme “einer der Gründe für unsere Begeisterung der Purpose von Schülke sowie die systemkritische Rolle im Gesundheitswesen – diese Begeisterung ist heute größer denn je. Gemeinsam mit dem Management-Team haben wir aus einer untergeordneten Konzern-Tochtergesellschaft ein eigenständiges Healthcare-Unternehmen geschaffen.”
Traditionsunternehmen aus Hamburg
Schülke, die von CEO Stefan Kukacka geführt wird, wurde vor mehr als 130 Jahren in Hamburg von Rudolf Schülke und Julius Mayr gegründet, die mit der Produktion des Desinfektionsmittels Lysol begannen. Heute ist die Firma mit 1.200 Beschäftigten in mehr als 100 Ländern vertreten und stellt Desinfektionsmittel für Hände, Haut und Oberflächen sowie Produkte zur Wunddesinfektion her.
Laut EQT hat Schülke seit der Übernahme jedes Jahr ein zweistelliges Umsatzwachstum erzielt und den operativen Gewinn (Ebitda) im Kerngeschäft nahezu verdoppelt. Die Covid-19-Pandemie hatte einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach Produkten zum Infektionsschutz ausgelöst – hinzu kommen längerfristige Trends im Zusammenhang mit einer alternden Bevölkerung, Krankenhausinfektionen und strengeren gesetzlichen Anforderungen.
Die Brüder Strüngmann hatten ihr Family Office Athos 2005 gegründet – kurz nachdem der Pharmariese Novartis AG ihren Arzneimittelhersteller Hexal zusammen mit ihrer Beteiligung an der Tochtergesellschaft Eon Labs für 5,7 Mrd. Euro gekauft hatte. Später hatte der Biontech-Impfstoff das Vermögen der Beiden in ungeahnte Höhen getrieben.
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