Nächster Neustart für Galeria Karstadt Kaufhof
Nächster Neustart für Galeria
sar Frankfurt
Mit NRDC und Beetz übernehmen alte Bekannte – Investorenvereinbarung noch nicht in Kraft
Bei Galeria Karstadt Kaufhof versuchen sich alte Bekannte am Neustart: Wie seit Mittwochmittag bestätigt ist, will ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und Bernd Beetz, der über seine Vermögensverwaltungsgesellschaft BB Kapital einsteigt, die Warenhauskette weiterführen. Hinter NRDC steht der Kanadier Richard Baker, der auch die Mehrheit an der Hudson‘s Bay Company (HBC) hält. HBC war bereits 2015 bei Kaufhof investiert. 2018 wurde die Fusion mit der im Besitz von René Benkos Signa-Gruppe liegenden Konkurrentin Karstadt angekündigt, Signa übernahm später die Anteile von HBC an dem fusionierten Konzern. Der frühere Coty-CEO Beetz, in Fußballkreisen bekannt als Präsident des SV Waldhof Mannheim, war von 2018 bis 2019 Kaufhof-Aufsichtsratschef.
Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus (Kanzlei BRL) sagte, man habe „intensiv mit zwei potenziellen Investoren verhandelt“. Das Konsortium habe mit einem „tragfähigen wirtschaftlichen Konzept und nachgewiesener finanzieller Solidität“ überzeugt. Wenn die Gläubigerversammlung zustimmt, geht die Verfügungsgewalt über Galeria voraussichtlich Ende Juli vom Insolvenzverwalter auf die neuen Eigentümer mit Bernd Beetz als Shareholder und Chairman über. Das Management um CEO Olivier Van den Bossche soll im Amt bleiben.
Verhandlungen zu Mietverträgen
Die Investorenvereinbarung sieht die Übernahme von „voraussichtlich mehr als 70“ der zuletzt 92 Filialen vor. Wie viele es genau werden, hängt offenbar davon ab, zu welchen Zugeständnissen die Vermieter bereit sind. Zurzeit würden „viele Mietverträge noch gemeinsam von dem Insolvenzverwalter und der Galeria-Geschäftsführung mit den Vermietern verhandelt“, heißt es in einer Mitteilung. Die Investorenvereinbarung wird ohnehin erst wirksam, wenn das Amtsgericht Essen und die Gläubigerversammlung den Insolvenzplan annehmen. Dieser soll bis Ende April vorliegen, Ende Mai sollen die Gläubiger abstimmen.
Galeria-Investor Bernd BeetzWir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus.
Details zum strategischen Konzept sind unterdessen noch nicht bekannt. Investor Beetz sagte nur: „Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus.“ NRDC-Partner Jack Baker bezeichnete Galeria als „eine ikonische Marke“. Jörg Funder, Professor für Unternehmensführung im Handel an der Hochschule Worms, ist skeptisch. „Ich halte 20 Filialen für eine realistische Zahl“, zitiert ihn die Nachrichtenagentur dpa. Alles darüber hinaus sei „ein Zugeständnis an den Insolvenzverwalter, damit man den Zuschlag bekommt und die Häuser für eine gewisse Zeit weiterbetreibt.“
Nach zwei Insolvenzen in Eigenverwaltung 2020 und 2022 ist das aktuelle Verfahren der dritte Neuanlauf für Galeria seit der Fusion. Entsprechend stark ist die Kette geschrumpft. Im Herbst 2018 zählte Karstadt in Deutschland noch 79 Warenhäuser sowie 29 Fachgeschäfte von Karstadt Sports, Galeria Kaufhof betrieb 98 Filialen in Deutschland und über 30 im Ausland. Auf die derzeit 12.800 Galeria-Beschäftigten kommen nun im Filialnetz wie auch in der Zentrale erneut Einsparungen zu. Die Zentrale werde „an die reduzierte Warenhausgröße angepasst, mit dem Ziel, Galeria wie ein mittelständisches Unternehmen zu führen“.
Signa-Firmen nehmen weitere Hürde
Im ebenfalls insolvenzgeplagten Signa-Imperium haben am Mittwoch unterdessen die Real-Estate-Unternehmen Signa Development und Signa Prime Selection eine weitere Hürde bei der Restrukturierung genommen. Nachdem im März die Gläubiger einem Sanierungsplan zugestimmt hatten, haben jetzt auch die außerordentlich anberaumten Hauptversammlungen der beiden Gesellschaften für diese Lösung votiert. Beide Gesellschaften haben zudem ihre Aufsichtsräte neu besetzt, die Gremien sollen sich nun an die Neubestellung der Vorstandsposten machen.
Der Verkaufsprozess der Assets durch den Treuhänder kann starten, sobald das Handelsgericht in Wien grünes Licht für den Sanierungsplan gibt. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge wird dessen Beschluss bis Ende Juni erwartet. Vorgesehen sei ein Verkaufszeitraum von drei bis fünf Jahren, mit dem Erlös sollen mindestens 30% der Forderungen beglichen werden. Ein Konkurs mit Notverkauf der Immobilien, zu denen das KaDeWe in Berlin, die Einkaufsmeile „Goldenes Quartier“ in Wien und der Hamburger Elbtower zählen, ist damit abgewendet.
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