Autoindustrie

Northvolt startet Bau von Batteriefabrik in Heide

Der schwedische Batteriehersteller Northvolt hat in Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz den Bau seiner geplanten Batteriezellfabrik für Elektroautos im schleswig-holsteinischen Heide gestartet. Der Bund und das Land Schleswig-Holstein fördern das Milliardenprojekt. Erste Zellen sollen in zwei Jahren gefertigt werden.

Northvolt startet Bau von Batteriefabrik in Heide

Northvolt startet Bau von Batteriezellfabrik

Bundeskanzler: Herstellung guter Autos bleibt Rückgrat der Industrie – Erste Zellen in Heide ab 2026 geplant

ste Hamburg

Der schwedische Batteriespezialist Northvolt hat am Montag im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) den Bau einer Batteriezellfabrik für Elektroautos nahe der Stadt Heide in Schleswig-Holstein gestartet. Die Gigafactory auf 110 Hektar Fläche soll im Endausbau ab 2029 mit einem geplanten jährlichen Produktionsvolumen von rund 60 Gigawattstunden (GWH) die Herstellung von Batteriezellen für rund 1 Million Elektroautos pro Jahr ermöglichen. Die erste Zellmontage ist für 2026 vorgesehen. Der Bund und das Land Schleswig-Holstein fördern das Projekt. Die EU-Kommission hatte im Januar deutsche Beihilfen von 902 Mill. Euro genehmigt. Northvolt will nach eigenen Angaben 4,5 Mrd. Euro in die Fabrik investieren, die im Vollausbau bis zu 3.000 Mitarbeiter beschäftigen soll.

Investitionen wie die von Northvolt seien für Deutschland und für Europa von strategischer Bedeutung, sagte Bundeskanzler Scholz. Deutschland bleibe ein starkes Industrieland, und die Herstellung guter Autos bleibe auch über den Verbrennungsmotor hinaus Rückgrat der Industrie. „Dafür braucht es Batteriezellen made in Germany, made in Europe.“ Es sei eine gute Nachricht für Deutschland, dass in Schleswig-Holstein künftig klimafreundlich produzierte Batteriezellen für Elektroautos entstünden. Der Kanzler lobte das Tempo bei der Umsetzung des Energiewende-Projekts und sprach von „Dithmarschen-Geschwindigkeit“.

Ziel ist grünste Batterie

Northvolt kann in der Region ein Überangebot an lokal produzierter, CO2-neutraler Windenergie nutzen. Schleswig-Holsteins Westküste ist zudem über das Nordlink-Kabel mit Norwegens Energiemarkt und auch mit dem Energienetz in Dänemark verbunden. Mithilfe erneuerbarer Energien will Northvolt in Schleswig-Holstein die weltweit umweltfreundlichsten Batteriezellen in Serie produzieren.

Mit der Standortentscheidung des Unternehmens für die schleswig-holsteinische Westküste komme es zu einer der bislang größten Industrieansiedlungen, die die Industriestruktur in der gesamten Bundesrepublik nachhaltig prägen werde, betonte Ministerpräsident Günther. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sprach von einem guten Tag für die Westküste und für den Industriestandort Deutschland. Der Baustart zeige, dass die Transformationen hin zu Klimaneutralität und Wachstum Hand in Hand gehen, wenn der Wille da ist und die Rahmenbedingungen stimmen. Northvolt-Chef Peter Carlsson würdigte die Unterstützung durch Kunden, Investoren und die Menschen vor Ort „bei der Realisierung dieses Leuchtturmprojekts der globalen Energiewende“.

Teurer Spatenstich

Das Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) sprach von einem sehr teuren Spatenstich. Die EU habe sich mit ihrer 900-Mill.-Euro-Förderung in einen Subventionswettlauf drängen lassen. Die Investitionen von Northvolt wären vermutlich auch mit weit weniger Subventionen lohnend gewesen, was nur die Anteilseigner freue. Das Geld fehle nun an anderer Stelle, etwa bei Investitionen in Bildung oder Infrastruktur.

Es sei aber besser, so das IfW Kiel weiter, wenn der Staat in Technologien von morgen investiere, anstatt zu versuchen, alte Industriezweige künstlich am Leben zu halten. Die Politik müsse ihr industriepolitisches Investment nun mit den richtigen Maßnahmen flankieren. Wer grüne Technologien mit knapp 1 Mrd. Euro fördere, müsse auch bereit sein, fossile Technik ziehen zu lassen. Zudem seien Infrastruktur und Wohnungen für die neuen Fachkräfte zu schaffen.

Pläne für Börsengang

Die geplante Batteriezellfabrik von Northvolt in Schleswig-Holstein gehört zu einer Reihe bereits umgesetzter und geplanter Milliarden-Projekte in Deutschland von Unternehmen wie Infineon, Tesla, Intel, Microsoft, TSMC und Wolfspeed. Das 2016 gegründete Unternehmen aus Stockholm ist einer der wenigen europäischen Anbieter, die Batteriezellen in großem Maßstab produzieren. Northvolt sieht sich als der derzeit am schnellsten wachsende Batteriehersteller in der westlichen Welt mit aktuell mehr als 6.000 Beschäftigten in Schweden, Polen, Deutschland, Kanada und den USA.

Den gegenwärtigen Auftragsbestand beziffert Northvolt mit über 50 Mrd. Dollar. Das Unternehmen, das unter anderem den VW-Konzern, BMW und Volvo Cars zu Kunden und Partnern zählt, hat bislang mehr als 15 Mrd. Dollar bei Investoren eingeworben. Zu den größten Gesellschaftern gehören VW und Goldman Sachs. Zur Finanzierung des geplanten Wachstums steht auch ein Börsengang im Raum. Eine Entscheidung könnte in diesem Jahr fallen.

Der schwedische Batteriehersteller Northvolt hat mit dem Bau der Batteriezellfabrik nahe Heide in Schleswig-Holstein begonnen. Zum Start der Gründungsarbeiten des ersten Fabrikgebäudes kam auch Bundeskanzler Olaf Scholz in den Kreis Dithmarschen, in dem 1987 der erste Windpark Deutschlands entstand.

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