Nippon Steel verschafft sich zweite Chance bei US Steel
Nippon Steel verschafft sich zweite Chance bei US-Steel-Übernahme
Prüfungsfrist über Präsidentenwahl hinaus verlängert
mf Tokio
Nippon Steel hat beim US-Ausschuss für Auslandsinvestitionen einen zweiten Antrag gestellt, die geplante Übernahme von US Steel zu überprüfen. Dadurch verlängert sich die bereits laufende Prüfung um 90 Tage, so dass der Ausschuss seine Empfehlung an das Weiße Haus wohl erst nach der US-Präsidentschaftswahl vom 5. November geben wird. Zuvor hatte Nippon-Steel-Vizechef Takahiro Mori in Washington Gespräche mit Komitee-Mitgliedern geführt.
Präsident Biden für Blockade
Mit dem neuen Antrag reagiert Japans größter Stahlhersteller auf Berichte, dass US-Präsident Joe Biden die 14-Mrd.-Dollar-Übernahme unter Verweis auf die nationale Sicherheit blockieren will, sobald die Empfehlung auf seinen Tisch kommen würde. Auch Kamala Harris und Donald Trump, die beiden Kandidaten für die Biden-Nachfolge, haben sich gegen die Übernahme der einstigen Industrie-Ikone durch ein ausländisches Unternehmen ausgesprochen.
Doch Biden stimmte offenbar einer Verlängerung der Überprüfung zu, worauf Nippon Steel mit dem neuen Antrag reagierte. Ursprünglich wollte sich der scheidende Präsident mit seinem Veto den Wählern als Freund der Arbeitnehmer präsentieren, da die mächtige Gewerkschaft United Steelworkers die Übernahme ablehnt, und auf diese Weise Harris unterstützen.
US-Steel-Heimat ist „Swing State“
Doch viele Mitarbeiter von US Steel sowie die Städte und Gemeinden mit den Stahlwerken haben sich für die Fusion ausgesprochen, weil die Japaner in die veralteten Werke in Pennsylvania 2,7 Mrd. Dollar investieren, alle Arbeitsplätze bis 2026 erhalten und bevorzugt für das Inland Stahl produzieren wollen.
Pennsylvania ist jedoch einer der wahlentscheidenden „Swing States“, Harris braucht dort jede Stimme. Zudem protestierten das Außen- und Verteidigungsministerium, da eine Blockade der Fusion Japan als engsten Sicherheitspartner der USA in Asien brüskieren würde.
Juristischer Sieg über Gewerkschaft
Zuvor hatte Nippon Steel schon einen anderen Sieg errungen. Drei von den beiden Stahlherstellern und der Gewerkschaft beauftragte Schiedsrichter haben laut einem Bericht des Webportals „Seeking Alpha“ das wichtigste juristische Argument der Gewerkschaft United Steelworkers zurückgewiesen, die Fusionsabmachung verstoße gegen einen Vertrag zwischen US Steel und der Gewerkschaft. Die Entscheidung des Schiedsgerichts kann nicht angefochten werden.