Porsche stößt mit teurer Kurskorrektur auf Skepsis
Porsche stößt mit teurer Kurskorrektur auf Skepsis
Edelmarke besinnt sich auf Verbrenner zurück – Aktie fällt auf Rekordtief
sck/ste München/Hamburg
Kommentar Seite 2
Bericht Seite 9
Kurz nach dem Führungsbeben hat der geschwächte Sportwagenbauer Porsche seine Elektrostrategie korrigiert. Die Stuttgarter Edelmarke im Volkswagen-Mehrmarkenkonzern setzt wieder verstärkt auf neue Fahrzeugmodelle mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren und Hybrid-Varianten. Mit dieser Kehrtwende will Konzernchef Oliver Blume, der zugleich auch den Wolfsburger Mutterkonzern leitet, den stotternden Autoabsatz wieder ankurbeln.
Ein Geschäftseinbruch in China und verhaltene Auslieferungszahlen bei Elektro-Pkw warfen Porsche zuletzt zurück. Die Schwaben schlagen damit einen ähnlichen Weg ein wie Mercedes-Benz. Während Blume zuvor noch sehr deutlich für E-Autos trommelte, fuhr BMW hingegen in der Modellpolitik längst mehrgleisig.
Aktie auf Rekordtief
Am Markt zündete die Kurskorrektur von Porsche aber nicht. Im Gegenteil: Die Anleger wandten sich in Reaktion auf eine Pflichtmitteilung des Unternehmens zum Wochenschluss weiter von der Vorzugsaktie ab. Im Xetra-Handel verlor der Dax-Titel zeitweise 8% auf 55,08 Euro an Wert. Das Papier markierte damit den tiefsten Kurs seit dem Börsen-Comeback Ende September 2022. Damals kam die Aktie zu 82,50 Euro auf den Markt. Mitte 2023 erreichte sie über 120 Euro. Seitdem ging es aber bergab.
Die Investoren reagierten vergrätzt auf die mit dem Strategiewechsel verbundenen Zusatzkosten. Diese bezifferte Porsche auf 800 Mill. Euro. Das drückt weiter auf die Marge. Die Ad-hoc-Nachricht war eine Gewinnwarnung. Fürs laufende Jahr fällt die operative Umsatzrendite auf eine Spanne von 10 bis 12% zurück. Das ist der schlechteste Wert seit Blumes Amtsantritt als Porsche-CEO vor zehn Jahren. 2024 brach die Marge um 4 Prozentpunkte auf 14% ein. Die Konzernführung peilt dauerhaft 20% an.
Belastungen für Porsche-Holding steigen
Aufgrund der nochmals gedämpften Profitabilität fallen die Abschreibungen der von der Familie Porsche-Piëch dominierten Beteiligungsholding Porsche SE auf den Buchwert des Anteils an der Porsche AG noch höher aus als ursprünglich geplant. Die Holding bezifferte die Wertberichtigungen nun auf bis zu 3,5 Mrd. Euro. Die Belastung bei der VW-Beteiligung schlägt mit 20 Mrd. Euro ins Kontor. Die Porsche SE ist nach Stimmrechten größter Einzelaktionär des Wolfsburger Dax-Schwergewichts und zweitgrößter des Sportwagenbauers.
Trotz dieser strategischen Kehrtwende hat unterdessen VW, die über 75% des Grundkapitals der Porsche AG hält, ihre E-Strategie grundsätzlich bekräftigt. „Unsere Elektrostrategie verfolgen wir weiterhin mit Tempo und Fokus“, sagte ein Unternehmenssprecher.
Gleichzeitig sei es in der Transformationsphase wichtig, ein flexibles Angebot an Antrieben zu bieten, etwa weil sich weltweit der Wandel regional unterschiedlich schnell entwickle. „Deshalb behalten wir moderne Verbrennungs- und Hybridkonzepte mit im Blick.“ Über ihr Produktangebot entschieden die jeweiligen Marken.
Volkswagen legt erste Prognose im März vor
Die Volkswagen-Vorzüge schwankten am Freitag um den Vortagesschlusskurs von 95,90 Euro. Der Wolfsburger Konzern zog nach der Porsche-Mitteilung nicht mit einer eigenen Gewinnwarnung nach. Das Unternehmen will eine erste Prognose für 2025 bei der am 11. März geplanten Vorlage des Berichts zum abgelaufenen Geschäftsjahr veröffentlichen.
Aktuell gehen Markterwartungen für 2025 von einem Konzernumsatz von etwa 324 Mrd. Euro, einem operativen Gewinn von rund 19,3 Mrd. Euro bzw. einer operativen Marge von rund 6% sowie einem Netto-Cashflow von ca. 5 Mrd. Euro aus. Analysten von Deutsche Bank Research erklärten, das Ausbleiben einer Gewinnwarnung des VW-Konzerns nach den Porsche-Nachrichten sei als positiv anzusehen. In Wolfsburg werde offenbar damit gerechnet, die Markterwartungen auch unter Einbeziehung der Restrukturierungskosten von rund 800 Mill. Euro bei Porsche zu erreichen.