Lebensmittelkonzerne

Nestlé und Unilever heben Preise kräftig an

Die beiden Lebensmittelkonzerne Nestlé und Unilever haben ihre Umsätze im ersten Quartal stärker gesteigert als erwartet. Das Wachstum war vor allem kräftigen Preiserhöhungen zu verdanken. Das birgt jedoch die Gefahr von Marktanteilsverlusten, wenn Verbraucher zu günstigeren Produkten abwandern.

Nestlé und Unilever heben Preise kräftig an

Nestlé und Unilever heben Preise kräftig an

Lebensmittelkonzerne riskieren Marktanteilsverluste – Kostendruck steigt

md Frankfurt

Nestlé, der in der Schweiz ansässige größte Lebensmittelkonzern der Welt, und der britisch-niederländische Rivale Unilever haben im ersten Quartal jeweils etwas mehr umgesetzt als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Zurückzuführen war dies vor allem auf Preiserhöhungen. Beide Unternehmen erklärten, dass die Kunden einen Teil der gestiegenen Kosten tragen müssen, da ein globaler Handelskrieg und höhere Rohstoffpreise ihre Kosten erneut in die Höhe trieben. Nestlé-CEO Laurent Freixe wies in einer Telefonkonferenz auf die schwache Verbraucherstimmung hin – „nicht nur in den USA, sondern auf breiter Front“.

Die Konsumgüterkonzerne belasten seit dem vergangenen Jahr – wie schon 2022 nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine – stark steigende Rohstoffkosten. So waren die Preise für Kaffee und Kakao jüngst auf Rekordhochs geklettert. Daher wurden die Verkaufspreise von den Unternehmen kräftig erhöht. Das kann aber dazu führen, dass Kunden auf günstigere Handels- oder No-Name-Marken umsteigen; dies war während der Corona-Pandemie festzustellen, damals verloren Nestlé, Unilever und andere Markenkonzerne Marktanteile. Zudem dämpft der von US-Präsident Donald Trump entfachte Zollstreit, der Handelskriege lostreten könnte, die globale Verbrauchernachfrage und schürt die Angst vor einer Abschwächung der Weltwirtschaft.

„Begrenzte Kundenstörungen“

Nestlé, deren Wachstum 2024 auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten gefallen war, teilte mit, dass zweistellige Preissteigerungen bei Kaffee- und Schokoladenprodukten in einigen Märkten zu „begrenzten Kundenstörungen“ geführt haben.

Süßwaren um ein Zehntel teurer

Nestlé hat den Umsatz im ersten Kalenderviertel im Vergleich zur Vorjahreszeit um 2,3% auf 22,6 Mrd. sfr (24,1 Mrd. Euro) gesteigert. Zu verdanken war dies vor allem Preiserhöhungen. Für Getränke in flüssiger und Pulverform hob Nestlé die Preise im Jahresvergleich um durchschnittlich 4,7%, für Süßwaren gar um 10,1%. Dagegen schmälerte der starke Franken den Umsatz um 0,5%. Zu den Auswirkungen von Zöllen auf die Importe in die USA sagte CFO Anna Manz: „Große Bereiche, die davon betroffen sind, sind natürlich unser Wassergeschäft, das in die USA kommt, sowie Nespresso-Kapseln und einige unserer Zutaten.“ Nach früheren Angaben stellt der Markenhersteller (u.a. Nespresso, Maggi und Kitkat) mehr als 95% seiner Verkäufe in den USA vor Ort her.

Nestlé-CEO Freixe wurde im August vorigen Jahres auf den Schild gehoben, nachdem sein Vorgänger Mark Schneider mehrfach Ziele verfehlt und an Rückhalt bei Investoren und den knapp 280.000 Mitarbeitern verloren hatte. Dem Deutsch-Amerikaner wurden auch die Marktanteilsverluste angekreidet; er habe zu sehr auf Preiserhöhungen gesetzt und darüber die Stärkung der eigenen Marken vernachlässigt, lautete ein oft gehörter Vorwurf.

Jahresprognosen bestätigt

Der Konzern gibt sich zuversichtlich, die angepeilten Jahresziele trotz des internationalen Zollstreits und der Unsicherheiten zu erreichen. Für 2025 stellt das Management eine Verbesserung des organischen Umsatzwachstums im Vergleich zu 2024 in Aussicht; es soll „in einem normalen Geschäftsumfeld“ mindestens 4% betragen. Mit dem um Wechselkurseinflüsse und Verkäufe von Geschäftsbereichen bereinigten Umsatzwachstum von 2,2% hatte Nestlé 2024 den tiefsten Wert seit mehr als 25 Jahren markiert. Im ersten Quartal schaffte das Unternehmen aus eigener Kraft 2,8% und übertraf damit die Markterwartungen. Daran hatten die Preissteigerungen einen Anteil von 2,1%; auf das Mengenwachstum entfielen folglich nur 0,7%. Die bereinigte operative Ergebnismarge soll bei 16% oder höher liegen; mittelfristig will Nestlé wieder zu Werten von über 17% zurückkehren.

Die Ankurbelung des Wachstums hat für Freixe Priorität. Um den Appetit der Verbraucher auf Nestlé-Produkte anzuregen, will das Traditionsunternehmen die Werbe- und Marketingausgaben bis Ende 2025 auf 9% des Umsatzes hochschrauben. Zuletzt waren es 8%. Diese Ausgaben sollen mit Einsparungen finanziert werden.

Sparprogramm „über Plan“

Unilever hat in den ersten drei Monaten des Jahres die Erlöse bereinigt um 3% auf 14,8 Mrd. Euro gesteigert. Die Konsensschätzung der Analysten lag bei 2,8%. Das Effizienzprogramm liege über Plan und werde bis zum Jahresende zu Einsparungen von insgesamt rund 550 Mill. Pfund führen. Das Management bestätigte die Jahresziele.

Der Markenanbieter, der neben Lebensmitteln (u.a. Knorr, Pfanni und Magnum) auch Reinigungsprodukte (etwa Dove, Axe und Sunil) produziert, begründete das Wachstum mit seinem „zunehmend auf Premiumprodukte und Innovation ausgerichteten Portfolio in den entwickelten Märkten“, so CEO Fernando Fernandez, der im März nach dem Sturz von Hein Schumacher berufen worden war.

Bei Unilever waren Preiserhöhungen und Mengenwachstum in den entwickelten Märkten – etwa Nordamerika, wo der Absatz um 4 % stieg – ausgeglichener als bei Nestlé. Die Schwellenländer – die fast 60 % des Umsatzes ausmachen und deren Wachstumsaussichten das Unternehmen seit Jahren betont – entwickelten sich jedoch schwächer. Gemäß CEO Fernandez kann Unilever weitere Hebel in Bewegung setzen, um die Margen mindestens zu halten, beispielsweise die Reduzierung von Packungsgrößen. „Preisanpassungen sind immer das letzte Mittel, um unsere Margen zu schützen.“

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