Windturbinenbauer

Nordex weitet Verlust aus

Nordex hat einen Umsatzrückgang und zudem auch aufgrund höherer Kosten einen operativen Verlust im ersten Halbjahr verbucht. Der Großaktionär aus Spanien stützt den Windturbinenbauer.

Nordex weitet Verlust aus

ste Hamburg

Beim Windkraftanlagenbauer Nordex drücken höhere Kosten für Rohstoffe, Energie und Logistik sowie Störungen in den Lieferketten weiter auf die Profitabilität. Das in Hamburg ansässige Unternehmen steigerte im zweiten Quartal infolge einer höheren Anzahl von Installationen verglichen mit den ersten drei Monaten (933 Mill. Euro) zwar den Umsatz auf rund 1,2 (i. V. 1,4) Mrd. Euro. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) fiel aber auch im Berichtsquartal mit rund −84 Mill. Euro negativ aus.

Für das erste Halbjahr stehen −173,3 (+68,4) Mill. Euro zu Buche, womit Nordex etwas besser abschnitt als von Analysten im Schnitt erwartet. Die Ebitda-Marge landete bei −8,1%. Bereinigt um Restrukturierungskosten von 29,6 Mill. Euro für die Neuausrichtung der Produktion – eine spanische Produktionsstätte für die Montage von Maschinenhäusern wurde geschlossen und die Produktion von Rotorblättern in Rostock beendet – lag das Ebitda bei −143,7 Mill. Euro und die Ebitda-Marge bei −6,8%. Das Unternehmen, das im ersten Halbjahr unter dem Strich einen verglichen mit dem ersten Quartal um gut 130 Mill. auf −283,2 (−63,7) Mill. Euro ausgeweiteten Konzernverlust einfuhr, bestätigte die am 24. Mai reduzierte Gesamtjahresprognose. Diese sieht 2022 einen Konzernumsatz von 5,2 bis 5,7 (5,4) Mrd. Euro und eine Ebitda-Marge zwischen −4 und 0 (1)% vor. Die auf den Umsatz bezogene Working-Capital-Quote soll in diesem Turnus unter −7% liegen.

Verträge anpassen

Eine zentrale Kernaufgabe liege derzeit darin, Risiken für den Konzern zu reduzieren und damit gleichzeitig die Profitabilität zu verbessern, erklärte Vorstandschef José Luis Blanco im Zwischenbericht zum 30. Juni. Dazu zähle insbesondere, Verträge den anspruchsvollen und volatilen Rahmenbedingungen anzupassen. „Hier sind wir auf einem guten Weg“, meinte Blanco und verwies auf die bestätigte Jahresprognose, in der direkte und indirekte Effekte aufgrund des Krieges in der Ukraine, Einmalaufwendungen für die Umstrukturierung der Produktion, Effekte der Lieferkettenstörungen in China sowie Extrakosten und Auswirkungen durch einen Cybersicherheitsvorfall Ende März berücksichtigt sind.

Mittelfristig wird weiterhin eine Ebitda-Marge von 8% angestrebt. Nordex habe sich in den vergangenen Jahren in den relevanten Märkten eine starke Marktposition erarbeitet und verfüge über leistungs- und wettbewerbsfähige Produkte, so der Vorstandschef. Die Nachfrage nach den Produkten sei auch im zweiten Quartal gut gewesen. Für die ersten sechs Monate steht im Segment Projekte (ohne Service) ein um 7,9% auf 3,0 (2,8) Gigawatt erhöhter Auftragseingang in den Büchern. Das wertmäßige Neugeschäftsvolumen stieg im Vorjahresvergleich um ein Fünftel auf 2,36 Mrd. Euro.

Nordex sprach am Montag von einer „Geschäftsentwicklung wie erwartet“. Die kurzfristigen Belastungen seien weiterhin sehr hoch und wirkten sich negativ auf die Profitabilität aus. Durch das negative Konzernergebnis verringerte sich das Eigenkapital im Vergleich zum Jahresende 2021 um gut ein Viertel auf 795,8 Mill. Euro. Die Eigenkapitalquote rutschte infolge des Verlusts und der gestiegenen Bilanzsumme zum Stichtag 30. Juni auf 17,9 (Ende 2021: 25,9)%. Um die Kapitalstruktur durch Erhöhung der Eigenkapitalquote zu stärken, platzierte der Windturbinenhersteller um den Quartalsultimo herum zwei Kapitalerhöhungen, die zu einem Bruttoerlös von insgesamt rund 351 Mill. Euro führten. Bei beiden Transaktionen beteiligte sich der spanische Ankeraktionär Acciona, dessen An­teil am Grundkapital von Nordex seither bei 40,97% liegt. Zudem erhielt der Windkraftanlagenbauer im Juli von Acciona ein Darlehen über 286 Mill. Euro, das eine im Februar 2023 auslaufende Anleihe über 275 Mill. Euro ersetzen soll.

Die Nordex-Aktie gab am Montag zunächst um bis zu 5,2% auf 10,02 Euro nach, ehe sie sich im weiteren Tagesverlauf erholte.

Nordex
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Auftragseingang123571962
Umsatz21262697
Bereinigtes Ebitda2−14468
Ber. Ebitda-Marge (%)−6,82,5
Ebit−262−6
Konzernergebnis−283−64
Investitionen8975
Freier Cashflow −287−10
Working-Cap.-Quote(%)−10,8−10,2
Nettoliquidität2714243
Eigenkapitalquote (%)17,925,93
1) Segment Projekte; 2) vor Neuausrichtungskosten; 3) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung
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