Mittelstand sieht US-Markt kritisch

Rahmenbedingungen schlechter als in China - Exportorientierung bleibt

Mittelstand sieht US-Markt kritisch

scd Frankfurt – Der deutsche Mittelstand hat offenbar nur geringes Vertrauen in den Wirtschaftsstandort USA. Lediglich 17 % der vom Marktforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Commerzbank befragten Unternehmen mit mindestens 2 Mill. Euro Jahresumsatz bewerteten die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen des Standorts mit gut oder sehr gut. Für knapp die Hälfte der befragten Firmen sind die Bedingungen wenigstens befriedigend. Mit China zeigten sich die Unternehmen deutlich zufriedener. Hier stimmten 30 % für sehr gut oder gut. Immerhin zwei Drittel bezeichneten das Umfeld als befriedigend. Die Rahmenbedingungen in Deutschland wurden derweil von fast zwei Dritteln als gut oder sehr gut eingestuft, während sogar mehr als 90 % wenigstens die Note befriedigend vergaben (s. Grafik). “Schief gewickelt”Angesichts der zahlreichen wirtschaftspolitischen Konflikte – vom Brexit bis hin zu den diversen Handelsstreitigkeiten – rechnen 64 % der befragten Unternehmen mit einer geringeren Planungssicherheit in den nächsten ein bis zwei Jahren. Mit 61 % ist die zweithäufigste Sorge, dass es zu einer generellen konjunkturellen Eintrübung kommt. Zunehmende Handelsbarrieren fürchten zwar nur 37 %, unter den exportierenden Unternehmen sind es allerdings 52 %. Allerdings werden die Handelsstreitigkeiten nicht nur negativ bewertet. Immerhin jedes fünfte Unternehmen glaubt, dass sich auch positive Effekte für deutsche Unternehmen durch Handelskonflikte zwischen anderen Ländern wie zum Beispiel China und den Vereinigten Staaten von Amerika ergeben dürften. Solche Firmen seien “schief gewickelt”, befand Michael Reuther, Firmenkundenvorstand der Commerzbank, am Montag bei der Vorstellung der Studie.Ein Rückzug aus dem Exportgeschäft ziehen indes die meisten Unternehmen trotz aller protektionistischen Tendenzen nicht in Betracht. 65 % der Unternehmen mit mehr als 100 Mill. Euro Umsatz wollen neue Auslandsmärkte erschließen. Bei kleineren Gesellschaften mit maximal 15 Mill. Euro Jahreserlös liegt der Anteil immer noch bei 45 %. Größer ist die Diskrepanz bei einer stärkeren Orientierung in Richtung Schwellenländer. Während größere Mittelständler dies zu 40 % vorhaben, planen dies von den kleineren nur 15 %. Umgekehrt sieht es bei einer stärkeren Fokussierung auf den Heimatmarkt aus, die jede zweite kleinere Gesellschaft ins Auge gefasst hat, aber nur jede vierte größere.Ein Grund ist wohl auch das gesunkene Vertrauen in die Verlässlichkeit der ausländischen Partner. “Die Planungssicherheit nimmt signifikant ab”, sagte Holger Bingmann, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Als wesentlichen Faktor nannte er die Unberechenbarkeit von US-Präsident Donald Trump. Das Vertrauen in die US-Administration sei seit dem Ende des Erhebungszeitraums der Studie im Februar sicher eher weiter gesunken als gestiegen, erklärte er. Bingmann klagte zudem über die “unerträgliche” Unterminierung der Welthandelsorganisation WTO durch die USA. Deutschland sollte sich nicht für Protektionismus, sondern stets für fairen und freien Handel einsetzen, ergänzte Reuther. Er kündigte an, die Commerzbank werde das Netz ihrer Korrespondenzbanken im Ausland wieder ausbauen, nachdem dieses nach einer Milliardenstrafe wegen US-Sanktionsverstößen halbiert worden war.