VDA

„Nachholbedarf bei Elektroladenetz wächst“

Jüngste Daten des Verbands der Automobilindustrie (VDA) liefern neuen Zündstoff in der kontroversen Debatte um den Ausbau der Ladeinfrastruktur, um die Elektromobilität zügig voranzutreiben.

„Nachholbedarf bei Elektroladenetz wächst“

sck München

Jüngste Daten des Verbands der Automobilindustrie (VDA) liefern neuen Zündstoff in der kontroversen Debatte um den Ausbau der Ladeinfrastruktur, um die Elektromobilität zügig voranzutreiben. Wenige Tage nach dem Beschluss des Europäischen Parlaments, von 2035 an den Neuwagenverkauf von Pkw mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren in der EU zu untersagen, haben die Branchenlobbyisten aus Berlin ihre Forderung, das öffentlich zugängliche Elektrofahrzeug-Ladenetz in Deutschland rasch zu erweitern, mit aktuellen Statistiken untermauert.

Nach Ansicht des VDA „wächst die Lücke zwischen der Ladeinfrastruktur und dem Bedarf weiter“. Deutschland habe „weiterhin und zunehmend großen Nachholbedarf beim Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge“. Die Lücke zwischen Ladeinfrastruktur und E-Auto-Bestand sei weiter gewachsen, lautet das Fazit der Interessenvertreter der deutschen Autohersteller und -zulieferer.

Gemäß eines vom Verband selbst erhobenen sogenannten VDA-E-Ladenetz-Rankings (basierend auf Angaben der Bundesnetzagentur und des Kraftfahrt-Bundesamts vom Mai 2022) sind überwiegend ostdeutsche Bundesländer führend bei der Modernisierung der Ladeinfrastruktur für reine Elektro-Pkw und Fahrzeuge mit Hybridantrieben (Verbrenner ergänzt um batteriebetriebene Motoren).

Spitzenreiter Sachsen

Nach dem Kriterium Anzahl der E-Autos je Ladestation liegt Sachsen unter den 16 deutschen Bundesländern auf Platz 1, gefolgt von Sachsen-Anhalt (2), Thüringen (3), Mecklenburg-Vorpommern (4). Schlusslicht ist das Saarland. An vorletzter Stelle steht das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen (vgl. Grafik).

Den Angaben zufolge gibt es in der Bundesrepublik über 60300 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Damit kommen aktuell in Deutschland im Durchschnitt rund 22 E-Pkw auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt. Damit hat sich Lage geringfügig verschlechtert. Beim zurückliegenden VDA-Ladenetzranking (Stand Oktober 2021) betrug der Wert 21 E-Pkw. Im Mai 2021 waren es laut VDA 17 E-Pkw. „Das Delta zwischen Angebot und Bedarf ist damit wachsen.“

Dieses Ergebnis nimmt VDA-Präsidentin Hildegard Müller zum Anlass, ihre Forderung zu bekräftigen: „Das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen Elektrofahrzeugen bis 2030 hat die Notwendigkeit eines ambitionierten Ausbaus der Ladeinfrastruktur weiter erhöht. Trotzdem geht der Ausbau viel zu langsam voran. Auch der für die Elektromobilität notwendige Ausbau der Stromnetze muss besser koordiniert werden. Wir brauchen deutlich mehr Tempo, wenn wir die Ziele erreichen wollen.“ Deshalb müsse der Ausbau dem Bedarf um zwei Jahre vorausgehen, statt wie bislang hinterherzuhinken. Dazu seien vor allem schnellere Planungs- und Genehmigungsprozesse nötig, so Müller. „Wir brauchen beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge eine Planungsbeschleunigung, die Automobilindustrie hat hierzu konkrete Vorschläge vorgelegt.“

Krieg beschleunigt Umbau

Derweil reagiert man in der Autoindustrie auf das sich abzeichnende Ende von Benzin- und Dieselmotoren bei den Neuzulassungen in der EU gelassen (vgl. BZ vom 10. Juni). Denn die Branche ist auf diese Art der Zeitenwende längst vorbereitet. Manche Hersteller setzen sich sogar noch ehrgeizigere Ziele, als die EU-Kommission und das Europäische Parlament beabsichtigen. Der starke Anstieg der Ölpreise infolge des Ukraine-Kriegs dürfte die Transformation der Branche in Richtung Elektromobilität beschleunigen, wird geschätzt. Als Reaktion auf die Entscheidung des Europäischen Parlaments in der vergangenen Woche (vgl. BZ vom 9. Juni) hatte der VDA seine Forderungen zum Thema Ladenetze wiederholt.

BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen dringen auf einen raschen Ausbau der Ladestationen vor allem in ihrem Heimatmarkt Deutschland. Die stärkste Volkswirtschaft in der EU hinkt tatsächlich der dynamischen Entwicklung hinterher und befindet sich im Vergleich zu anderen Industriestaaten nicht an der Spitze des Veränderungsprozesses. Der jüngste Schub bei den Elektrowagen-Neuzulassungen trug insbesondere dazu bei, dass die Werte für die Ladeinfrastruktur sich im Jahresvergleich verschlechterten.

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