Orange gelobt Besserung
wü Paris –
Trotz anhaltender Schwierigkeiten gibt sich Telekomriese Orange optimistisch. Nachdem seine Ergebnisse 2021 eingebrochen sind, peilt er für 2022 wieder eine Verbesserung an. So will der französische Rivale der Telekom das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung einschließlich Leasingkosten (Ebitda AL), den wichtigsten Indikator für Rentabilität, um 2,5% bis 3% steigern. 2021 ist das Ebitda AL um 0,5% auf 12,6 Mrd. Euro zurückgegangen, nachdem Orange bereits gewarnt hatte, dass es „stabil negativ“ ausfallen dürfte.
Grund für die Verschlechterung ist der nach wie vor schwierige spanische Markt, der Orange im ersten Halbjahr in die roten Zahlen getrieben hatte. Aber nicht nur, denn in Frankreich, dem größten Konzernmarkt vor Spanien, leidet der Telekomriese darunter, dass seine Konkurrenten nicht mehr so stark wie früher die alten Kupferleitungen mieten, sondern ihren Kunden stattdessen verstärkt Glasfaseranschlüsse anbieten. Dazu kam eine Belastung von 172 Mill. Euro im Zusammenhang mit Mitarbeiterbeteiligungen.
Trotz der Probleme in Spanien konnte Orange den Umsatz leicht steigern, um 0,8%. Zu verdanken hat der Telekomanbieter das vor allem seinem Wachstumsmotor Afrika. In Spanien dagegen ist das Ebitda AL weiter eingebrochen: um 16% im ersten Halbjahr und um 9% in der zweiten Jahreshälfte. Finanzchef Ramon Fernandez geht davon aus, dass sich die Rentabilität in Spanien jetzt wieder verbessert. Ab 2023 dürften Umsatz und Margen dort wieder steigen, meint er. Orange diskutiere mit Vodafone und Mas Movil über Allianzen in Spanien, berichtet der Wirtschaftsradiosender BFM Business.
Spanien ist für Orange der zweitwichtigste Markt, doch wegen des starken Wettbewerbsdrucks musste sie dort Marken einstellen, Stellen streichen und Wertminderungen über 3,7 Mrd. Euro vornehmen. Nach einem Nettoverlust von 2,6 Mrd. Euro in den ersten sechs Monaten wies der Telekomanbieter unter dem Strich ein Nettoergebnis von 778 Mill. Euro aus, nachdem er ein Jahr zuvor von einer unerwarteten Steuerrückzahlung in Höhe von 2 Mrd. Euro profitiert hatte.
Für die kommenden Jahre bleibt Orange optimistisch. Zum einen verbessert sich die Lage in Spanien, zum anderen dürften zwei strategische Akquisitionen in Rumänien und Belgien sowie der 5G-Ausbau helfen, den Umsatz zu steigern. Zudem kommt der Konzern gut mit geplanten Kosteneinsparungen voran. Gleichzeitig sinken die Investitionskosten wieder, da sich der teure Ausbau des Glasfasernetzes in Frankreich dem Ende nähert. Orange verspricht deshalb, den organischen Cashflow der Telekomaktivitäten 2022 von zuletzt 2,4 Mrd. Euro auf 2,9 Mrd. Euro zu steigern. 2023 dann soll er mindestens 3,5 Mrd. Euro betragen. Die Dividende für 2021 und 2022 soll unverändert 0,70 Euro je Aktie betragen.
Konzernchef Stéphane Richard gibt am 4. April nach zwölf Jahren die Konzernleitung an Christel Heydemann ab. Am meisten bedauert er, dass 2016 die Übernahme von Bouygues Telecom gescheitert ist. Als Nachfolger für Richard an der Spitze des Verwaltungsrates hat sich überraschend Sébastien Crozier beworben, der Chef der Gewerkschaft CFE CGC bei Orange. Die Orange-Aktie legte Donnerstag in Paris 0,6% auf 10,93 Euro zu.
Orange | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 45522 | 42270 |
Operatives Ergebnis | 2521 | 5521 |
Nettoergebnis | 778 | 5055 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 0 | 1,72 |
Organischer operativer Cashflow Telekomaktivitäten | 2401 | 2494 |
Nettoverschuldung | 24269 | 23489 |
Börsen-Zeitung |