Private Equity

Private Equity ängstigt sich vor Demokratisierungs-Flop

Private Equity öffnet sich mit neuen Fonds nun auch für Privatanleger. Doch die Angst der Branche wächst, dass ein Flop zu Beginn der Demokratisierung den Marktstart verderben könnte. Das wurde auf der Konferenz Private Markets One in Frankfurt deutlich.

Private Equity ängstigt sich vor Demokratisierungs-Flop

„Wir dürfen es dieses Mal nicht verderben“

Private Equity ängstigt sich vor Demokratisierungs-Flop − Konferenz Private Markets One

cru Frankfurt

Die Private-Equity-Branche öffnet sich für Privatanleger. Neben der großen Chance, die in der neuen und riesigen Kapitalquelle von geschätzt 10 Bill. Euro allein in Europa liegt, sind damit aber auch zahlreiche Herausforderungen verbunden. Das wurde auf der erstmals veranstalteten Branchenkonferenz Private Markets One in Frankfurt deutlich, die 250 hochkarätige Manager in der Frankfurt School of Finance zum Netzwerken versammelte.

Liquidität vs. Rendite

Die Hürden für die Erschließung der Privatanlegerersparnisse für Private Equity sind zahlreich. Eines der größten Probleme: Die angebotenen Investmentvehikel sollen regelmäßig eine gewisse Liquidität bieten, obwohl die Asset-Klasse naturgemäß illiquide ist und gerade deshalb eine Renditeprämie bietet. „Die Folge der Liquidität ist dann oft eine geringere Rendite, weil das als Reserve benötigte Kapital unverzinst bleibt“, sagte David Walsh vom britischen Private-Equity-Riesen Bridgepoint auf einem Panel im Audimax der Frankfurt School of Finance. Ein weiteres Problem ist das grundsätzliche Misstrauen gegenüber dem Neuen. „Das gilt besonders in Deutschland“, sagte Schneider-Sickert von dem Berliner Start-up Liqid, das Privatanlegergelder bündelt und an große Private-Equity-Firmen für Investments weiterreicht.

Zum Misstrauen der Privatanleger beigetragen haben allerdings auch schlechte Erfahrungen mit den Private Markets: Da war beispielsweise die Krise der offenen Immobilienfonds, die zeitweise die Rückgabe der Fondsanteile einschränken mussten. Ähnliches geschah noch jüngst bei den Immobilienfonds von Blackstone für Privatanleger. Auch die Investments deutscher Freiberufler in Containerschiffe gerieten zum Flop. Befürchtungen wecken auch die Erfahrungen in der Vergangenheit mit Hedgefonds, die Privatanlegern in der Form von Ucits-Fonds angeboten wurden. Hier erfolgte eine Negativauswahl von Managern dadurch, dass die Hedgefonds in den Ucits-Vehikel nicht uneingeschränkt ihre Strategien umsetzen konnten und deshalb sich nur die Schlechteren in das Schema pressen ließen.

DWS mahnt zur Sorgfalt

„Wir dürfen es dieses Mal nicht verderben“, fasste Peter Brodehser vom Assetmanager DWS die Ängste der Branche vor einem Misslingen des Marktstarts für Privatanleger zusammen. Denn nach einem langsamen Beginn haben die Verwalter alternativer Anlagen endlich Erfolg bei Europas Wohlhabenden, indem sie das anbieten, was viele Anleger wollen: bessere Liquidität.

Die Kapitalbeschaffung nimmt mit der Einführung verschiedener so genannter Evergreen-Fonds zu, die es den Kunden ermöglichen, regelmäßig Kapital abzuziehen oder neu einzubringen - eine Abkehr von den traditionellen geschlossenen Strukturen, die das Geld in der Regel für sieben bis zwölf Jahre binden.
Eine Reihe von Regeländerungen durch die EU-Kommission hat 2024 ebenfalls für einen Aufschwung gesorgt: Die Mindestanlagebeträge von 10.000 Euro wurden abgeschafft und die Art der Vermögenswerte, die Fondsmanager halten dürfen, wurde erweitert.

Eltifs wachsen rasant

So wurden viele neue Produkte unter der „Eltif“-Regelung eingeführt - kurz für European Long-Term Investment Fund. Die Genehmigungen für solche Fonds haben sich 2024 auf die Rekordzahl von 62 verdreifacht, die sich auf Private-Equity-, Infrastruktur-, Multi-Asset- und Private-Debt-Strategien verteilen. Allein zwischen Ende März und September stieg das von 52 Evergreen-Fonds in Europa verwaltete Vermögen um 26% auf 52,8 Mrd. Euro, so das Analysehaus Novantigo. Am schnellsten wächst der Eltif des Berliner Start-ups Liqid, der seit Mitte 2024 rund 160 Mill. Euro eingesammelt hat.

„Unsere Anleger werden beteiligt an einem diversifizierten Portfolio aus 45 Unternehmen aus dem globalen Mittelstand, das in den kommenden Monaten auf rund 100 Beteiligungen ausgebaut wird“, sagt Liqid-Gründer und CEO Schneider-Sickert. „Zu den Beteiligungen im Portfolio zählen unter anderem das italienische Softwareunternehmen Bending Spoons oder der Raumfahrtspezialist Maxar.“