Online-Erotik-Plattform

Onlyfans füllt ihrem Eigner die Tasche

Die als emanzipatorisch gefeierte Online-Erotik-Plattform hat ihren Darstellerinnen und Darstellern im vergangenen Jahr zu teils stattlichen Einkommen verholfen. Allerdings reichen selbst die Einkünfte der erfolgreichsten „Influencer“ bei weitem nicht an das heran, was dem Eigentümer zuletzt zugeflossen ist.

Onlyfans füllt ihrem Eigner die Tasche

kro Frankfurt

Sex sells. Mit der richtigen Plattform gilt das zunehmend sowohl für Darstellerinnen und Darsteller als auch natürlich für jene, die im Hintergrund die Strippen ziehen. Ein Beispiel ist das Model Angela Renée White alias „Blac Chyna“, das auf dem 2016 gestarteten Online-Erotik-Portal Onlyfans im vergangenen Jahr laut Schätzungen rund 20 Mill. Dollar eingenommen hat. Sie ist damit zwar der finanziell erfolgreichste, aber bei weitem nicht der einzige Onlyfans-Promi, der mit der Veröffentlichung mehr oder weniger pornografischer Inhalte auf der 2016 gestarteten Plattform ein Millionengeschäft gemacht hat.

Der Weg dahin ist für die „Content-Kreatoren“ im Vergleich zum klassischen Filmbusiness insofern einfacher, als sie selbst bestimmen können, was sie auf ihren Kanälen zeigen, wie viel ihre Fans monatlich für den Zugang bezahlen sollen und auch weil die Einnahmen nicht etwa noch zusätzlich auf die Köpfe von Regisseuren und Produzenten verteilt werden müssen. Nicht umsonst wurde Onlyfans daher in der Vergangenheit oftmals auch als „Revolution der Pornobranche“ beziehungsweise als feministische Errungenschaft gefeiert.

Die jüngst bekannt gewordenen Geschäftszahlen des hochprofitablen britischen Tech-Start-ups zeigen allerdings auch, dass sich in der Verteilungsfrage am Ende doch nicht allzu viel verändert hat. Denn auch wenn bei der Erstellung der Inhalte viele Kosten wegfallen, müssen die Influencer immer noch 20 % ihrer Einnahmen an Fenix International Limited, die Betreiberfirma hinter Onlyfans, abdrücken. Für den Mehrheitseigentümer und Milliardär Leonid Radvinsky ist das ein lukrativer Satz: Ihm flossen in den vergangenen zwei Jahren mehr als 500 Mill. Dollar zu, wie der „Guardian“ ausgerechnet hat − und damit gut 25-mal so viel, wie Blac Chyna 2021 verdiente.

Immerhin: Seit Dezember 2021 steht mit Amrapali Gan eine Frau an der Spitze des Unternehmens, dessen Jahres-Vorsteuergewinn sich zuletzt mit 432 Mill. Dollar mehr als versiebenfacht hat. Die vorherige Marketing- und Kommunikationschefin hatte das Ruder im Dezember von Gründer Tim Stokely übernommen, der zurückgetreten war, nachdem Onlyfans im August einen Aufschrei unter ihren Content-Kreatoren ausgelöst hatte. Grund waren kurzzeitige Pläne des Unternehmens, pornografische Inhalte aus dem Angebot zu verbannen. Stokely zufolge hatten Banken ihn dazu gedrängt − aus Angst um ihren guten Ruf.

Nach „Zusicherungen“ der Geldgeber wurde die geplante Änderung dann aber vorerst doch nicht umgesetzt. Ein Schwerpunkt bei den Investitionen liegt laut den Aussagen der neuen CEO dennoch künftig in der Erstellung von Inhalten für OFTV, den kostenlosen − und pornofreien − Streamingkanal von Onlyfans.

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