Morphosys reduziert Forschungsprogramme
jh München
Das Biotechnologieunternehmen Morphosys konzentriert Investitionen auf seine am weitesten fortgeschrittenen Programme: drei Phase-3-Studien. Für die präklinischen Forschungsprogramme bedeutet dies das Ende. Die gesamte damit verbundene Aktivität werde eingestellt, „um die Kostenstruktur zu optimieren“, gab Morphosys am Donnerstag bekannt. Die Reduktion der Kosten und Investitionen wurde auf Anfrage nicht beziffert.
70 der rund 420 Beschäftigten am Firmensitz in Planegg bei München verlieren ihren Arbeitsplatz. Es handle sich um Wissenschaftler und Labor-Mitarbeiter, sagte ein Sprecher. Ihnen würden Abfindungen und Hilfe für die berufliche Veränderung angeboten. In Planegg und im Ortsteil Martinsried im Südwesten von München sind mehrere Biotechnologieunternehmen ansässig.
Die präklinischen Programme seien vielversprechend, berichtet Morphosys. Doch bis zur klinischen Entwicklung müssten „erhebliche Mittel“ investiert werden. Als Beispiel für diese Programme nannte der Sprecher Biologika, die aus biologischen Substanzen hergestellt werden, zur Behandlung von Krebs.
Die schwieriger gewordenen Finanzierungsbedingungen treffen auch die Biotechnologiebranche. Jean-Paul Kress, der Vorstandsvorsitzende von Morphosys, spricht von einem herausfordernden Marktumfeld. Deshalb „müssen wir unsere Investitionen auf die am weitesten fortgeschrittenen klinischen Programme bündeln“.
Am wichtigsten ist für das Unternehmen eine Studie zu Pelabresib in der sogenannten Erstlinienbehandlung von Myelofibrose (Knochenmarkkrebs). Geplant ist, dass die Daten der Phase-3-Studie Anfang 2024 veröffentlicht werden. 2025 soll das Medikament auf den Markt kommen und im Jahr darauf Morphosys in die Gewinnzone führen.
Das Unternehmen kündigte an, für die eingestellten präklinischen Forschungsprogramme andere Möglichkeiten zu suchen. Zu den Optionen zähle ein Verkauf, heißt es.
Hoffnungsträger aus den USA
Die Aktie von Morphosys verlor am Donnerstag zum Xetra-Schluss 3,2 % an Wert auf 16,66 Euro. In diesem Jahr hatte der Kurs zeitweise 60% zugelegt. Allerdings war er vom Anfang 2020 erreichten Höchststand bei 136 Euro bis Ende 2022 auf 12 Euro abgestürzt. Nach der Übernahme von Constellation Pharmaceuticals in den USA im Sommer 2021 ging es steil abwärts. Damit änderte sich das Geschäftsmodell. Der große Hoffnungsträger Pelabresib stammt von Constellation.