M&A

Milliarden-Deal von Ericsson droht Scheitern

Korruptionsermittlungen der SEC bedrohen die größte Übernahme, die Ericsson je angekündigt hat.

Milliarden-Deal von Ericsson droht Scheitern

hei Frankfurt

Die von Ericsson im vergangenen Herbst angekündigte 6,2 Mrd. Dollar schwere Übernahme des Cloud-Spezialisten Vonage wackelt. Grund sind fehlende Genehmigungen durch die US-Außenwirtschaftsbehörde.

Diese verweigert bisher grünes Licht, weil auch andere Behörden Bedenken angemeldet haben; denn Ericsson ist Gegenstand umfassender Korruptionsermittlungen der Börsenaufsicht SEC. Den Schweden, die bereits eine Milliardenstrafe wegen Bestechungs- und Schmiergeldvergehen in mehreren Ländern kassiert hatten, drohen weitere Sanktionen der SEC, deren Höhe der Vorstand noch nicht abschätzen kann. Untersucht werden Verfehlungen in China und anderen asiatischen Ländern sowie im Mittleren Osten, und zwar seit 2011. Ericsson und Vonage erklärten beide, an der Transaktion festhalten zu wollen. Es wäre die bisher größte Übernahme von Ericsson überhaupt.

Die Aktien des Telekomausrüsters gerieten an der Stockholmer Börse unter Druck und verloren 1,2% auf 80,28 skr. Sie haben in diesem Jahr bisher rund ein Fünftel an Wert verloren. Dagegen legten Vonage-Titel an der Nasdaq im frühen Handel um fast 4% zu, wohl in der Erwartung, dass Ericsson einen Nachschlag bieten könnte, um die Vonage-Aktionäre bei der Stange zu halten.

Ericsson hofft mit der Übernahme von Vonage ihr Angebot im Bereich von Platform-as-a-Service zu stärken. Damit sollen Telekomfirmen mehr Möglichkeiten haben, die Investitionen in ihre Netze zu monetarisieren. Eine höhere Rendite der Netzbetreiber sollte mittelbar auch Ericsson zugute kommen, die traditionell ein hochpreisiger Anbieter von mobiler Telekommunikationsinfrastruktur sind. Der Konzern, der unter CEO Börje Ekholm durch eine schmerzhafte Restrukturierung gegangen war, hatte frühzeitig von Investitionen in 5G vor allem im US-Markt profitiert. Zuletzt sagten Analysten jedoch ein Auslaufen des Wachstumsschubs voraus. In China laufen die Geschäfte ähnlich wie bei Wettbewerber Nokia schlecht.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.