Porsche in operativer Krise

Porsche wagt strategische Kehrtwende

Fünf Tage nach dem Führungsbeben kommt Porsche mit einer neuen Hiobsbotschaft für die Aktionäre. Der geschwächte Sportwagenbauer modifiziert seinen Elektroansatz und will neue Fahrzeuge mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren anbieten. Das und ein „organisatorischer“ Umbau kosten Geld. Die Edelmarke gab eine erneute Gewinnwarnung ab.

Porsche wagt strategische Kehrtwende

Porsche wagt strategische Kehrtwende

Sportwagenbauer forciert wieder Verbrenner-Modelle – Margenabsturz setzt sich 2025 fort

sck München

Die Porsche AG hat eine Abkehr von ihrer bisher ambitionierten Elektrostrategie beschlossen. Fünf Tage nach dem Führungsbeben beim Sportwagenbauer kündigten Vorstand und Aufsichtsrat in einer Pflichtmitteilung an, das Angebot um zusätzliche Fahrzeuge mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren und Hybridantrieben auszubauen und insbesondere in der Unternehmensorganisation „Anpassungen“, sprich Einsparungen, vorzunehmen. Letzteres schließt einen möglichen Personalabbau etwa bei der schwächelnden Pkw-Marke des Mutterkonzerns Volkswagen wohl mit ein. Bei der Edelmarke mit Sitz in Stuttgart-Zuffenhausen wollte man sich dazu vorerst nicht konkret äußern.

Seit September 2022 führt Oliver Blume, der seit zehn Jahren CEO der Porsche AG ist, auch den Wolfsburger Mehrmarkenkonzern. Damals löste er Herbert Diess ab. Dieser Tage meldete die Porsche AG ad hoc, dass Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche mit Vize-CEO und Finanzvorstand Lutz Meschke sowie Vertriebsvorstand Detlev von Platen darüber verhandelt, deren Verträge vorzeitig aufzulösen.

Mehrkosten von 800 Mill. Euro

Die Konzernführung bezifferte die Zusatzaufwendungen infolge der jüngsten Beschlüsse auf rund 800 Mill. Euro. Neben der allgemeinen Flaute in der Autobranche schlagen diese Mehrkosten im laufenden Jahr ins Kontor. Nach der Meldung vom Sommer 2024 gab das Management daher eine zweite Umsatz- und Gewinnwarnung in Folge ab. Blume und seine Vorstandskollegen rechnen im laufenden Jahr mit einem stagnierenden Umsatz in einer Spanne von 39 Mrd. bis 40 Mrd. Euro. Die zu erwartende operative Marge für 2025 liegt nach Unternehmensangaben in einer Bandbreite von 10 bis 12%.

Damit entfernt sich die Porsche AG noch weiter von ihrem Ziel von 20%. Nach vorläufigen Berechnungen erreichte der Konzern im vergangenen Jahr nur das untere Ende der im Sommer 2024 auf 14 bis 15% reduzierten Prognosespanne. Der Rückgang beträgt 4 Prozentpunkte. Der Margenschwund impliziert einen Einbruch des operativen Ergebnisses um 1,8 Mrd. Euro oder ein Viertel auf rund 5,5 bis 5,6 Mrd. Euro.

Ergebniseinbruch von 25 Prozent

2025 wird das operative Ergebnis voraussichtlich auf eine Bandbreite von 3,9 Mrd. bis 4,8 Mrd. Euro einsacken. Zur Vorlage der Absatzzahlen 2024 warnte von Platen bereits, dass auch 2025 schwierig werde. Aufgrund eines Verkaufseinbruchs in China verminderten sich die Auslieferungen im vergangenen Jahr weltweit um 3% auf exakt 310.718 Einheiten.

Die Porsche AG legt ihre Bilanz 2024 am 12. März vor. Vor mehr als zwei Wochen stimmte der Bereich Investor Relations auf einer Konzernveranstaltung Analysten und Investoren auf einen Absatz- und Ergebnisrückgang auch im laufenden Jahr ein.

Dividende soll fast konstant bleiben

Trotz dieser schwachen Zahlen will die Porsche AG die Dividende für 2024 „in etwa“ auf der Höhe des Vorjahres zahlen. Für 2023 überwies die Firma je Vorzugsaktie 2,31 Euro und je stimmberechtigter Stammaktie 2,30 Euro. Die Ausschüttungssumme entsprach nahezu 41% des Konzernüberschusses. VW hält 75,4% und die Porsche SE 12,5% des Grundkapitals des Ende September 2022 wieder an die Börse gegangenen Traditionsunternehmens.

Die jüngste Gewinnwarnung vom Donnerstagabend löste im späten Handel der Plattform Tradegate an der Berliner Börse einen zeitweiligen Kursknick aus. Die Vorzugsaktie der Porsche AG brach kurz auf 58,50 Euro ein und beendete den Tag mit 59,30 Euro fast unverändert. Der Titel kam 2022 zu 82,50 Euro an die Börse. Seit dem Höhenflug auf nahezu 130 Euro im Sommer 2023 befindet sich das Papier im Sinkflug. Auch der Anteilschein der von der Familie Porsche-Piëch dominierten Beteiligungsholding Porsche SE verzeichnete herbe Kursverluste. Am Donnerstagabend sackte die Aktie auf fast 37 Euro ab. 2021 notierte sich noch bei rund 10 Euro.

Porsche SE muss noch höheren Milliardenverlust verdauen

Anlass des jüngsten Dämpfers bei der Porsche SE war ebenfalls eine Gewinnwarnung wegen der Rückschläge beim Sportwagenbauer. Die auch in Stuttgart residierende Holding teilte nach der Nachricht der Porsche AG ad hoc mit, dass die im zurückliegenden Dezember angekündigten Wertberichtigungen auf deren Anteile an der Porsche AG noch höher ausfallen werden. Statt einer bislang erwarteten Abschreibung von 1 Mrd. bis 2 Mrd. Euro auf das Porsche-Paket dürften nach Unternehmensangaben nunmehr 2,5 Mrd. bis 3,5 Mrd. Euro fällig werden. Zusammen mit den Wertberichtigungen auf den VW-Anteil wird die Porsche SE eine Gesamtbelastung von 23,5 Mrd. Euro verbuchen. Die Porsche SE veröffentlicht Ihre Bilanz für 2024 am 26. März. Die Holding ist nach Stimmrechten größter Einzelaktionär der VW AG.

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