Prada nähert sich Versace-Übernahme
Prada nähert sich Versace-Übernahme
Krise in der Modebranche treibt die Konsolidierung voran
bl Mailand
Die weltweite Krise im Luxusmodesektor könnte die Konsolidierung in der Branche beschleunigen. Es verdichten sich die Anzeichen für eine Übernahme der zur amerikanischen Capri-Holding gehörenden Versace durch Prada. Damit würde Italiens größter Modekonzern weiter wachsen. Im Gespräch ist ein Kaufpreis von 1,5 Mrd. Euro.
Bei der eben zuende gegangenen Mailänder Modewoche war der mögliche Verkauf das große Thema. Angeblich ist auch die OTB-Holding des Unternehmers Renzo Rosso (Diesel, Maison Martin Margiela, Jil Sander) interessiert. Doch Prada soll trotz einer sehr zurückhaltenden Reaktion von CEO Andrea Guerra der Favorit sein. Die Exor-Holding der früheren Fiat-Eigner Agnelli-Elkann hat dagegen angeblich abgewunken.
Versace schreibt Verluste
Versace geht es derzeit schlecht. Der Umsatz ist im dritten Quartal 2024 um 15% auf 193 Mill. Euro zurückgegangen. Operativ wurde ein Verlust von 21 Mill. Euro vermeldet. Für das Gesamtjahr wird bei einem Umsatz von 810 Mill. Euro ein Verlust erwartet. Versace, eine emblematische Marke, braucht dringend Investitionen. Branchenexperte Armando Branchini hat zwar keine Bestätigung für eine Übernahme. Doch er ist überzeugt: „Sollte Prada Versace übernehmen, würden sie das sicher sehr gut machen, denn die Marke und die DNA von Versace sind sehr stark und Prada-CEO Andrea Guerra sowie die Eignerfamilie Bertelli haben die Kompetenzen und die Fähigkeiten, das Potenzial der Marke noch besser zu entwickeln.“
Der Luxusmodenmarkt ist in der Krise. Die schwierige wirtschaftliche Lage, Wirtschaftskrise und Konflikte, die stark gesunkene Nachfrage aus China und überhöhte Preise haben die Nachfrage einbrechen lassen. Der Umsatz der weltweit führenden italienischen Unternehmen ging 2024 um 5,5% auf 96 Mrd. Euro zurück. Zwischen 2019 und 2024 gaben nach Angaben des Branchenverbandes Confartigianato 15.000 Unternehmen der Branche in Italien auf.
Besonders getroffen hat es Unternehmen wie Gucci: Der Umsatz der italienischen Marke, die zum französischen Kering-Konzern gehört, ging 2023 um 33% und 2024 noch einmal um 23% zurück. Branchini ist überzeugt, dass die Branchenkrise „konjunkturell bedingt, nicht strukturell“ ist. Dem in Hongkong notierten Prada-Konzern geht es sogar in der derzeit schwierigen Lage sehr gut. Prada soll Goldman Sachs und Citi mit Sondierungen beauftragt haben. Per Ende September stieg der Umsatz um 15% auf 3,8 Mrd. Euro. Analysten von Barclays erwarten für das umsatzstarke vierte Quartal Erlöse von 1,6 Mrd. Euro.
Ein Zwerg im Vergleich zu LVMH
Versace wurde 1978 von Gianni Versace gegründet. 2018 übernahm die Capri Holding das Unternehmen für 1,8 Mrd. Euro von Blackstone. Dieser Preis ist wohl nicht mehr realistisch. Die Franzosen, die einen großen Teil der italienischen Luxusgüterbranche kontrollieren (Gucci, Fendi, Valentino, Loro Piana etc), sollen nicht interessiert sein. LVMH ist noch kürzlich beim Daunenmodenproduzenten Moncler und bei Tod`s eingestiegen.
Zu Prada gehören Marken wie Miu Miu, Car shoe, Marchesi 1824 und Church`s. Mit einer Kapitalisierung von 23 Mrd. Dollar ist Prada im Vergleich zu LVMH (fast 350 Mrd. Euro) ein Zwerg.