Militärtechnik

Geldspritze für Rüstungs-Start-up Helsing

Das Münchner Start-up Helsing, das künstliche Intelligenz für den militärischen Einsatz entwickelt, hat sich 209 Mill. Euro an Investorengeldern gesichert. Der Sektor zieht seit einigen Jahren größeres Interesse von Wagniskapitalgebern auf sich.

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Münchener erhalten 209 Mill. Euro – Sektor bei Wagniskapitalinvestoren kein Tabu mehr

kro Frankfurt

Das Münchener Militärtechnik-Start-up Helsing, an dem sich schon der Spotify-Gründer Daniel Ek sowie die Zalando-Gründer Robert Gentz und Rubin Ritter beteiligt haben, hat frische Mittel für den Ausbau seiner Geschäfte in Deutschland, Frankreich und Großbritannien erhalten. In einer Series-B-Finanzierungsrunde, die von der US-Wagniskapitalgesellschaft General Catalyst angeführt wurde, seien 209 Mill. Euro zusammengekommen, teilte das 2021 gegründete Unternehmen mit.

Als strategischer Investor habe sich auch der schwedische Rüstungskonzern Saab beteiligt, der seit Mai 2022 mit Helsing im Bereich "kognitiver elektronischer Kampf" für die Luftwaffe kooperiert. Die beiden Partner hatten im Juni von der Bundesregierung den Auftrag erhalten, den Eurofighter für ebendieses Einsatzfeld auszurüsten. Mit dem nordrhein-westfälischen IT-Unternehmen Schönhofer Sales and Engineering sowie mit IBM Deutschland soll Helsing zudem eine KI-Infrastruktur für das Future Combact Air System (FCAS), das gemeinsame Waffensystem von Deutschland, Frankreich und Spanien, bereitstellen.

Auf welche Bewertung Helsing im Zuge der Finanzierungsrunde gekommen ist, ließ das Start-up offen. Das "Handelsblatt" berichtete jedoch unter Berufung auf Insider, dass es 1,7 Mrd. Euro gewesen sein sollen. Damit wäre Helsing mit Blick auf eine aktuelle Aufstellung des Marktforschers CB Insights das 31. deutsche Einhorn. Zusammengerechnet hat das Unternehmen mittlerweile gut 300 Mill. Euro an Wagniskapital eingesammelt.

Für Investoren kein Tabu mehr

Start-ups, die im Bereich Verteidigungstechnologie operieren, standen in der Vergangenheit meist nicht sehr weit oben auf der Prioritätenliste von Wagniskapitalgebern. Das lag nicht nur an moralischen Bedenken, sondern auch an der Tatsache, dass junge Firmen bei der Vergabe öffentlicher Aufträge eher selten zum Zuge kommen. In letzter Zeit sehen Beobachter jedoch ein zunehmendes Interesse von der VC-Seite, unter anderem wegen sich verschärfender geopolitischer Konflikte, wegen des Kriegs in der Ukraine, aber auch wegen der Befürchtung, dass technologische Innovationen von gegnerischer Seite genutzt werden könnten.

Die Entwicklung lässt sich in Zahlen ablesen: Hatten VC-Investoren im Jahr 2013 laut dem Datendienstleister Pitchbook nicht einmal 2 Mrd. Dollar in US-amerikanische und europäische Verteidigungstechnologie-Firmen gesteckt, so waren es 2021 mehr als 40 Mrd. Dollar. Der Wert hat sich im vergangenen Jahr im Zuge des allgemein eingetrübten Finanzierungsumfelds nur geringfügig auf 34 Mrd. Dollar verkleinert. Für Schlagzeilen sorgte dabei etwa das kalifornische Defense-Start-up Anduril, das im Dezember knapp 1,5 Mrd. Dollar eingesammelt hat und mit 8,5 Mrd. Dollar bewertet wurde. Auf deutscher Seite hat zudem das Drohnen-Start-up Quantum-Systems mit einer Finanzierungsrunde in Höhe von 17,5 Mill. Dollar auf sich aufmerksam gemacht, bei der auch der Milliardär Peter Thiel mit eingestiegen war.

Und auch in diesem Jahr sind Investoren im Bereich Defense Tech wieder aktiv und haben damit teils Neuland betreten: So hat der renommierte US-amerikanische VC-Riese Sequoia Capital im Juni eine Finanzierungsrunde im Volumen von 5,7 Mill. Dollar für die texanische Mach Industries angeführt – es war die erste Investition in Verteidigungstechnologie des 1972 gegründeten Geldgebers. Kurz zuvor hatte er bekannt gegeben, sein China-Geschäft abzuspalten.

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