Tourismus

Pandemie hält Kreuzfahrt-Sektor auch 2022 in Atem

Kreuzfahrten haben 2021 zugelegt, doch Covid-19 hält den Sektor weiterhin in Atem. Aida und Tui Cruises brechen Reisen vorzeitig ab, eine US-Behörde rät unabhängig vom Impfstatus von Kreuzfahrten ab.

Pandemie hält Kreuzfahrt-Sektor auch 2022 in Atem

ste Hamburg

Hoffnungen auf eine weitere deutliche Belebung des im zweiten Halbjahr 2021 wieder stärker gewordenen Geschäfts im von der Coronakrise kräftig gebeutelten Kreuzfahrtsektor haben zu Beginn des Jahres 2022 einen Dämpfer erhalten. Covid-19-Fälle auf Schiffen der Unternehmen Aida und Tui Cruises führten kurz nach dem Jahreswechsel zu einem Reiseabbruch.

Für die „Aida Nova“ und mehr als 4000 Menschen ging eine Fahrt auf die Kanarischen Inseln wegen Coronafällen in der Besatzung vorzeitig in Lissabon zu Ende. Auch Kreuzfahrten des Schiffes mit den Startdaten 5. Januar, 8. Januar und 12. Januar könnten aufgrund der aktuellen Situation nicht angeboten werden, teilte Aida Cruises mit. Das Kreuzfahrtschiff „Mein Schiff 6“ schloss eine Reise mit dem Hinweis auf „vereinzelte Fälle von Covid-19 an Bord“ in Dubai ohne geplante Anschlusskreuzfahrt ab. Für den Großteil der rund 2000 Passagiere wäre die Reise am Montag planmäßig zu Ende gegangen, so Tui Cruises. Die unfreiwillige Pause treffe diejenigen, die eine Anschlusskreuzfahrt gebucht hätten, sowie Gäste, die in Dubai an Bord gehen wollten. Für alle Gäste, die ihre Reise hätten fortsetzen wollen, würden Rückflüge organisiert.

Die beiden Fälle treffen die Kreuzfahrtbranche in einer nach wie vor schwierigen Phase. Die Unternehmen schreiben rote Zahlen: Kurz vor Weihnachten berichtete der Branchenriese Carnival, zu dem die Marke Aida gehört, über einen verglichen mit dem Vorjahr 2020 nur leicht auf 9,5 (i.V. 10,2) Mrd. Dollar verringerten Geschäftsjahresverlust 2021. Zwar haben sich die Sektorerlöse im vergangenen Turnus nach dem Einbruch im Jahr 2020 spürbar erholt. Die von Cruise Market Watch er­fassten Hochsee-Kreuzfahrtmarken kamen nach aktuellen Angaben des Branchendienstes im vergangenen Jahr auf ein Umsatzvolumen von insgesamt 23,8 Mrd. Euro – ein Anstieg um 81,8% verglichen mit 2020. Doch liegen die Erlöse auch 52,9% unterhalb des 2019 im letzten Jahr vor Beginn der Pandemie erreichten Niveaus. Auch die Zahl der beförderten Passagiere befand sich 2021 noch weit entfernt von den Rekorden, die vor der Coronakrise verbucht wurden. Cruise Market Watch verweist auf einen Anstieg verglichen mit dem Vorjahr um gut 96% auf 13,9 Millionen Passagiere, aber auch auf eine Lücke von mehr als 50% gemessen am Vorkrisenniveau.

Für Unruhe in der Branche sorgt derzeit die Coronavirus-Variante Omikron. Kurz vor Ende des abgelaufenen Jahres hob die CDC, eine Behörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums, die Risikostufe für Kreuzfahrten auf das höchste Niveau an und empfahl, Reisen unabhängig vom Impfstatus zu vermeiden. Der Schritt spiegele die Zunahme der Fälle an Bord von Kreuzfahrtschiffen seit der Identifizierung der Omikron-Variante wider. Der Branchenverband Cruise Lines International Association (CLIA) zeigte sich enttäuscht von der Reisewarnung und erklärte, die CDC-Entscheidung, das Niveau für Kreuzfahrten anzuheben, sei insbesondere verwunderlich, als die auf Kreuzfahrtschiffen festgestellten Fälle durchweg eine sehr geringe Minderheit aller Personen an Bord ausmachten, ihr Anteil weitaus geringer als an Land sei und die Mehrheit dieser Fälle asymptomatisch oder mild sei und die medizinischen Ressourcen an Bord oder an Land kaum oder gar nicht belaste.

Seit Juni 2021 gingen mit Wiederaufnahme der Kreuzfahrtaktivitäten in den USA, dem weltgrößten Branchenmarkt, CLIA-Angaben zufolge über 100 Schiffe mit knapp einer Million Passagieren auf Fahrt. Die Kreuzfahrtindustrie sei die einzige im US-Reise- und Tourismussektor, die Impfungen sowie Tests für Crews und Gäste einfordere. Die Impfraten an Bord eines Kreuzfahrtschiffs lägen üblicherweise über 95% – deutlich über dem Durchschnitt der gesamten US-Bevölkerung von aktuell 62%.

Auch der deutsche CLIA-Geschäftsführer unterstrich, Kreuzfahrten seien sichere Reisen. „Grund dafür sind die hohen Eingangsbarrieren“, so Helge Grammerstorf gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Auf den Schiffen gelte die 2G-plus- oder sogar 1G-plus-Regel. Dies bedeute, dass bei 2G plus eine Booster-Impfung Voraussetzung ist, das Schiff zu betreten, bei 1G plus, also ausschließlich geimpften Personen, reiche selbst der Genesenen-Status nicht aus. „Die Reedereien reagieren schnell und sehr konsequent.“ In der Kreuzfahrtindustrie zeigt man sich zuversichtlich, dass die Omikron-Variante einen großen, aber nur kurzfristigen Effekt haben wird.

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