Mittelstand blickt skeptisch nach vorn
ab Düsseldorf
Die Umsatz- und Auftragslage im deutschen Mittelstand ist gut. Doch die Ertragslage lässt zu wünschen übrig. Das geht aus der Frühjahrsumfrage unter 1 300 deutschen Mittelständlern hervor, die Creditreform zwischen dem 10. und 30. März durchführte. Zwar nähert sich der Geschäftsklimaindex mit 15 (i.V. 1,8) Punkten wieder dem Niveau von vor der Pandemie, doch zwischen der aktuellen Lage und den Erwartungen gibt es ein großes Gefälle, wie Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, vor der Presse ausführte.
So erhöhte sich der Geschäftslageindex im Gefolge der Corona-Lockerungen spürbar von −10,1 auf 12,5 Punkte, der Index der Geschäftserwartungen stieg jedoch nur moderat auf 17,6 (14,5) Punkte. Vor Ausbruch der Pandemie wurden regelmäßig Werte 30 Punkten und mehr erreicht. Grund dafür ist die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, der seine Spuren allen voran in der Entwicklung der Energiepreise hinterlässt. „Der Ukraine-Krieg ist Gift für die aufkeimende Erholung der Wirtschaft“, sagt Hantzsch. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe sei eine tiefe Verunsicherung zu spüren, auch wenn sich derzeit noch keine depressive Stimmung ausmachen lasse.
Gleichwohl spielt der Krieg bei der Frage nach den Themen, welche die Mittelständler umtreiben, nur eine untergeordnete Rolle. Im Fokus stehen die Inflation (71,8 %), die Stabilität der Lieferketten (69,7 %) und der Fachkräftemangel (65,8 %). Den Ukraine-Krieg nannten nur 4 %.
Das passt auch zur Anomalie bezüglich der erwarteten Entwicklung der Angebotspreise, die gemäß Umfrage bereits in den vergangenen Monaten spürbar anzogen. Gemäß Umfrage gaben 70,9 (32,1)% durchgesetzte Preiserhöhungen an. Zudem gaben 71,8 % in den kommenden Monaten weitere Preiserhöhungen vorzunehmen. Das spiegelt sich auch in den Umsatzerwartungen: 34,1 (32,1) % erwarten steigende Erlöse, zugleich gehen nur 13,5 (17,6) % von rückläufigen Umsätzen aus. Augenfällig ist allerdings die unterschiedliche Einschätzung in den Hauptwirtschaftsbereichen. Im verarbeitenden Gewerbe und im Bausektor liegen die optimistischen Umsatzerwartungen unter Vorjahr.
Dennoch bleibt die Ertragslage angespannt, meldet doch noch immer jeder Dritte Ertragseinbußen. Mit 38,1% fällt der Anteil im Verarbeitenden Gewerbe besonders hoch aus. Noch düsterer sieht es bei den Ertragserwartungen aus: So rechnen nur 22,6(24,6) % im nächsten halben Jahr mit einer Verbesserung, zugleich kalkulieren 27,1 (20,5)% mit Ertragsrückgängen. Damit fällt der Saldo erstmals seit mehr als zehn Jahren negativ aus.