Bahn-Logistiktochter

Milliardenschwerer Bieterkampf um Schenker wird zum Sozialwettbewerb

Der Milliardenverkauf von DB Schenker ist auf der Zielgraden. Am Freitag tagt der Lenkungsausschuss der Bundesregierung dazu, der Aufsichtsrat in zwei Wochen. In den Fokus gerückt ist dabei der Erhalt der Arbeitsplätze.

Milliardenschwerer Bieterkampf um Schenker wird zum Sozialwettbewerb

Bieterkampf um Schenker wird zum Sozialwettbewerb

Auch Betriebsrat bevorzugt Verkauf gegenüber Verbleib im Deutsche-Bahn-Konzern

cru/ahe Frankfurt/Berlin

An diesem Freitag tagt der Lenkungsausschuss der Bundesregierung zum milliardenschweren Verkauf der Bahn-Logistiktochter DB Schenker. Vertreter von Kanzleramt und den Ministerien für Verkehr, Finanzen und Wirtschaft beraten über die Gebote des Konsortiums rund um den Finanzinvestor CVC auf der einen und des dänischen Speditionskonzerns DSV auf der anderen Seite. Beide liegen mit rund 14 Mrd. Euro nahezu gleichauf. Allerdings hat CVC einen kleinen Teil des Kaufpreises an die Bedingung geknüpft, dass Schenker in den nächsten Jahren ihre Gewinnziele erreicht.

Eigentlich sollte der Logistikkonzern an denjenigen gehen, der den höchsten Betrag bietet. Vorgegeben ist nur der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen für zwei Jahre ab dem Closing der Transaktion. Doch inzwischen treten die Stellen- und Standortpläne in den Vordergrund und machen aus dem Preis- einen Sozialwettbewerb. Schenker beschäftigt in Deutschland 15.000 Menschen, weltweit über 70.000.

DSV-Ankündigung: „We shut them down“

Laut einem internen Papier der Gewerkschaft Verdi vom 29. August, das der Börsen-Zeitung vorliegt, würde DSV aufgrund der Überlappungen im Geschäft 5.300 Stellen mehr in Deutschland abbauen als das CVC-Konsortium. Verdi-Bundesfachgruppenleiter Stefan Thyroke schreibt: „Die Zentralen von Schenker mit insgesamt 2.300 Mitarbeitenden (Schenker AG Head Office 1.200 inkl. 600 IT-Mitarbeiter, Europa 300 und Deutschland 800) sind bis auf möglicherweise 300 IT-Mitarbeiter allesamt von Wegfall ihres Arbeitsplatzes bedroht. Die Aussage von DSV uns ggü. im Juli 2024 war klar und deutlich (‚We shut them down‘).“

Doch DSV hält jetzt dagegen. Nach Angaben aus Konzernkreisen gegenüber der Börsen-Zeitung entsprechen die Angaben von Verdi nicht den Tatsachen. In einem Papier, das DSV beim Bahn-Aufsichtsrat und -Vorstand sowie den Ministerien platziert hat, erläutern die Dänen, dass im Falle eine Übernahme 1.600 bis 1.900 Stellen abgebaut würden – im Vergleich zu 700 Stellen bei CVC. Die Differenz liege also nur bei rund 1.000 Stellen – und auch das nur zu Beginn. Nach der Übernahme werde DSV einen Milliardenbetrag in Deutschland in Terminals und Lagerhäuser investieren. Dies werde dazu führen, dass in drei bis fünf Jahren bei DSV und Schenker zusammen in Deutschland mehr Menschen arbeiten würden als derzeit.

Schenker-Betriebsrat bevorzugt Verkauf gegenüber Verbleib bei der Deutschen Bahn

Offiziell lehnte der Schenker-Betriebsrat eine Stellungnahme ab. „Die Ängste sind da. DSV beschwichtigt uns. Aber wir wissen nicht, ob wir das glauben können“, sagte ein Verdi-Betriebsrat der Börsen-Zeitung. Sobald man Standorte verlege, blieben Arbeiter auf der Strecke. DSV habe derzeit keine Zentrale in Deutschland und brauche auch keine. Schenker hat die Deutschlandzentrale in Essen und eine Europazentrale in Frankfurt. „Unabhängig davon, wer den Zuschlag erhält, bevorzugen wir einen Verkauf gegenüber dem Verbleib bei der Bahn, weil dann die Investitionen fehlen würden. CVC erscheint uns aber als das kleinere Übel.“ Eine Entscheidung könnte der Bahn-Aufsichtsrat in einer außerordentlichen Sitzung voraussichtlich am 19. September fällen. Das wird aus Finanzkreisen betätigt.

Bericht Seite 9
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.